Jörg Fuchs Alameda (Interview)

 


Michael Schmidt: Mit der Vulkaneifel im Blut, dem Spessart im Herzen und spanischem Feuer, so steht es auf deiner Homepage. Das ist ja mal eine Ansage. Wer also genau ist dieser Jörg Fuchs Alameda?

Jörg Fuchs Alameda: Meine Kids würden wohl sagen, er ist ein kleiner Junge im Körper eines Erwachsenen. Ich schätze, ich hab viel Unfug im Kopf. Und wer eine spanische Mutter hat und noch dazu in Mayen aufwächst, einer Stadt, die von Vulkanen umringt auf einem Magmastrom erbaut wurde, dem fließt eben von Geburt an Feuer durch die Adern. Der Wunsch in Forschung und Entwicklung zu arbeiten, trieb mich dann in den märchenhaften Spessart. Hier wohne ich nun seit fast zwei Jahrzehnten mit meiner Frau, meinen zwei Kindern und zwei verfressenen Katern in der Nähe des Schneewittchen-Wanderweges. Die Gegend inspirierte schon die Gebrüder Grimm zu gruseligen Geschichten.

 


Michael Schmidt: Schwere See aus Mysterien der See ist für den Vincent Preis 2022 als Beste Kurzgeschichte nominiert. Herzlichen Glückwunsch!

Jörg Fuchs Alameda: Vielen lieben Dank, Michael! Ich freue mich riesig darüber! Kann es immer noch nicht fassen! Kneif mich mal. … Autsch! … Aua! … Okay, ich glaub Dir. … Ahhh! Mein Arm wird schon blau. Hör auf jetzt!

Michael Schmidt: Worum geht es in der Geschichte?

Jörg Fuchs Alameda: Verlust, Schuld und Liebe. Als Papa von zwei Kindern und Autor, der sich gerne möglichst tief in seine Protagonisten hineinversetzt, war es wirklich hart für mich, diese Geschichte zu schreiben. Auf dem letzten BuCon durfte ich aus SCHWERE SEE vorlesen. Auch das war eine emotionale Herausforderung. Da gab es sogar Tränen im Publikum. Mehr verrate ich nicht. Hier noch ein Bild der Lesung, welches die liebe Tina Low geschossen hat. 

 


Michael Schmidt: Mysterien der See kam gut an. Auf was darf sich der Leser bei der Anthologie freuen und welche Geschichten neben deiner eigenen haben dich besonders beeindruckt?

Jörg Fuchs Alameda: Freut Euch auf gruselige Gänsehautmomente rund um die See, die Euch vermutlich davon abhalten werden, im nächsten Urlaub eine Runde schwimmen zu gehen. Hehehe! Mir persönlich gefallen ganz besonders die Geschichten von Günther Kienle, Thomas Lohwasser & Vanessa Kaiser, Thomas Karg, Nele Sickel, Heike Knauber, Faye Hell, Thomas Williams, Vincent Voss, Bettina Ferbus, Florian Clever, Regine D. Ritter, Gundel Steigenberger, M. H. Steinmetz, Nora-Marie Borrusch, Sandra Lode, Moritz Döring, Carsten Theile und Jan-Christoph Prüfer. Mit anderen Worten: alle! Unser Herausgeber-Duo hatte ein hervorragendes Händchen bei der Auswahl! Ich bin Vanessa und Thomas wahnsinnig dankbar, dass sie auch meine Story aufgenommen haben.

Michael Schmidt: Auf deiner Homepage findet man viele Veröffentlichungen in Anthologien. Was erwartet den Leser bei deinen Geschichten? Hast du eine spezielle Richtung oder stehst du eher auf Abwechslung?

Jörg Fuchs Alameda: Von mir gibt es humorige, spannende, herzzerreißende und düstere Abenteuer, immer gespickt mit phantastischen Elementen. Ich schreibe im Bereich Science-Fiction, Fantasy und Grusel für Jugendliche und Erwachsene. Und in der Buchreihe WIR SCHREIBEN FÜR EUCH findest Du sogar Weihnachtsgeschichten von mir, die auch für Kinder geeignet sind. Das ist das Geniale an Kurzgeschichten: man kann sich in allen Richtungen ausprobieren.

