Ian Rolf Hill (Interview)

 Das Interview führte Alexander Weisheit für den Vincent Preis. Die Potraits sind von Ian Rolf Hill, das Bild mit der Schlange von Lara Möller.



Alexander Weisheit: Hallo Ian Rolf Hill. Schön, dass es mit einem kleinen Interview für den  Vincent Preis 2023 geklappt hat. Danke dir für deine Zeit.

Ian Rolf Hill: Sehr gerne. Ich freue mich sehr über die Nominierung.

Alexander Weisheit: Erzähl doch zuerst unseren Leser:innen kurz etwas über dich.


Ian Rolf Hill: Wie viele vermutlich wissen, ist Ian Rolf Hill ein Pseudonym hinter dem sich Florian Hilleberg verbirgt. Ich wurde am 3. März 1980 in Uelzen geboren und bin in einem Dorf namens Lüder aufgewachsen und die ersten Jahre auch dort zur Schule gegangen. Gegenüber dieser Schule lag ein Sparmarkt, in dem ich das erste Mal mit JOHN SINCLAIR in Berührung gekommen bin. Diese Serie hat mich nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Schreiben gebracht. Meine ersten literarischen Gehversuche habe ich als Teenager für die sogenannte „Horrorstory der Woche“ gemacht, die damals in der zweiten, dritten und vierten Auflage erschienen ist. Später auch in der Sammler-Edition, den Taschenheftnachdrucken, in denen meine ersten drei Kurzgeschichten schließlich abgedruckt wurden. Meine allererste eingesendete Story „Im Haus der Spinnen“ wurde übrigens abgelehnt. Nach Beendigung der Schule und dem Zivildienst studierte ich in Göttingen Forstwirtschaft und hängte anschließend noch eine Ausbildung zum Krankenpfleger dran, die ich einige Jahre später durch eine zweijährige Weiterbildung zum Fachkrankenpfleger für Psychiatrie und Psychotherapie aufstockte. Just zu dieser Zeit (2014) schrieb ich auch meinen ersten Roman für die Serie JOHN SINCLAIR, Band 1914 „Arena der Werwölfe“. Bis heute einer der großen Wendepunkte in meinem Leben. Allerdings hatte ich zuvor schon einige Kurzgeschichten in diversen Anthologien unter der Herausgabe von Alisha Bionda, darunter „Die Knochenkirche“. Meine erste komplexere Novelle in Heftromanlänge, die einige Jahre später als Band 17 der Neuauflage deslegendären GESPENSTER-KRIMI erschienen ist. Unter meinem richtigen Namen veröffentlichte ich im Jahr 2016 gemeinsam mit Dr. Mark Benecke das Sinclair-Taschenbuch „Brandmal“, schrieb die beiden Sexploitation-Thriller „Special Interest“ und „Special Service“ (die beide im Arunya-Verlag erschienen sind), sowie die Familiensaga „Das Erbe von Kincaid Hall“ und „Schatten über Kincaid Hall“ (beide erschienen bei Digital Publishers). Nur um Missverständnisse zu vermeiden: „Schatten über Kincaid Hall“ wurde vergangenes Jahr unter dem Titel „Das Geheimnis von Kincaid Hall“ neu aufgelegt. Darüber hinaus erschienen 2023 die beiden Werke „John Sinclair – Dunkle Legenden“ und das dritte John Sinclair-Lexikon, ebenfalls aus meiner Feder. Mein Hauptarbeitsfeld sind allerdings die Heftromane, wo ich hauptsächlich für die Serien JOHN SINCLAIR, MADDRAX und PROFESSOR ZAMORRA schreibe. Darüber hinaus verfasse ich auch Hörspiele. Zuletzt erschienen ist bei Holysoft der Zweiteiler „Varney, der Vampir“. Für Saphier-Tonart habe ich einige Edgar-Wallace-Romane adaptiert und an der Serie GORDON BLACK mitgewirkt. Und nächstes Jahr folgt in Sachen Hörspiel eine weitere kleine Überraschung. Darüber hinaus schreibe ich regelmäßig Rezensionen und hatte die Ehre an dem kurzlebigen KRIMI-MAGAZIN mitwirken zu dürfen.

