Detlef Klewer im Interview
Michael Schmidt: Lieber Detlef,
herzlichen Glückwunsch zur Nominierung zum Vincent Preis und zum Kurd Laßwitz Preis !
Detlef
Klewer: Vielen Dank! Ich fühle mich sehr geehrt durch diese Nominierungen.
Michael Schmidt: Ich weiß nicht
ob dich die Vincent Preis Gemeinde kennt. Stell dich doch mal vor!
Detlef Klewer: Gerne. Ich bin
ein Silver Ager, lebe am Niederrhein und bin mit der wundervollsten Frau der
Welt verheiratet. Regiert werden wir von drei Katzen. 2004 habe ich meine
eigentliche Passion zum Beruf gemacht und bin seitdem als freiberuflicher
Illustrator, Designer und Comiczeichner tätig. In der Freizeit arbeite ich
zudem als Autor und Herausgeber. Dem Horrorgenre bin ich seit meiner frühen
Jugend und der Entdeckung von Dan Shockers Gruselkrimis zugetan. Ab den 80er
Jahren war ich dann nebenberuflich als freier Filmjournalist für Magazine wie
„Vampir“, „Film-Illustrierte“ und „Moviestar“ tätig. Das mündete Mitte der 90er
mit dem Verfassen von dann insgesamt fünf Horrorfilm-Fachbüchern. Das letzte
davon – „Die Kinder der Nacht – Vampire in Film und Literatur „ – erhielt 2007
als bestes Fachbuch des Jahres den „Virus-Award“ des Horrormagazins „Virus“.
Michael Schmidt: Du bist mit dem
Titelbild Scherben für den Vincent Preis und den Kurd Laßwitz Preis nominiert. Wie kam es zu der Idee des Bildes
und was ist seine Bedeutung?
Detlef Klewer: „Bedeutung“
klingt so inhaltsschwer, als habe der Künstler eine Botschaft an die Welt.
Meine Botschaft an die Leser ist denkbar einfach: Dies ist eine großartige
Anthologie, die sich zu lesen lohnt. Aber natürlich hat das Bild eine
Entstehungsgeschichte. Die beginnt mit der Aufgabe ein Cover zu kreieren, dass
die Vielfalt der in der Anthologie enthaltenen Geschichten widerspiegelt und
dem Titel „Scherben“ gerecht wird. Wie der Zufall es wollte, las ich zu diesem
Zeitpunkt gerade Lewis Carrolls „Alice hinter den Spiegeln“ und fragte mich, wie es
wäre, wenn Alice hinter dem Spiegel gefangen bleiben würde. Also schaut
sie nun mit einem Auge durch einen halbzerstörten Spiegel. Und die
„Grinsekatze“ mutierte in meiner Vorstellung zu einem
Mensch-Roboter-Hybriden, der ihr bei den Bemühungen zu entkommen zuschaut. So
hoffte ich die Crossover-Anthologie in einem Bild zu visualisieren. Und da ich
nun sowohl für einen Horror-Preis, als auch für einen SF-Preis nominiert wurde,
freut es mich, dass mir das offenbar
überzeugend gelungen ist.
Michael Schmidt: Du bist auch
Autor und mit der humorvollen Parodie Herofluenza
vertreten? Erzähl mal worum es geht und was das besondere an der Geschichte
ist?
Detlef Klewer: Es geht um
einen Dieb, der in einer Fantasywelt dazu verdonnert wird, eine Prinzessin vor
einem möglichen Attentat zu verstecken. Die beiden können sich zunächst nicht
leiden und finden am Ende doch zueinander. Was sich jetzt erst mal wie eine
kitschige Fantasyromanze anhört, lebt von einem Humor, der ganz sicher von
einem meiner Lieblingsautoren Terry Pratchett inspiriert ist. Und das ist auch das Besondere an der Geschichte: Sie ist
humoristisch-ironisch und das ist in meinem Gesamtwerk eine Ausnahme. Von den etwa 70 bisher
veröffentlichten Kurzgeschichten besitzen nur eine Handvoll einen ironischen
Unterton. Ich bin eben ein ernster Mensch …;-)
Michael Schmidt: Deine Seite
heißt nicht umsonst http://www.kritzelkunst.de/.
Wo erscheinen deine Bilder und hast du welche, die dir persönlich besonders gut
gefallen haben?
Detlef Klewer: Meine Illustrationen erscheinen in Büchern
diverser Verlage oder manchmal auch in Veröffentlichungen von Selfpublishern.
Ebenso die Coverdesigns. Und wie das bei den meisten Künstlern so ist, gefällt
mir immer meine letzte Arbeit am Besten. Kurzfristig, denn in älteren Werken
entdecke ich immer wieder Dinge, die ich hätte besser machen können. Besonders
stolz bin ich aber auf den Comic „Auf den Spuren H.P. Lovecrafts Band 3“, der
2017 im Torsten Low-Verlag erschienen ist. Da konnte ich meine eigene
Geschichte zeichnerisch umsetzen und mit Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser
zusammenarbeiten, die ja für die Vincent-Preis-Gemeinde auch keine Unbekannten
sind. Und nicht nur, dass ich hier nach langer Zeit wieder einmal einen
Horrorcomic zeichnen durfte, er erhielt auch die Publikumspreise „Goldener
Stephan“ und den „RPC-Award“ auf der Roleplay-Convention in Köln.
Michael Schmidt: Entstehen deine
Bilder am Computer oder arbeitest du auch noch ganz klassisch? Wie gehst du bei
der Erschaffung eines neuen Kunstwerkes vor?