 

Michael Schmidt: Du warst auch schon als Herausgeber tätig, das Ergebnis nennt sich Waypoint FitfyNine. Worum geht es in dem Buch und wie kam es zu der Idee?

Jörg Fuchs Alameda: Das Waypoint FitfyNine haben mein Kumpel Günther Kienle und ich gemeinsam erfunden. Die schrägste Weltraumkneipe der Galaxis ist unser Herzensprojekt. Abgezockte Raumfahrer, abgehalfterte Fantasyhelden und abgefahrene Außerirdische geben sich hier die Klinke in die Hand. Es wird gefeiert, gehandelt, gezockt, geprügelt und vor allem eines: Geschichten erzählt. In unserer Romanthologie erwarten Dich 20 humorige Kurzgeschichten von großartigen AutorInnen mitsamt einer haarsträubenden Rahmenhandlung von Günther und mir, die alles miteinander verwebt. Günther und ich sind übrigens selbst die Protagonisten der Rahmenhandlung und treffen dort auch unsere AutorInnen und sogar unseren Verleger Marc Hamacher. Jetzt frag nicht, was wir beim Schreiben getrunken haben! Wissen wir nicht mehr. Muss ein FiftyNiner – der legendäre Drink unserer Kneipe – gewesen sein.

Michael Schmidt: Schreibst du ausschließlich Kurzgeschichten oder auch Romane?

Jörg Fuchs Alameda: Momentan koche ich noch am Büfett phantastischer, kleiner Leckerbissen für den literarischen Hunger für zwischendurch. Dabei gibt es tatsächlich ein paar Menschen, die ein ganzes Buch von mir lesen möchten und immer wieder fragen, wann es so weit ist. Eigentlich wollte ich auch schon längst an meinem Romandebüt arbeiten, denn die Ideen brodeln bereits in meinem Kochtopf. Mit dem Anfangen verhält es sich für mich leider so wie mit Klebeband beim Verpacken von Geschenken. Man dreht und wendet die verdammte Rolle, fährt mit der Fingerspitze über die glatte Oberfläche und versucht verzweifelt eine Erhebung zu finden, die sich ablösen lässt ohne zu reißen. Ich hoffe, wenn ich erst einmal einen kleinen Zipfel meiner Debütroman-Klebebandrolle abgepiddelt habe, dass es mir gelingen wird, dranzubleiben und das Band schnell abzuwickeln. Bis dahin versuche ich, mit Kurzgeschichten in Übung zu bleiben und nicht einzurosten. Sie machen einfach Spaß!

Michael Schmidt: Woran arbeitest du gerade und welche deiner Werke sind frisch erschienen oder stehen demnächst bevor?

Jörg Fuchs Alameda: Als Herbstlande-Fan der ersten Stunde war es mein persönlicher Ritterschlag, als ich vor einiger Zeit gefragt wurde, ob ich für die zweite Herbstlande-Anthologie eine Story schreiben möchte. Nun ist es so weit! NEUE GESCHICHTEN AUS DEN HERBSTLANDEN wird voraussichtlich zur Leipziger Buchmesse am 27. April im Verlag Torsten Low erscheinen. Mit dabei meine Story DAS RUFEN DES OZEANS. Ich freue mich wie ein Schneekönig darüber, nun auch einen kleinen Teil dieser verwunschenen Welt mit meiner Fantasie füllen zu dürfen! Außerdem gibt es noch eine gute Nachricht für alle Fans von Mortimer Todd, meinem hessischem Sensenmann aus SCHNITTERGARN vom Leseratten Verlag: In TEUFELSGARN wird es ein Wiedersehen mit ihm geben. Ich weiß allerdings noch nicht, wann das Buch erscheinen wird. Die Verkündung, welche Geschichten angenommen wurden, ist noch ganz frisch. Und wer nicht warten möchte, der kann meine WINTERBRÜDER UND DRACHENTÖTER aus den D-Files vom Talawah Verlag kostenlos bei Zauberwelten-Online lesen. Sie war letztes Jahr die Kurzgeschichte des Monats September beim Phantastik-Autoren-Netzwerk. Hier der Link!

Michael Schmidt: Was liest du selbst gerne?

