Ian Rolf Hill (Interview)
Das Interview führte Alexander Weisheit für den Vincent Preis. Die Potraits sind von Ian Rolf Hill, das Bild mit der Schlange von Lara Möller.
Alexander Weisheit: Hallo Ian Rolf Hill. Schön, dass es mit
einem kleinen Interview für den Vincent Preis 2023 geklappt hat. Danke dir für deine
Zeit.
Ian Rolf Hill: Sehr gerne. Ich freue mich sehr über die
Nominierung.
Alexander Weisheit: Erzähl doch zuerst unseren Leser:innen kurz etwas über dich.
Alexander Weisheit: Du bist mit dem John Sinclair Roman ‚Niemandsland‘
für den Vincent Preis in der Kategorie ‚Heftromane‘ nominiert. Gratulation
erstmal dazu. Kannst du uns ein wenig über den Inhalt dieses Romanes verraten?
Ian Rolf Hill: Dankeschön. Der Inhalt ist
schnell umrissen. John Sinclair erwacht mit Jane Collins in einem Hotel am Fuße
eines Vulkans. Irgendetwas ist seltsam, denn Jane Collins kann sich an viele
Dinge nicht mehr erinnern. Beispielsweise an ihre Zeit als Hexe an Wikkas Seite
oder auch an ihren neuen Freund Chris Ainsworth. Tatsächlich wähnt sie sich
wieder mit John Sinclair in einer Beziehung. Der wird von seltsamen Visionen
heimgesucht, in dem das Hotel von einem Ausbruch des Vulkans verschlungen wird.
Bei dem Versuch den Dingen auf den Grund zu gehen, begegnet er zwei weiteren
Geister- bzw. Dämonenjägern: Professor Zamorra und Dorian Hunter!
Ian Rolf Hill: Es war im Frühjahr letzten Jahres als Uwe
Voehl, Redakteur der Serie PROFESSOR ZAMORRA, an mich herantrat und im Namen
von Dennis Ehrhardt fragte, ob ich mir vorstellen könnte
an diesem Projekt mitzuwirken. Zwar gab es schon diverse Crossover zwischen
Sinclair und Zamorra, aber eben noch keines, in dem gleich drei Heftromanhelden
aufeinandertrafen. Und das auch noch in allen drei Serien. Es handelt sich also
um eine Trilogie: Teil eins erschien unter dem Titel „Niemandsland“ als JOHN SINCLAIR Band 2360, Teil zwei erschien als
PROFESSOR ZAMORRA Band 1288 „Niemandsleben“ und der dritte Teil schließlich als
DORIAN HUNTER Band 134 „Niemandskind“. Der Clou ist,
dass jeder der drei Bände von einem der entsprechenden Serienautoren verfasst
wurde und sie später auch noch mal gesondert als Taschenbuch herauskamen. Das
Projekt basiert also auf einer Idee von Dennis Ehrhardt, der auch den dritten
Teil geschrieben hat. Teil zwei stammt von Thilo Schwichtenberg, die Story
haben wir gemeinsam mit Uwe Voehl entwickelt.
Alexander Weisheit: Den Geisterjäger John Sinclair gibt es
jetzt schon seit über 50 Jahren. Seit einigen Jahren gibt es ein Autorenteam
das mit Jason Dark die Serie schreibt. Du bist einer aus dem Team der ziemlich
von Anfang an dabei ist und einer der zur Zeit einen großen Teil der Serie
schreibt. Wieviel Verantwortung steckt in dir und in deinen Romanen im Bezug
auf die Serie?
Ian Rolf Hill: Ein erheblicher würde ich sagen. Gerade weil
ich mit die meisten Romane für die Serie schreibe und mich auch um den Roten
Faden kümmere. Das ist insofern nicht immer einfach, da JOHN SINCLAIR im
Gegensatz zu vielen anderen Serien sich im Kern am wenigstens verändert hat.
