Christian von Aster (Interview)

 



Michael Schmidt: Hallo Christian, herzlichen Glückwunsch zur Nominierung von Das Zwielichtkaleidoskop als Beste Kurzgeschichtensammlung beim Vincent Preis 2023.

Christian von Aster: Danke sehr. Es ist tatsächlich eine Nominierung, an der ich mich auf das Finsterste erfreue. Insbesondere, da sie diese spezielle Sammlung betrifft.

Michael Schmidt: Ich habe nachgeschaut. Das hat Tradition. Schon zum ersten Vincent Preis 2007 wurde deine Geschichte Plumpaquatsch als Beste Kurzgeschichte nominiert. Die erschien damals im StirnhirnhinterZimmer. Gibt es die noch? Ich meine ich hätte zuletzt ein Bild der Herren Hoffmann, Koch und von Aster gesehen.

 


Christian von Aster: Tatsächlich ist der Plumpaquatsch auch dieses Mal mit im Boot. Aber dazu später mehr. Was das Stirnhirnhinterzimmer angeht, durften wir kürzlich unter dem Motto ‚Es ist nicht tot, was ewig liest…‘ neun Jahre nach Ende unserer kleinen phantastischen Lesebühne, zwei derart furiose und komplett ausverkaufte Wiederauferstehungslesungen in Leipzig und Berlin feiern, dass wir beinahe überlegen, öfter wieder aufzuerstehen …

Michael Schmidt: Jetzt bin ich ganz unhöflich ins Haus gefallen. Also nochmal von vorne. Stell dich doch kurz vor!

Christian von Aster: Ich habe das Vergnügen, Christian von Aster, Autor nunmehr gesetzteren Alters, literarischer Hedonist und Genregrenzensaboteur, sowie laut Bernhard Hennen der ‚Bohemien der Deutschen Phantastik‘ zu sein. Ich hatte das Vergnügen, bei verschiedenen großen, noch mehr kleinen und einigen ganz kleinen Verlagen zu veröffentlichen, einige Preise und Nominierungen zu genießen, nie einen Bestseller, dafür aber einige wirklich verwegene Bücher verfasst zu haben und in der Regel Sätze zu schreiben, die zu lang sind, als dass man mit ihnen ernsthaft Erfolg haben könnte.

Michael Schmidt: Worum geht es in Das Zwielichtkaleidoskop?

Christian von Aster: Das Buch ist nicht mehr (aber auch nicht weniger) als eine Sammlung meiner besten Horrorgeschichten der vergangenen zwanzig Jahre, die in verschiedenen Anthologien, teils unter bizarren Umständen oder in zu vernachlässigenden Auflagen erschienen und in ihrer Gesamtheit vermutlich abseits dieser Sammlung kaum zu bekommen sind. Zumal natürlich auch etwas Unveröffentlichtes mit dabei ist. Es geht also vor allem um mein persönliches horribles Kurzgeschichtenkonvolut, dem ich und der Buchheim Verlag in Zusammenarbeit mit der Leipziger Künstlerin Jea Pics und mithilfe eines schwarzen Buchschnitts, eigens illustrierten Vorsatzblättern und einem besonderen Format einen angemessenen Rahmen schaffen wollten. Es ist – was zugegebenermaßen eine subjektive Einschätzung ist - ein kleines Schmuckstück und eines der Bücher, auf die ich mit am stolzesten bin.

Michael Schmidt: Ich weiß nicht, ob es wirklich Leute gibt, die noch nie was von dir gelesen haben. Trotzdem, erkläre doch mal, auf was sich die Leser bei dem Namen Christian von Aster einlassen.

Christian von Aster: Es ist schwierig, derlei über sich selbst zu schreiben. Aber generell lässt sich sagen: auf einen Autor, der den Geschichten, die von ihm geschrieben zu werden beschlossen haben, genreunabhänig und in aller Konsequenz gerecht zu werden versucht.

Michael Schmidt: Eine sehr schöne Einschätzung. Wie sind die bisherigen Resonanzen?

Christian von Aster: Ich habe bisher noch nichts Negatives gehört. Was entweder an der Qualität der Sammlung oder aber auch meinen schlechten Gehör liegen kann.

Michael Schmidt: Das Buch ist im Buchheim Verlag erschienen. Dort erschien noch ein Buch von dir!

 


Christian von Aster: Der zweite Titel ist ‚Ein Brief vom Keilerstein‘, ein bizarrer frankensteinesk/lovecraftianischer Hinterlandhybrid, den ich mit dem famosen Illustrator Holger Much verwirklichen durfte, dessen Bilder den morbiden Charme des Buches erst vervollkommnen.

Michael Schmidt: Warum der Buchheim Verlag?

Christian von Aster: Weil Olaf Buchheim meines Erachtens ein Verleger ist, der, wenn er ein Buch zu machen beschließt, alles dafür tut, dass es ein gutes Buch wird. Das zumindest sind meine persönlichen Erfahrungen mit ihm.

Michael Schmidt: Woran mangelt es der Leserschaft?

Christian von Aster: Das zu beurteilen fehlt es mir an Kompetenz. Auch wenn ich mir im Bezug auf Literatur generell bewussteren Konsum und kritischeren Umgang wünschen würde. Was aufgrund von Sachzwängen vermutlich die wenigsten Buchhandlungen gutheißen würden.

Michael Schmidt: Welche deiner Kollegen würdest du dem geneigten Leser ans Herz legen?

Christian von Aster: Ich bin in Sachen Gegenwartsliteratur nicht sehr firm und mein Geschmack ist alles andere als repräsentativ. Aber generell wären es die guten Unbekannten, nach denen es sich zu suchen lohnt. Wobei man sich Buchempfehlungen meines Erachtens vor allem von Menschen geben lassen sollte, die einen wirklich gut kennen.

Michael Schmidt: Woran arbeitest du gerade?

Christian von Aster: Am zweiten Band meiner Shylock Holmes Reihe und einem tentakelkonfliktorientieren Kartenspiel.

Michael Schmidt: Und welche Veröffentlichung steht gerade an?

Christian von Aster: Wenn alles gutgeht, wird das nächste Buch zwanzig Jahre nach Erscheinen des letzten Teils der fünfte Band der Ausnahme-Anthologie ‚Liber Vampirorum


Michael Schmidt: Noch ein Wort an die Meute draußen!

 Christian von Aster: Der Ansatz überfordert mich der Größe der Auswahl wegen.

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