 


Alexander Weisheit: Du bist mit dem John Sinclair Roman ‚Niemandsland‘ für den Vincent Preis in der Kategorie ‚Heftromane‘ nominiert. Gratulation erstmal dazu. Kannst du uns ein wenig über den Inhalt dieses Romanes verraten?

Ian Rolf Hill: Dankeschön. Der Inhalt ist schnell umrissen. John Sinclair erwacht mit Jane Collins in einem Hotel am Fuße eines Vulkans. Irgendetwas ist seltsam, denn Jane Collins kann sich an viele Dinge nicht mehr erinnern. Beispielsweise an ihre Zeit als Hexe an Wikkas Seite oder auch an ihren neuen Freund Chris Ainsworth. Tatsächlich wähnt sie sich wieder mit John Sinclair in einer Beziehung. Der wird von seltsamen Visionen heimgesucht, in dem das Hotel von einem Ausbruch des Vulkans verschlungen wird. Bei dem Versuch den Dingen auf den Grund zu gehen, begegnet er zwei weiteren Geister- bzw. Dämonenjägern: Professor Zamorra und Dorian Hunter!


Alexander Weisheit: ‚Niemandsland‘ ist in dem Sinne etwas besonderes, weil er noch mit zwei weiteren Heftromanen zusammenhängt. Wie und was genau hat es damit auf sich?

Ian Rolf Hill: Es war im Frühjahr letzten Jahres als Uwe Voehl, Redakteur der Serie PROFESSOR ZAMORRA, an mich herantrat und im Namen von Dennis Ehrhardt fragte, ob ich mir vorstellen könnte an diesem Projekt mitzuwirken. Zwar gab es schon diverse Crossover zwischen Sinclair und Zamorra, aber eben noch keines, in dem gleich drei Heftromanhelden aufeinandertrafen. Und das auch noch in allen drei Serien. Es handelt sich also um eine Trilogie: Teil eins erschien unter dem Titel „Niemandsland“ als JOHN SINCLAIR Band 2360, Teil zwei erschien als PROFESSOR ZAMORRA Band 1288 „Niemandsleben“ und der dritte Teil schließlich als DORIAN HUNTER Band 134 „Niemandskind“. Der Clou ist, dass jeder der drei Bände von einem der entsprechenden Serienautoren verfasst wurde und sie später auch noch mal gesondert als Taschenbuch herauskamen. Das Projekt basiert also auf einer Idee von Dennis Ehrhardt, der auch den dritten Teil geschrieben hat. Teil zwei stammt von Thilo Schwichtenberg, die Story haben wir gemeinsam mit Uwe Voehl entwickelt.

 


Alexander Weisheit: Den Geisterjäger John Sinclair gibt es jetzt schon seit über 50 Jahren. Seit einigen Jahren gibt es ein Autorenteam das mit Jason Dark die Serie schreibt. Du bist einer aus dem Team der ziemlich von Anfang an dabei ist und einer der zur Zeit einen großen Teil der Serie schreibt. Wieviel Verantwortung steckt in dir und in deinen Romanen im Bezug auf die Serie?

Ian Rolf Hill: Ein erheblicher würde ich sagen. Gerade weil ich mit die meisten Romane für die Serie schreibe und mich auch um den Roten Faden kümmere. Das ist insofern nicht immer einfach, da JOHN SINCLAIR im Gegensatz zu vielen anderen Serien sich im Kern am wenigstens verändert hat. Zwar fährt John nicht mehr seinen silbergrauen Bentley, wohnt aber immer noch in dem Hochhaus am Rande von Soho, direkt neben seinem besten Freund Suko und dessen Partnerin Shao. Er arbeitet immer noch bei Scotland Yard in der Spezialabteilung von Sir James Powell und trägt auch noch das silberne Kreuz. Auch Jane Collins und die Conollys sind natürlich immer noch dabei. Trotzdem sprechen wir natürlich über eine Serie, die nicht auf der Stelle treten darf und sich auch Dinge entwickeln müssen. Ich weise an dieser Stelle mal auf die Jubiläumstrilogie Band 2400 bis 2402 hin, in dem es zu einem Großteil um das Reich des Spuks gehen wird.

Alexander Weisheit: Seit einiger Zeit hast du dir das Autorenleben zum Beruf gemacht. Du schreibst auch nicht nur für John Sinclair, sondern auch für andere Serien und auch noch mehr. Kannst du uns dazu etwas erzählen?


