Michael Schmidt: Hallo Bettina, stell dich doch mal vor!
Bettina Ickelsheimer-Förster: Hallo an euch alle erst mal, ich bin
die BIF, die Bettina Ickelsheimer-Förster, vom Shadodex – Verlag der Schatten
und ich freu mich, dass ich heute ein paar Fragen beantworten darf, die
vielleicht einige da draußen interessieren (oder auch nicht). Ich geh mit
großen Schritten auf die 50 zu, stamme aus der Nähe von Rothenburg ob der
Tauber und bin daher durch und durch Franke (man hört es immer wieder – es
lässt sich nicht verbergen).
Michael Schmidt: Du bist Verlegerin des Shadodex -Verlag der Schatten. Wie kam es zur Verlagsgründung?
Bettina Ickelsheimer-Förster: Das war im Grunde die Idee meines
Mannes. Ich hatte mich vor vielen Jahren mal geärgert, dass manche Verlage die
Anthologien, in denen man vertreten war, nach 18 Monaten wieder einstampften
und dann versuchten, den beteiligten Autor*innen die Restexemplare anzudrehen.
Betonung auf manche Verlage. Da ich zu der Zeit noch ein Neuling auf diesem
Gebiet war, hab ich das erst mal geschluckt, bis mein Mann meinte: „Mach’s doch
selber.“ Erst hab ich müde drüber gelacht, aber dann … na ja, so doof war die
Idee am Ende eben doch nicht. Man könnte selbst entscheiden wie, was, wer,
wann, warum … Und vor allem das machen, was einem selbst am besten gefällt. Wer
nicht wagt … Und immerhin gibt es uns jetzt auch schon seit Halloween 2014.
Michael Schmidt: Anthologien habt ihr schon immer gemacht
soweit ich weiß und Geheimnisvolle Gebäude ist für den Vincent
Preis 2023 nominiert. Herzlichen Glückwunsch!
Bettina Ickelsheimer-Förster: Vielen lieben Dank. Es freut mich
auch ungemein, nominiert zu sein. Anthologien haben wir ja, wie du schon gesagt
hast, von Anfang an gemacht. Einfach weil ich Kurzgeschichten liebe. Deshalb
muss es auch jedes Jahr wenigstens eine neue Anthologie geben. Manchmal sind es
auch zwei, wie 2022 wieder mal, als „Geheimnisvolle Gebäude“ und „RätselhafteOrte“ das Licht der Welt erblickten.
Michael Schmidt: Worum geht es in dem Buch und hast du
Geschichten aus der Anthologie, die dir besonders am Herz liegen?
Bettina Ickelsheimer-Förster: Beide Anthologien entstanden aus
derselben Ausschreibung zum Thema „Geisterhäuser und andere verlassene Orte“.
Entsprechend enthalten beide Bände mysteriöse bis gruselige Geschichten über
leer stehende Gebäude. Bei dem nominierten Band „Geheimnisvolle Gebäude“ sind
es Storys über sog. Geisterhäuser – worüber gemunkelt wird, dass es darin
spuke, wobei die Autor*innen natürlich viel mehr Fantasie an den Tag legten,
als ein simples Gespenst darin umgehen zu lassen. Das wäre ja auch etwas zu
einfach/naheliegend. Die Ideen sind so vielfältig. Es wird einfach nicht
langweilig oder gar vorhersehbar. Und ja, natürlich könnte ich jetzt die eine
oder andere Story hervorheben, die einen einfach sofort gepackt habt und die
nicht mehr aus dem Kopf geht, aber das lasse ich lieber (es ist nun mal
subjektiv und wäre unfair den anderen Autor*innen des Bandes gegenüber) und
sage: Meine Geschichte „Ein folgenschwerer Deal“ ist toll. Schon allein deshalb
musste die Anthologie ja nominiert werden. (Ja, ja, ich bin schon still!)
Michael Schmidt: Das ist nicht das erste Mal das Shadodex
beim Vincent Preis nominiert ist.
Bettina Ickelsheimer-Förster: Stimmt, unsere Anthologie
„Mysteriöse Orte“ hat den zweiten Platz in der Kategorie „Anthologie“ gemacht,
zwei Geschichten aus der Schwester-Anthologie „Verfluchte Städte“ waren eben
falls nominiert sowie der Roman „Rabenauge“ von Sabine D. Jacob im Jahr 2017.
Die Anthologie „Erdschrecken“ mit dystopischen Geschichten zum Thema „Wenn die
Natur sich rächt …“ war 2018 nominiert. Diese Anthologie wird in den folgenden
Monaten noch einmal neu aufgelegt, da die Geschichten aktueller denn je sind.
Zwei weitere Werke, die 2018 ebenfalls nominiert waren, sind aber leider nicht
mehr erhältlich.
Michael Schmidt: Shadodex gibt es ja jetzt eine ganze
Weile. Auf welche der bisherigen Veröffentlichungen bist du bisher besonders
stolz?
Bettina Ickelsheimer-Förster: Ja, wir feiern Ende Oktober unseren
9. Geburtstag und hoffen dann, dass wir den 10. noch erleben. Es tut sich
gerade wieder ganz viel bei den Barsortimenten vor allem, und da weiß ich noch
nicht recht, ob die Auswirkungen nicht massiver sind, als derzeit noch erhofft.
Aber gut, wir haben die letzten Jahre irgendwie überstanden, und ich sage
selber immer, wir sind das kleine gallische Dorf unter den kleineren Verlagen.
