Christian Günther (Interview)

 


Michael Schmidt: Hallo Christian, deine Geschichtensammlung Geschichten vom Ende der Welt ist als Beste Storysammlung für den Vincent Preis 2022 nominiert. Herzlichen Glückwunsch!

 Christian Günther: Vielen Dank, ich freue mich sehr über die Nominierung und bin sehr gespannt, wie die Abstimmung ausgehen wird.


 Michael Schmidt: Auf was für Geschichten darf man sich als Leser freuen?

Christian Günther: Das Buch ist eine Sammlung mit Geschichten aus verschiedenen Genres, so sind Horror und Science Fiction vertreten, als auch Stories, die ich als Weird Fiction bezeichnen würde. Ich schreibe hauptsächlich an Büchern für meine beiden Romanreihen „Neon Samurai“ und „Faar – Das versinkende Königreich“, welche den Genres Cyberpunk/Dystopie bzw. Fantasy zuzurechnen sind. Die Texte in diesem Buch sind keiner dieser beiden Welten zuzurechnen. Einige sind bereits über die Jahre in verschiedenen Anthologien erschienen, andere sind brandneu.

 


Michael Schmidt: Die Sammlung ist bei BOD erschienen, aber auch über Amrun erhältlich. Wie kam es dazu?

 Christian Günther: Das Buch ist bei BOD im Self Publishing veröffentlicht. Dem Amrun Verlag, der auch meine Reihe „Faar“ veröffentlicht hat, bin ich freundschaftlich verbunden, er hat deshalb auch meine anderen Bücher in seinen Online-Shop aufgenommen und ich konnte sie so auch auf dem letztjährigen BuCon am Amrun-Stand präsentieren.

 Michael Schmidt: Du bist Autor, Illustrator, aus dem Norden, auf dem Bucon oft zu finden. Ich denke, viele kennen dich, stell dich trotzdem mal als Person vor.

 Christian Günther: Ich bin 48 Jahre alt, wohne in der Nähe von Hamburg, stamme ursprünglich aus dem schönen Bielefeld (bitte keine Witze jetzt). Hauptberuflich arbeite ich selbstständig als Mediengestalter, im Rahmen dessen gestalte ich unter anderem auch Buchcover und Buchsatz für Verlage. Ich bin seit jeher großer Horror, SF und Fantasy-Fan, Rollenspieler, Fußballfan (Arminia Bielefeld) und Metal-Fan. Alles in allem also recht typisch für jemanden, der sich in der einschlägigen Autorenszene wohl fühlt, außer vielleicht das mit dem Fußball.

 Michael Schmidt: Geschichten und Bilder, hast du da eine Vorliebe. Also schreibst du lieber, erstellst Grafiken oder liebst du die Abwechslung.

 

Christian Günther: Ich liebe es, zu malen, mit Farben und Pinseln, aber auch digital. Gleichzeitig habe ich großen Spaß am Ausdenken meiner Geschichten. Was das Schreiben selbst angeht, so halte ich es wohl mit Michael Ende, der einmal sagte: „Ich liebe das Schreiben nicht. Aber ich liebe es, geschrieben zu haben.“ (so in der Art). Beides geht bei mir Hand in Hand, mal habe ich Lust, zu malen, mal möchte ich lieber Schreiben.

 Michael Schmidt: Wenn du deinen Fundus an Illustrationen und Cover durchgehst, hast du da welche, die dir besonders am Herzen liegen?



 Christian Günther: Mir gefallen die handgemalten Motive am besten, so z.B. für die Fantasy-Romane „Der Lilienreiter“ von Peter Hohmann oder „Die Elbenstifte“ von Matthias Teut. Das Cover, für das ich am allermeisten positives Feedback erhalten habe, war das zu meiner Faar-Novelle „Der Herr der Wälder“, das auch für den Deutschen Phantastik Preis nominiert war und wohl auch mein Favorit ist.

 


Michael Schmidt: Romane oder Kurzgeschichten, was ist eher dein Metier?

 Christian Günther: Ich mag es knapp und präzise, auch bei Romanen halte ich 300 – 400 Seiten für eine ideale Länge. Meine große Liebe, auch als Leser, sind Kurzgeschichten. Wenn man kommerziellen Erfolg im Sinn hat, sind sie im deutschsprachigen Raum leider kein Renner. Ich sehe sie aber dennoch als wichtige Literaturgattung, nicht nur, wie man öfters hört, als gute Möglichkeit, den Einstieg ins Schreiben zu finden. Sie sind viel mehr als nur eine „Anfänger-Übung“.

Michael Schmidt: Welcher deiner Romane findest du besonders gelungen bzw. welchen sollte ein potenzieller Leser zuerst versuchen?

Christian Günther: Wenn man es mit düsterer Fantasy hält, ist „Der Herr der Wälder“ die perfekte Einstiegsdroge zu meiner Welt „Faar“, um meine Schreibe kennenzulernen. Aus meiner Cyberpunk-Reihe Neon Samurai sollte man den bald erscheinenden Band „Menschenjäger“ lesen. Für einen Blick in die Vielfalt meiner Ideen ist natürlich „Geschichten vom Ende der Welt“ sehr gut geeignet.

 Michael Schmidt: Wie würdest du deine Geschichte charakterisieren? Wo liegt der Schwerpunkt bzw. wofür stehst du als Autor?

Christian Günther: Ich mag es, originelle Szenarien zu kreieren, gern eine leicht abgewandelte Version unserer Wirklichkeit. Solche Horrorversionen der Realität faszinieren mich sehr. Ich stelle mir gern vor, wie die Menschen sich unter veränderten Voraussetzungen verhalten würden, egal, ob diese jetzt durch eine veränderte Umwelt, Krieg oder eine Zombie-Epidemie verursacht werden.

 Michael Schmidt: Was liest du selbst und hast du Vorbilder?

Christian Günther: Ich lese größtenteils Horror. Derzeit arbeite ich mich durch die gesammelten Kurzgeschichten von Stephen King, was eine große Freude ist. Den Horror von H.P. Lovecraft mag ich ebenfalls sehr. In Sachen Fantasy bin ich Fan von Tobias O. Meißner, sowie Klassikern wie Fritz Leiber oder Robert E. Howard. Deren knappe, aber trotzdem sehr fantasievollen Erzählungen entsprechen dem, was ich selbst erschaffen will. Ansonsten bin ich stilistisch großer Fan von William Gibson und Neal Stephenson, deren Cyberpunk-Romane mich sehr beeinflusst haben.

 Michael Schmidt: Wie würdest du die deutschsprachige Phantastik Szene einschätzen?

 Christian Günther: Ich bin regelmäßig auf Cons zu Gast, gern auch mit einem eigenen Stand. Ich liebe die angenehme, kreative Atmosphäre dort. So habe ich schon viele Autorinnen und Autoren  kennengelernt, die ich regelmäßig wiedertreffe. Gerade bin ich selbst mit der Organisation einer eigenen Veranstaltung beschäftigt, den „Anderen Welten“, die wir in meinem Nachbarort Apensen ausrichten. Die Menschen, die ich dabei kennenlerne, sind durchweg angenehm, was ich sehr schätze.

 Michael Schmidt: Noch ein Wort an die Meute dort draußen!

 Christian Günther: Stimmt ab. Am besten natürlich für mein Buch (das ihr zusätzlich noch kaufen und lesen solltet). Oder für andere, ganz egal, Hauptsache, es nehmen möglichst viele Interessierte am Vincent Preis teil. Jede und jeder Abstimmende ist ein Held, und das willst du doch sein, oder?

 

 

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