Zwar fährt John nicht mehr seinen silbergrauen Bentley, wohnt aber immer noch
in dem Hochhaus am Rande von Soho, direkt neben seinem besten Freund Suko und
dessen Partnerin Shao. Er arbeitet immer noch bei Scotland Yard in der
Spezialabteilung von Sir James Powell und trägt auch noch das silberne Kreuz.
Auch Jane Collins und die Conollys sind natürlich immer noch dabei. Trotzdem
sprechen wir natürlich über eine Serie, die nicht auf der Stelle treten darf
und sich auch Dinge entwickeln müssen. Ich weise an dieser Stelle mal auf die
Jubiläumstrilogie Band 2400 bis 2402 hin, in dem es zu einem Großteil um das
Reich des Spuks gehen wird.
Alexander Weisheit: Seit einiger Zeit hast du dir das Autorenleben zum Beruf gemacht. Du schreibst auch nicht nur für John Sinclair, sondern auch für andere Serien und auch noch mehr. Kannst du uns dazu etwas erzählen?
Alexander Weisheit: Wie sieht so ein Tag in deinem Autorenleben aus?
Ian Rolf Hill: Vermutlich so wie der jedes anderen Büroangestellten
oder Beamten mit Gleitzeit. Allerdings ohne den bezahlten Urlaub, die freien
Wochenenden und den pünktlichen Feierabend. Von Krankengeld ganz zu schweigen.
Es ist ein Beruf, den man aus Leidenschaft macht. Ich stehe morgens zwischen
sieben Uhr und sieben Uhr dreißig auf, Frühstücke und sitze dann ab halb
neun/neun am Rechner. Ich strebe ein tägliches Pensum zwischen 30.000 bis
40.000 Zeichen an. Das betrifft allerdings nur die Heftromane meiner
Komfortzone. Bei anderen Projekten setze ich mir individuelle Tagesziele.
Motivation in dem Sinne brauche ich nicht. Meine Arbeit macht mir Spaß und wenn
sie das nicht tut, dann muss ich da durch, weil ich sonst nun mal kein Geld
verdiene.
Alexander Weisheit: Hast du einen Tipp für junge Autor:innen, wenn es mit dem Schreiben mal nicht so klappt? Wie motivierst du dich und was ist dein Konzept zum regelmässigen Schreiben?
Ian Rolf Hill: Zunächst einmal sollte man sich darüber im
Klaren sein, was man möchte. Schreiben darf nicht zum Zwang werden, dann verliert
man den Spaß und die Kreativität. Das ist besonders für diejenigen ein Problem,
die gerne geschrieben haben. Also Autor:innen, die erst dann zufrieden sind,
wenn das Wort ENDE unter dem Text steht. Ich bin zum Glück jemand, der einfach
gerne schreibt. Wenn ich einen Roman beendet habe, freue ich mich bereits so
sehr auf den nächsten, dass ich gar nicht auf die Idee komme, lange die Beine
hochzulegen. Außerdem sollten Autor:innen lesen. Lesen, lesen und noch mal
lesen. Und natürlich schreiben! Hier geht es vor allem um Disziplin. Wenn man
Romane und Kurzgeschichten veröffentlichen möchte, muss man sich hinsetzen und schreiben, daran führt kein
Weg vorbei. Ich denke zum Beispiel auch nicht minuten- oder stundenlang über
einen Satz nach. Nichts ist demotivierender, als nicht voranzukommen. Es gibt
keinen perfekten Text. Was einem gefällt, kann ein anderer für den größten
Murks halten. Von daher ist es immer empfehlenswert mit kürzeren Texten
anzufangen.
Ian Rolf Hill: Bis vor Kurzem war meine Katze Krümel ein großer
Bestandteil in meinem Leben. Leider musste ich sie kurz vor ihrem neunzehnten
Geburtstag einschläfern lassen. Zu meinem Entspannungsprogramm gehören regelmäßige Spaziergänge in der Natur, oft
zusammen mit dem Haushund Spike, sowie Ausflüge mit meiner Partnerin Lara. Ich
koche leidenschaftlich gerne (es gibt praktisch keinen Tag, an dem die Küche
kalt bleibt) und ich lese viel. Ein überaus wichtiges Kriterium für einen
Autor. Insbesondere, wenn man sich entwickeln möchte.
