Michael Blihall (Interview)
Michael Schmidt: Hallo Michael, stell dich den Lesern doch mal kurz vor. Wer ist Michael Blihall?
Michael Blihall: Hallo Michael. Ich bin am 14.
Juni 1973 geboren und lebe mit meiner Frau und meinem Stiefsohn gemeinsam in
einer Wohnung in Wien. Wir haben jeder noch ein Kind aus unseren jeweils ersten
Ehen, die sind aber schon größer und wohnen nicht mehr bei uns.
Meine Frau und ich unternehmen an den Wochenenden sehr viel gemeinsam. Wir machen gerne Ausflüge und besichtigen Schlösser und Burgen, gehen danach gerne zum Heurigen und wenn uns der sportliche Eifer packt, setzen wir uns mal auf unsere Fahrräder und erkunden damit die nähere Umgebung. Zum Glück ist die Gegend um uns herum sehr flach und es befinden sich viele Erholungsgebiete in unserer Nähe.
Ich begann mit 16 Jahren, in einer Jugendgruppe Theater zu spielen. Erst 8 Jahre später traute ich mich, meinen Wunsch – Schauspieler zu werden – in die Tat umzusetzen. Ich besuchte eine Schauspielschule und bin danach in Theaterstücken und einigen Filmen und TV-Serien aufgetreten. Ausschließlich davon leben konnte ich nie, weshalb ich das Schauspielen fast immer nur als Hobby betrieben und dafür gesorgt habe, dass ich von anderer Seite finanziell abgesichert bin.
Ende 2019 beschloss ich, mich von der
Theaterbühne zu verabschieden. Grund dafür war – so paradox es klingt – der
Erfolg, den ich zu dieser Zeit mit einer eigenen Theatergruppe hatte. Ich stellte
zusammen mit einem Partner mehrere tolle Zwei- bis Dreipersonenstücke auf die
Bühne, bin zu Theaterfestivals gefahren, hatte Auftritte in Düsseldorf und
Münster. Aber das zusammen in Verbindung mit einem sehr fordernden Brotberuf
war für mich nicht mehr unter einen Hut zu bringen. Die Sicherheit eines guten
Jobs ist mir gerade in diesen Zeiten viel wichtiger.
Michael Blihall: Vielen
herzlichen Dank. Ich war komplett aus dem Häuschen, als ich davon erfuhr. Für
mich selbst, war das natürlich eine große Sache: Mein erster Roman – und der
wird sogar im Bastei-Verlag veröffentlicht! Dass ich dann noch für einen Preis
nominiert werde, damit hätte ich überhaupt nicht gerechnet.
Michael
Schmidt: Rechnest du dir gute Chancen aus beim Vincent Preis?
Michael Blihall: Aus meiner Sicht
ist es schon eine Ehre, mit den anderen nominierten Autoren auf einer Liste zu
stehen. Das allein ist schon eine große Auszeichnung für mich! Da sind
sehr bekannte Namen darunter, die mit Sicherheit eine größere Leserschaft haben
als ich.
„Die Belagerung“ ist ja mein
erster Roman überhaupt und – wie gesagt – die Nominierung hat mich persönlich
sehr überrascht. Jetzt, wo ich schon auf der Liste mit oben stehe, würde es
mich natürlich sehr freuen, den Preis auch mit nach Hause zu nehmen. Aber ich
denke, es wird schwierig werden, sich gegen Professor Zamorra durchzusetzen. 😉
Michael
Schmidt: Die Belagerung ist dein Debüt oder hast du vorher schon Geschichten
veröffentlicht?
Michael Blihall: Ich schrieb
bisher vier Kurzgeschichten, die in den „Briefen aus der Gruft“ – also auf der
Leserkontaktseite, der Serie „John Sinclair“ veröffentlicht wurden. „Die Belagerung“ ist aber mein erster Roman. Zuvor schrieb ich Theaterstücke, die
zwar aufgeführt wurden, für die ich jedoch keinen Verlag habe. Ich schrieb
diese Stücke damals direkt für die Theatergruppen, die sie aufführten.
Michael
Schmidt: Wie kam es zur Veröffentlichung von Die Belagerung?
Michael Blihall: Als ich mit dem Theaterspielen
aufhörte, habe ich mir ein neues Ventil gesucht, meine Kreativität auszuleben.
Zu der Zeit war gerade der erste Lockdown, man konnte also eh nicht raus. Was machte
ich also? Das, was zu dieser Zeit viele Künstler gemacht haben: Ich begann zu
schreiben.
Ich wollte aber keine Biographie (die eh keinen
interessiert) schreiben. Oder Erfahrungsberichte darüber, wie schlimm es in der
Quarantäne ist, sondern etwas Unterhaltsames. Etwas, was ich selbst gerne lesen
würde. Und da meine Frau und ich große Horror-Film-Fans sind, begann ich, Horror-Kurzgeschichten
zu schreiben.
Schließlich nahm ich Kontakt mit dem
Bastei-Verlag auf und schickte einige Kurzgeschichten ein. Ich konnte es kaum glauben,
als man mir mitteilte, dass die Geschichten in den „Briefen aus der Gruft“
erscheinen werden.
Nachdem ich für die Geschichten sehr gutes
Feedback erhielt, wurde ich etwas mutiger und schrieb ein Exposé für einen
John-Sinclair-Roman. Der wurde zwar abgelehnt, weil die Dichte der Gastautoren
zu der Zeit sehr hoch war, aber dann kam der Vorschlag seitens der
John-Sinclair-Redaktion, doch mal einen Gespenster-Krimi zu probieren! Allein das
Angebot hat mich aus den Schuhen gehauen!