Ian Rolf Hill: Ja, neben JOHN SINCLAIR bin ich zur Zeit auch der Hauptautor der Serie MADDRAX. Gut ein Jahr nach dem ich zum festen Autorenteam für die Serie JOHN SINCLAIR gehörte, fragte Michael Schönenbröcher, ob ich auch für die Serie MADDRAX schreiben wolle. Ich sagte zu, obwohl ich sehr großen Respekt vor der Serie hatte, von der ich grob geschätzt nur die ersten einhundert Bände kannte. Allerdings finde ich es wichtig, gerade als professioneller Autor, sich auch in verschiedenen Genres auszuprobieren, über den Tellerrand zu blicken und immer wieder die persönliche Komfortzone zu verlassen. Die Arbeit an MADDRAX wurde im Laufe der Jahre immer intensiver. Doch auf Dauer kann ich nicht zwei Serien in dieser Form und Intensität bedienen, weshalb ich nach Band 650 bei MADDRAX deutlich kürzertreten werde. Auch für die Serie PROFESSOR ZAMORRA habe ich mittlerweile schon 23 Romane geschrieben, sehe mich dort aber mehr als regelmäßiger Gastautor. Obwohl es auch dort Figuren und Handlungsstränge gibt, die ich regelmäßig bediene. Tatsächlich macht mir die Arbeit an PROFESSOR ZAMORRA immer noch großen Spaß. Vielleicht auch, weil ich dort die meisten Freiheiten habe. Die dort erscheinenden Romane sind mit Abstand, die am wenigsten entschärften.


Alexander Weisheit: Wie sieht so ein Tag in deinem Autorenleben aus?

Ian Rolf Hill: Vermutlich so wie der jedes anderen Büroangestellten oder Beamten mit Gleitzeit. Allerdings ohne den bezahlten Urlaub, die freien Wochenenden und den pünktlichen Feierabend. Von Krankengeld ganz zu schweigen. Es ist ein Beruf, den man aus Leidenschaft macht. Ich stehe morgens zwischen sieben Uhr und sieben Uhr dreißig auf, Frühstücke und sitze dann ab halb neun/neun am Rechner. Ich strebe ein tägliches Pensum zwischen 30.000 bis 40.000 Zeichen an. Das betrifft allerdings nur die Heftromane meiner Komfortzone. Bei anderen Projekten setze ich mir individuelle Tagesziele. Motivation in dem Sinne brauche ich nicht. Meine Arbeit macht mir Spaß und wenn sie das nicht tut, dann muss ich da durch, weil ich sonst nun mal kein Geld verdiene.

Alexander Weisheit: Hast du einen Tipp für junge Autor:innen, wenn es mit dem Schreiben mal nicht so klappt? Wie motivierst du dich und was ist dein Konzept zum regelmässigen Schreiben?

Ian Rolf Hill: Zunächst einmal sollte man sich darüber im Klaren sein, was man möchte. Schreiben darf nicht zum Zwang werden, dann verliert man den Spaß und die Kreativität. Das ist besonders für diejenigen ein Problem, die gerne geschrieben haben. Also Autor:innen, die erst dann zufrieden sind, wenn das Wort ENDE unter dem Text steht. Ich bin zum Glück jemand, der einfach gerne schreibt. Wenn ich einen Roman beendet habe, freue ich mich bereits so sehr auf den nächsten, dass ich gar nicht auf die Idee komme, lange die Beine hochzulegen. Außerdem sollten Autor:innen lesen. Lesen, lesen und noch mal lesen. Und natürlich schreiben! Hier geht es vor allem um Disziplin. Wenn man Romane und Kurzgeschichten veröffentlichen möchte, muss man sich hinsetzen und schreiben, daran führt kein Weg vorbei. Ich denke zum Beispiel auch nicht minuten- oder stundenlang über einen Satz nach. Nichts ist demotivierender, als nicht voranzukommen. Es gibt keinen perfekten Text. Was einem gefällt, kann ein anderer für den größten Murks halten. Von daher ist es immer empfehlenswert mit kürzeren Texten anzufangen.

 Alexander Weisheit: Wie sieht dein Tag außerhalb der Autorenarbeit aus? Was machst du zum entspannen, in deiner Freizeit?