Ich bin ein großer STAR TREK-Fan (besonders DEEP SPACE NINE) und lese auch die
entsprechenden Romane. Ich gehe gerne ins Kino und bin ein großer Comic-Fan
(vor allem DC). Außerdem habe ich vor einigen Jahren meine Liebe zu den MASTERS
OF THE UNIVERSE wiederentdeckt, die mich als Kind begleitet und geprägt haben.
Alexander Weisheit: Was macht das Genre Grusel/Horror im
Gegensatz zu anderen, wie zum Beispiel Krimi, Liebe oder auch Fantasy, aus? In
welchem Genre schreibst du am liebsten?
Ian Rolf Hill: Im Grusel- und Horror-Genre geht es um die
spielerisch genossene Furcht und die Auslotung eigener Grenzen. Angst ist eine
unserer stärksten Emotionen, mit der wir uns bewusst oder unbewusst am meisten
auseinandersetzen. Ich denke auch, dass dieses Genre die meisten Überraschungen
bereit hält und am wenigsten irgendwelche Erwartungen erfüllen muss oder
sollte. Es muss nicht immer ein Happy-End geben und darf auch die Abgründe der
menschlichen Seele bis in die tiefsten Winkel ausloten. Darüber hinaus gibt es
nichts Besseres zum Stressabbau als einen Horrorfilm oder einen Horrorroman.
Darüber hinaus ist dieses Genre auch mit am vielfältigsten, da es durchaus aus
Elementen des Krimis, der Fantasy und sogar der Liebesgeschichten beinhalten
kann und trotzdem noch erschreckend sein darf.
Alexander Weisheit: Was verbindet dich mit dem Vincent Preis und wie wichtig ist dieser Preis für die Autor:innen?
Ian Rolf Hill: Um ehrlich zu sein verbindet mich mit dem
Vincent Preis nicht allzu viel. Ich weiß, dass es ihn gibt und habe auch schon
selbst das eine oder andere Mal abgestimmt. Tatsächlich habe ich mich damit
auch nicht besonders intensiv auseinandergesetzt.
Alexander Weisheit: An welchen Projekten arbeitest du zur Zeit? Auf was können sich die Leser:innen bald von dir freuen?
Ian Rolf Hill: Zur Zeit dieses Interviews schreibe ich an
einem neuen Zweiteiler für die Serie JOHN SINCLAIR unter dem Arbeitstitel „Susanoos
Zorn“, in dem es um die japanische Mythologie geht und der für die Leser:innen
einige Überraschungen bereithält. Als nächstes ist dann der MADDRAX Band 637
„Die Dino-Offensive“ dran, bevor ich mich nach Ostern neuen spannenden
Projekten widmen darf, über die ich an dieser Stelle nicht allzu viel verraten
möchte und darf.
Alexander Weisheit: Hast du noch ein paar abschliessende Worte an die Leser:innen?
Ian Rolf Hill: Ich freue mich jedes Mal wahnsinnig über das
Feedback zu meinen Romanen. Es gibt nichts Schöneres für Autorinnen und Autoren, wenn sie
erfahren, dass ihre Werke jemanden berührt haben, auf welche Weise auch immer.
Von daher sende ich an dieser Stelle ein großes Dankeschön
an alle Leserinnen und Leser meiner Romane. Ich hoffe, ihr könnt
euch auch in Zukunft an ihnen erfreuen. Und natürlich auch ein ganz herzliches
Dankeschön für die Nominierung.
Alexander Weisheit: Ich danke dir für den kleinen Einblick und wünsche dir für deine Zukunft viele weitere Ideen und alles Gute.
Ian Rolf Hill: Ich habe zu danken.
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