Und dann dachte ich mir die Geschichte um „Die Belagerung“ aus. Deren Grundidee geisterte allerdings schon seit 2011 in meinem
Kopf herum.
Michael
Schmidt: Worum geht es in dem Roman?
Michael Blihall: Es geht um eine
Gruppe von Jugendlichen, die mit einem Reisebus mitten im Winter in den Bergen
hängen bleiben. Sie können nur leider den Bus nicht verlassen, weil eine Meute
hungriger Werwölfe draußen auf sie wartet.
Michael
Schmidt: Sind weitere Romane im Gespenster Krimi vorgesehen?
Michael Blihall: Ja, es wird
weitere Romane von mir geben. Mein zweiter Roman liegt schon im Verlag. Und aktuell
überarbeite ich gerade das dritte Skript. Ich denke über eine Sub-Serie nach,
da mir der Protagonist meines zweiten Manuskripts so sehr ans Herz gewachsen
ist. Doch ich warte mal ab, wie der ankommt. Ich hoffe, die Leser verlieben
sich ebenso in den Charakter wie ich.
Da ich mir für den dritten Roman wieder
ein komplett anderes Thema vorgenommen habe, wird es wohl noch eine Weile
dauern, bis ich die Sub-Serie „ins Laufen“ bringen werde.
Michael
Schmidt: Wie steht es mit Veröffentlichungen in anderen Serien aus?
Michael Blihall: Derzeit ist in
der Richtung noch gar nichts geplant. Ein großer Wunsch von mir wäre es, natürlich
einen John-Sinclair-Roman zu schreiben. Wie gesagt, existiert dafür sogar schon
ein Exposé.
Jerry Cotton z.B. würde ich auch
gerne mal machen.
Michael
Schmidt: Schreibst du hauptberuflich?
Michael Blihall: Nein. Um davon
leben zu können, schreibe ich viel zu langsam.
Momentan ist Schreiben mein
Hobby. Ich arbeite in einem großen internationalen Konzern und genieße die
finanzielle Sicherheit, die der Beruf mit sich bringt.
Bei meiner derzeitigen
Schreibgeschwindigkeit würde ich wohl sehr bald verhungern, wenn mein Einkommen
allein davon abhängen würde. 😉
Michael
Schmidt: Welche Ziele hast du dir als Autor gesetzt?
Michael Blihall: Kurzfristige
Ziele: Jeden Tag zumindest eine Seite schreiben! – Jeder, der nebenberuflich
schreibt, weiß wovon ich rede. Man hat ja nicht nur einen 40-Stunden-Job,
sondern auch Familie, Freunde und andere Verpflichtungen, die einem vom
Schreiben abhalten. Und mindestens eine Million Ausreden am Tag, warum man
gerade heute nicht schreiben kann! 😉
Langfristige Ziele: Bisher hatte ich keine – zumindest als Autor nicht. Aber der persönliche Ehrgeiz ist inzwischen größer geworden. Dass „Die Belagerung“ so gut ankommt, hat mich ja selbst überrascht und jetzt hoffe ich natürlich, dass ich die Erwartungshaltung bei meinen nächsten Romanen erfüllen kann.
Michael
Schmidt: Was liest du selbst so?
Michael Blihall: Zur Zeit lese
ich sehr viele Heftromane! Ich nenne sie mal „Die großen Drei von Bastei“. Für
mich sind das John Sinclair, Jerry Cotton und Lassiter. Natürlich liebe ich die
Romane von Stephen King, Geschichten von H. P. Lovecraft und vor kurzem habe
ich Graham Masterton „entdeckt“. Von ihm würde ich in nächster Zeit gerne noch
mehr lesen.
Michael
Schmidt: Wie würdest du die deutschsprachige Heftromanszene beurteilen?
Michael Blihall: Ich glaube, es
gibt immer noch eine sehr treue Leserschaft. Aber ich fürchte, sie stirbt schön
langsam aus. War in den 80er Jahren Jugendschutz noch ein großes Thema, braucht
man sich heutzutage darüber wohl gar keine Sorgen machen. Die Jugendlichen
greifen heute kaum noch zu Heftromanen. Nicht einmal mein eigenes Kind und die Stiefkinder
hatten bisher die Muße „Die Belagerung“ zu lesen! 😉
Ich fürchte, das Lesen nimmt
keinen großen Stellenwert mehr ein und ich wundere mich in diversen Facebookgruppen,
dass z.B. viele Sinclair-Fans den Geisterjäger überhaupt nur noch durch die
Hörspiele kennen.
Als ich im Bekanntenkreis erzählte,
dass ich gerade einen Heftroman veröffentliche, fragten die meisten: „Was ist
das?“
Viel besser gefiel mir da schon die
zweithäufigste Frage: „Was, die gibt’s noch?“
Michael
Schmidt: Und wie die deutschsprachige Horror- und Phantastikszene?
Michael Blihall: Auch die tut
sich wahrscheinlich mit dem „Leser-Nachwuchs“ schwer. Es gäbe sehr viele gute
deutschsprachige Autoren. Wenn ich mir jedoch die Buchhandlungen – zumindest
bei uns in Wien – ansehe, nimmt das Horror- und Phantastikgenre leider nur
wenig Stellenwert und wenig Platz in den Buchregalen ein.
Michael Schmidt: Noch ein Wort an die Meute dort draußen!
Michael Blihall: Achtet in euren
Schlafzimmern darauf, keine Stühle oder andere Sitzflächen unbenützt zu lassen.
Räumt sie lieber mit Kleidung voll, oder noch besser – Büchern und Heftromanen!
Wenn ihr darauf vergesst, setzen sich nachts Geister darauf und beobachten euch
im Schlaf…
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