Jörg Fuchs Alameda: Ich liebe die Buchreihe DIE ERBEN ABADDONS, die übrigens auch auf der Liste des Vincent Preises unter den besten Romanenincent Preises unter den besten Romanen auftaucht. Günther Kienle wird das Autoren-Trio um Thomas Lohwasser, Vanessa Kaiser und Thomas Karg demnächst mit seinem Debüt ergänzen. Auf seinen Roman freue ich mich schon ganz besonders. Außerdem erscheint bald DÜSTERES FICHTELGEBIRGE – DIE MINE. Das ist der Debütroman von Sarina Wood, auf den ich mich ebenfalls wahnsinnig freue. Wenn ich so in mein Bücherregal schaue, kann ich nur sagen, die Werke von befreundeten AutorInnen aus der Phantastikszene haben alles andere komplett verdrängt.

Michael Schmidt: Wie beurteilst du die deutschsprachige Phantastikszene?

Jörg Fuchs Alameda: Die kurze Version: ich fühle mich pudelwohl in der Szene! Und hier die lange Version: Es war auf meinem dritten BuCon, als ich völlig „lost in bookfriends“ in die Menge starrte und mich ein Gefühl übermannte, dass ich in der Art und Intensität zuletzt als Jugendlicher empfunden hatte. Mit fünfzehn Jahren verbrachte ich meine Freizeit überwiegend auf dem Skateboard. Meine Kumpels und ich waren eine saucoole Truppe, mussten uns nie verabreden, denn wir trafen uns immer auf der Straße. Dort flogen wir mit dem Brett unter den Füßen über Kanaldeckel, Treppen und sogar über brennende Kartons. Zum Hochsprung steckten wir unsere Boards seitlich ineinander. Fünf Gesteckte war mein Rekord. Noch spannender war der Weitsprung über lebende Hindernisse. Wir legten uns nebeneinander auf den Boden und kniffen die Augen zu, während einer von uns wie der Teufel mit seinem Board auf uns zuraste. Ich kann bis heute nicht sagen, was mir mehr Adrenalin bescherte, dort zu liegen oder selbst zu springen? Nicht selten gab es bei dieser Disziplin blaue Flecken, und zwar auf beiden Seiten. Wir waren auch meisterliche Rampenbauer. Ich erinnere mich noch daran, dass ein Nachbar die Schnauze voll hatte von dem Lärm unserer Tricks und mit dem Traktor unsere Rampe platt fuhr. Dadurch kamen wir sogar in die Zeitung. Der Artikel hieß „Kein Platz für Mayener Skater“. Es war eine grandiose Zeit! Die Skaterszene fühlte sich für mich wie ein zweites Zuhause an. Dasselbe empfinde ich heute für die Phantastikszene. Wo sonst könnte ich per Dimensionsschleuse mit Freunden in eine Weltraumkneipe reisen, um dort die Tantiemen auf den Kopf zu hauen?

Michael Schmidt: Welche Verlage der Szene findest du persönlich am spannendsten?

Jörg Fuchs Alameda: Ganz besonders mag ich natürlich die Verlage, die meine Geschichten veröffentlichen. Dazu gehören Verlag Torsten Low, LeserattenVerlag, Talawah Verlag und Independent Bookworm. Es gibt aber viele weitere Verlage, die ich richtig klasse finde und denen ich dankbar bin, dass sie auch unbekannten AutorInnen und außergewöhnlichen Geschichten eine Chance geben! Ein Hoch auf die mutigen Kleinverlage!

 



Michael Schmidt: Noch ein Wort an die Meute dort draußen!

Jörg Fuchs Alameda: Hier aufs Siegertreppchen zu gelangen, würde mir sicher helfen, meinen inneren Sauhund zu besiegen und den Anfang meiner Debütroman-Klebebandrolle abzupiddeln. Wer also etwas Längeres von mir Lesen möchte, sollte beim Vincent Preis für mich abstimmen. Im Umkehrschluss bedeutet das aber keinesfalls, dass ihr von meinen Geschichten verschont bleibt, wenn Ihr nicht für mich abstimmt. Hihihi, Spaß beiseite, jeder hier freut sich über Eure Unterstützung und ich gönne es auch allen! Hauptsache Ihr beteiligt Euch! Bis bald auf der Marburg-Con!

 

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