Ian Rolf Hill: Bis vor Kurzem war meine Katze Krümel ein großer Bestandteil in meinem Leben. Leider musste ich sie kurz vor ihrem neunzehnten Geburtstag einschläfern lassen. Zu meinem Entspannungsprogramm gehören regelmäßige Spaziergänge in der Natur, oft zusammen mit dem Haushund Spike, sowie Ausflüge mit meiner Partnerin Lara. Ich koche leidenschaftlich gerne (es gibt praktisch keinen Tag, an dem die Küche kalt bleibt) und ich lese viel. Ein überaus wichtiges Kriterium für einen Autor. Insbesondere, wenn man sich entwickeln möchte. Ich bin ein großer STAR TREK-Fan (besonders DEEP SPACE NINE) und lese auch die entsprechenden Romane. Ich gehe gerne ins Kino und bin ein großer Comic-Fan (vor allem DC). Außerdem habe ich vor einigen Jahren meine Liebe zu den MASTERS OF THE UNIVERSE wiederentdeckt, die mich als Kind begleitet und geprägt haben.

 

Alexander Weisheit: Was macht das Genre Grusel/Horror im Gegensatz zu anderen, wie zum Beispiel Krimi, Liebe oder auch Fantasy, aus? In welchem Genre schreibst du am liebsten?

Ian Rolf Hill: Im Grusel- und Horror-Genre geht es um die spielerisch genossene Furcht und die Auslotung eigener Grenzen. Angst ist eine unserer stärksten Emotionen, mit der wir uns bewusst oder unbewusst am meisten auseinandersetzen. Ich denke auch, dass dieses Genre die meisten Überraschungen bereit hält und am wenigsten irgendwelche Erwartungen erfüllen muss oder sollte. Es muss nicht immer ein Happy-End geben und darf auch die Abgründe der menschlichen Seele bis in die tiefsten Winkel ausloten. Darüber hinaus gibt es nichts Besseres zum Stressabbau als einen Horrorfilm oder einen Horrorroman. Darüber hinaus ist dieses Genre auch mit am vielfältigsten, da es durchaus aus Elementen des Krimis, der Fantasy und sogar der Liebesgeschichten beinhalten kann und trotzdem noch erschreckend sein darf.

Alexander Weisheit: Was verbindet dich mit dem Vincent Preis und wie wichtig ist dieser Preis für die Autor:innen?

Ian Rolf Hill: Um ehrlich zu sein verbindet mich mit dem Vincent Preis nicht allzu viel. Ich weiß, dass es ihn gibt und habe auch schon selbst das eine oder andere Mal abgestimmt. Tatsächlich habe ich mich damit auch nicht besonders intensiv auseinandergesetzt.

Alexander Weisheit: An welchen Projekten arbeitest du zur Zeit? Auf was können sich die Leser:innen bald von dir freuen?

Ian Rolf Hill: Zur Zeit dieses Interviews schreibe ich an einem neuen Zweiteiler für die Serie JOHN SINCLAIR unter dem Arbeitstitel „Susanoos Zorn“, in dem es um die japanische Mythologie geht und der für die Leser:innen einige Überraschungen bereithält. Als nächstes ist dann der MADDRAX Band 637 „Die Dino-Offensive“ dran, bevor ich mich nach Ostern neuen spannenden Projekten widmen darf, über die ich an dieser Stelle nicht allzu viel verraten möchte und darf.

Alexander Weisheit: Hast du noch ein paar abschliessende Worte an die Leser:innen?

Ian Rolf Hill: Ich freue mich jedes Mal wahnsinnig über das Feedback zu meinen Romanen. Es gibt nichts Schöneres für Autorinnen und Autoren, wenn sie erfahren, dass ihre Werke jemanden berührt haben, auf welche Weise auch immer. Von daher sende ich an dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle Leserinnen und Leser meiner Romane. Ich hoffe, ihr könnt euch auch in Zukunft an ihnen erfreuen. Und natürlich auch ein ganz herzliches Dankeschön für die Nominierung.

Alexander Weisheit: Ich danke dir für den kleinen Einblick und wünsche dir für deine Zukunft viele weitere Ideen und alles Gute.

Ian Rolf Hill: Ich habe zu danken.

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