Detlef Klewer: Das ist
unterschiedlich. Meine Cover sind nahezu ausnahmslos Collagen, die am Computer
entstehen. Die Illustrationen und Comics hingegen sind Handarbeit. Ganz
klassisch mit Bleistift, Tusche und/oder Aquarell. Auch meine Herangehensweise
ist sehr klassisch. Bei neuen Werken versuche ich zunächst die Essenz des
Abzubildenden herauszufiltern, dann entstehen Ideen dazu und erste Skizzen, die
ich dann entsprechend umsetze. Dabei ist die besondere Herausforderung immer
den Inhalt auf den Punkt zu bringen, ohne zu viel davon zu verraten.
Michael Schmidt: Du bist auch als
Herausgeber tätig. Berichte doch mal und vielleicht kannst du uns das ein oder
andere Buch anpreisen?
Detlef Klewer: Ja, seit 2015
bin ich auch als Herausgeber tätig. Bevorzugt im Horrorgenre. Im Sommer wird
meine zehnte Anthologie erscheinen. Begonnen hat alles bei einem Verlag, dessen
Namen ich hier nicht nennen will, da er sich in eine Richtung entwickelt hat, für die ich nicht
werben möchte. Hier übernahm ich eine bereits von Daniel Schenkel vorbereitete
„Tribute to Lovecraft“-Anthologie. Es folgten die „bösen Clowns“, eine Anthologie
die übrigens jene Clowns-Geschichte von Thomas Williams enthält, die hier 2016
beim Vincent-Preis den 2.Platz belegen konnte. Und im Laufe der Arbeit daran
merkte ich dann, dass es mir großen Spaß bereitet Themenanthologien zu
entwickeln, die eingesandten Geschichten zu lesen,
die meiner Meinung nach besten
auszuwählen, und dann mit den Autoren daran zu arbeiten,
damit es ein tolles Projekt für alle wird. Dazu gehört auch, dass ich
alle meine Anthologien illustriere. Jede Story bekommt ihre eigene Illustration.
Besonders hervorheben möchte ich zwei Anthologien, auf die ich besonders stolz
bin. Das ist zum einen die im Burgenwelt-Verlag publizierte
Mittelalter-Horror-Sammlung „Auf düsteren Wegen“ und die jüngst beim
Eridanus-Verlag herausgebrachte, außergewöhnliche SF-Anthologie „AlienEroticon“, die auch für Horror-Freunde sehr interessant sein dürfte. Und dann
wartet da ja auch noch das „Biomechanomicon“, eine
„Lovecraft-in-space“-Sammlung, die im Laufe des Jahres erscheinen und farbige
Illustrationen enthalten wird.
Michael Schmidt: Wie würdest du
dich als Autor charakterisieren und welche Geschichten sollte ein
interessierter Leser sich zu Gemüte führen?
Detlef Klewer: Ich bin ein
sehr experimentierfreudiger Autor. Daher habe ich mich auch schon in vielen
verschiedenen Phantastikgenres versucht und veröffentlicht. Besonders wichtig
ist mir dabei die Originalität des Werks. Nichts ist schlimmer, als die Leser
mit Altbekanntem zu langweilen. Meine Geschichten zu lesen ist sofern
schwierig, da es sie bisher nur einzeln in Anthologien diverser Verlage gibt. Eine Übersicht gibt es aber auf meiner Internetseite.
Allerdings liegt in meiner Schublade seit Jahren ein fertiges Manuskript
mit dem Titel „Wer ist Cthulhu, Mr. Lovecraft?“, dass ich von Zeit zu Zeit
heraushole, um es zu überarbeiten. In diesem Jahr will ich es aber endlich
loslassen und entsprechenden Verlagen anbieten.
Michael Schmidt: Illustrator,
Autor, Herausgeber. Welche deiner Inkarnationen ist dir am wichtigsten?
Detlef Klewer: Am wichtigsten ist
mir sicher die des Illustrators. Das war schon immer meine Leidenschaft und
mein ursprünglicher Plan war ein Kunststudium aufzunehmen. Widrigen
Lebensumständen geschuldet wurde daraus nichts, aber es gab einen Plan B und
ich war dann auch beruflich kreativ tätig. Wenn auch eingeschränkt. Als sich
2004 die unverhoffte Chance bot, meinen Traum
zu verwirklichen und mich als Illustrator und Designer selbstständig zu machen,
habe ich die mit Unterstützung meiner Frau ergriffen.
Michael Schmidt: SF, Horror, Fantasy
oder etwas ganz anderes. Welches sind deine liebsten Genres?
Detlef Klewer: Die große Liebe
ist eindeutig der Horror. Sowohl literarisch, als auch filmisch. Dicht gefolgt
von der SF, die selbstverständlich durch Perry Rhodan initiiert wurde. Man sieht,
dass meine Wurzeln sehr trivial sind … ;-) … und durch die damals so genannten
„Groschenromane“ geprägt wurden … Erst danach kam Tolkien und die Fantasy. Und
inzwischen ist auch noch der Steampunk hinzugekommen.
Detlef Klewer: Zuerst einmal
finde ich es großartig, dass es so etwas wie den Vincent-Preis gibt. Denn da wird einem ansonsten immer noch gern übel beleumdeten
Genre der gebührende Platz eingeräumt. Ich freue mich daher besonders, mit meiner Nominierung nun Teil dieser Gemeinde
zu sein. Vielen Dank dafür!
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