Wir Franken haben außerdem einen dicken Sturschädel und sind hier und da mal
recht bockig, also wenn … dann erst recht.
Aber ich schweife ab …
Auf welche Veröffentlichungen ich besonders stolz bin? Eigentlich
müsste ich da jetzt alle aufzählen, aber ich beschränke mich hier mal auf
unsere Anthologie-Reihe über die verlassenen Orte. Was mit „Mysteriöse Orte“
und „Verfluchte Städte“ begann, umfasst nun 6 Bände und es folgen dieses Jahr
noch zwei über verlassene Orte unter der Erde. Die 10 wollen wir auf jeden Fall
voll machen. Die Bände verkaufen sich immer noch regelmäßig und kontinuierlich
– vor allem auf Messen/Cons wird da immer zugegriffen. Und das freut uns doch
sehr. Irgendwas haben wir da also richtig gemacht.
Michael Schmidt: Was ist für die nächste Zeit im Verlag
geplant?
Bettina Ickelsheimer-Förster: Im Sommer geht die „Chronik derDämonenfürsten“ von Monika Grasl in die 6. Runde, es wird einen phantastischen
Roman von A.K. Buchmann geben, der im 1. Weltkrieg spielt. Eve Grass wird die
Frage stellen: Welche Farbe tragen Engelsfedern? Die Anthologie-Reihe wird
Zuwachs bekommen, wie schon erwähnt, und es folgen natürlich auch noch 2 Bände
der „Edition Moonflower“ – eine Novellen-Reihe, die alle 3 Monate erscheint und
im Januar startete.
Michael Schmidt: Sucht ihr noch Manuskripte oder seid ihr
ausgelastet?
Bettina Ickelsheimer-Förster: Wir sind tatsächlich derzeit
komplett ausgelastet und suchen vorerst bis Ende 2024 keine neuen Manuskripte
mehr.
Michael Schmidt: Was liest du selbst?
Bettina Ickelsheimer-Förster: Im Grunde genau das, was ich
veröffentliche. Mysteriöse bis gruselige Geschichten über u.a. paranormale
Begebenheiten – allgemein viel dunkle Phantastik. Mit High Fantasy z.B. kann
ich nix anfangen, auch nicht mit Liebesromanen oder wenn der Horror zum
Splatter mutiert.
Michael Schmidt: Wie schätzt du die deutschsprachige
Horror- und Phantastikszene ein?
Bettina Ickelsheimer-Förster: Gute Frage, nächste bitte. Nein … Es
gibt im deutschsprachigen Raum so viele und wirklich verdammt gute vor allem kleinere
Verlage in dem Bereich und da sind Namen dabei, die Phantastikliebhaber*innen
natürlich alle kennen – gilt für die Verlage sowie für Autor*innen. Manche sind
noch nicht so bekannt, hätten es aber definitiv verdient, mehr Aufmerksamkeit
zu bekommen. Und ähnlich sehe ich es allgemeiner gesagt für die
deutschsprachige Horror- und Phantastikszene. Sie ist zwar relativ stabil, wenn
man das so sagen kann, hätte aber mehr Aufmerksamkeit verdient. Die hat sie
klar bei den Horror- und Phantastikfans, aber solange die Phantastik allgemein
noch immer in eine Nische gedrängt und vor allem vom Buchhandel gern übergangen
wird, wird es halt schwer bleiben, auch anderen diese Romane/Geschichten
näherzubringen. Aus Erfahrung weiß ich, dass viele Leser*innen die Phantastik
gleich mit „Harry Potter“ oder „Herr der Ringe“ vergleichen und sagen: „Das ist
nix für mich“. Ähnlich ist es beim Horror. Aber Horror muss ja nicht immer
gleich z.B. mordende Monster und Blut, das in alle Richtungen spritzt,
beinhalten – was man eben auch immer mal wieder hört. Viele Menschen haben eine
zum Teil sehr einseitig durch wenige Beispiele geprägte Vorstellung von
Horror/Phantastik und das ist halt schade. Die Horror- und Phantastikszene hat
ein wahnsinnig großes Potenzial, so viele verschiedene und einzigartige Ideen –
abseits von dem Einheitsbrei, der gern vor allem in den großen
Buchhandelsketten ausliegt (und die meistens auch den kleineren Verlagen
allgemein und vor allem den Phantastikverlagen kaum eine Chance einräumen – es
gibt natürlich Ausnahmen, das möchte ich betonen, aber die sind dünn gesät).
Und wenn sich ein paar mehr Leser*innen oder eben auch Buchhänder*innen trauen
würden, sie fänden garantiert das eine oder andere Schätzchen, das sie sonst
nie entdeckt hätten.
Michael Schmidt: Noch ein Wort an die Meute dort draußen!
Bettina Ickelsheimer-Förster: Brav sein und anständig bleiben! Seid
nett zueinander und übernehmt euch nicht. Ansonsten bleibt so, wie ihr seid,
seid stolz auf das, was ihr tut – ob ihr nun lest, schreibt oder verlegt. Gebt
niemals auf und schreit hinaus in die Welt, welch tolle Geschichten die Horror-
und Phantastikszene zu bieten hat, denn wir alle haben es verdient, mehr
Aufmerksamkeit zu erhalten.
Vielen Dank am Ende noch vor allem an das Team des Marburg-Con und
des Vincent Preises – ich möchte und darf hoffentlich auch das Team des BuCon
hier noch erwähnen – denn ohne eure Veranstaltungen und Unterstützung hätten
wir in der Phantastikszene wohl nie Fuß gefasst.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen