Manfred Weinland alias Adrian Doyle (Interview)
Michael Schmidt: Hallo Manfred, lieber Adrian Doyle,
verehrter Monsieur Robert Lamont. Stell dich den Lesern doch mal vor!
Manfred Weinland: Am 23. April 1960 (dem Tag des Buches und – ich geb’s zu – auch des Bieres geboren, obwohl mein Name eigentlich ein anderes Getränk vermuten ließe), lebe ich heute wieder im gleichen Dörfchen und sogar dem gleichen Haus, in dem ich zur Welt kam. Bis zur französischen Grenze sind’s von mir aus gerade mal ein paar Kilometer, noch näher liegt das Saarland, zu dem wir Pfälzer schon immer enge und gute Kontakte pflegten.
Seit 1992 bin ich freiberuflicher Autor (dieses Jahr im Juni jährt sich mein „Sprung ins damals schon kalte Wasser also zum 30. Mal), aber ich schreibe bereits um einiges länger. Mit siebzehn wagte ich mein Debüt im Silber Grusel Krimi des Zauberkreis Verlags, protegiert von Jürgen Grasmück (Dan Shocker). Es folgten Romane für eine Vielzahl anderer Reihen und Serien, die bekanntesten davon dürften Professor Zamorra, Maddrax, Jerry Cotton, Perry Rhodan Taschenbuch und die Ren Dhark Bücher sein. Erwähnenswert sicherlich auch Dino-Land, Trucker King und der Gespenster-Krimi. Das meiste Herzblut habe ich aber in die beiden Serien gesteckt, die ich ganz nach meinem Gusto gestalten durfte: Vampira und Bad Earth.
Ich liebe lange Spaziergänge mit meiner Frau und unserem
Mischlingshund Oskar, der uns auch auf unseren mal mehr, mal weniger ausgedehnten
Wohnmobiltouren begleitet.
- 1205 Ein Flüstern aus der Tiefe (1.Teil)
- 1206 Ritter der Nacht (2.Teil)
- 1207 Orden der Nacht (3.Teil)
- 1208 Festung der der Nacht (4.Teil)
Herzlichen Glückwunsch!
Michael Schmidt: Was ist das Besondere an diesem Vierteiler? Worauf darf sich der Leser freuen?
Manfred Weinland: Der Vierteiler markiert den Höhepunkt
eines Handlungsstranges, den ich schon einige Romanhefte vorher gestartet habe
(genauer: mit Band 1153) und in dem aufgedröselt wird, was es mit der
„Amulettschwemme“, dem Orden der Tausend
und einem geheimnisumwitterten Ort in der „Weißen Finsternis“ auf sich hat.
Natürlich gibt es einen großen Widersacher und eine finale Schlacht, die sich
gewaschen hat, wobei sich am Ende andeutet, dass das vermeintliche Entkommen –
oder falls man es ihren Triumph nennen will – der Romanhelden nicht ganz so
klar ausfällt, wie diese geneigt sind zu glauben.
Mehr will ich dazu aber nicht verraten. Wer PZ aus seiner
Lese-Vergangenheit kennt, kann ruhigen Gewissens mit dem Vierteiler mal wieder
in die Serie reinschnuppern. Die Tetralogie ist auch für Neueinsteiger und
Gelegenheitsleser attraktiv, dafür sorgen die eingestreuten Rückblicke und
Erklärungen zur Vorgeschichte. Und, wie schon gesagt, am Ende erwartet sie eine
so wohl kaum erwartete Wendung, die es „in sich hat“.
Michael Schmidt: Mein erster Zamorra war Band 212 Satans siebter Finger von Robert Lamont. Das warst du zusammen mit dem Werner Kurt Giesa. Dein erster Zamorra war aber Band 182. Du bist also schon über 1000 Romane lang Teil dieser Serie. Wie fühlt sich das an?
Manfred Weinland: Aaaaaaaalt. Es fühlt sich an, als säße
inzwischen ein Methusalem an der Tastatur, dabei fühle ich mich vielleicht
nicht mehr tau-, aber immer noch annehmbar frisch. ;)
Ich muss mich aber tatsächlich auch manchmal kneifen, wenn
ich rekapituliere, wie lange mich die Serie schon begleitet und wie lange ich
die Serie begleite. Ich erinnere mich, dass irgendwann Ende der Siebziger Jahre
ein Mitschüler zu mir kam und von Professor Zamorra schwärmte, als ich
eigentlich nur oben erwähnten Dan Shocker oder Perry Rhodan las. Das war dann
tatsächlich der allererste Kontakt mit der Serie. Eingestiegen als Autor bin
ich dann auch nur ein paar Jährchen später, vermittelt wiederum durch Jürgen
Grasmück und unterstützt von Werner Giesa, mit dem ich zu dem Zeitpunkt schon
über Jahre engen Kontakt hatte und auch für seine terrapress-Reihen schrieb
(wer’s nicht weiß, das waren semiprofessionelle Publikationen, die er im
Eigenverlag herausgab, Auflage meist um die 100 Exemplare).
Michael Schmidt: Damals war es ein Dreigestirn, das die Serie aufmischte: WKG, Rolf Michael und du. Blickst du wehmütig zurück?
Manfred Weinland: Hm, das wird gerne so kolportiert.
Tatsächlich hatte ich zu Rolf Michael nie einen wirklichen Draht, nicht einmal
erwähnenswerten Kontakt. Ein Hallo mal auf einem Con, das war’s auch schon. Ich
konnte mit ihm wohl nicht so viel anfangen und er nicht mit mir. Das gibt’s.
Mit Werner (und Heike) war das anders, das war schon über eine lange Zeit eine
echte Freundschaft. Die gemeinsame Arbeit und der Zusammenhalt damals waren
schon großartig. Ähnlich eng wurde es später nur noch mit Timmy Stahl.
Michael Schmidt: Mit Band 718 kehrtest du als Adrian Doyle zusammen mit eben jenem Timothy Stahl zur Serie zurück! Wie war das damals?
Manfred Weinland: Ich weiß es gar nicht mehr genau. Wir
wollten mal wieder was zusammen machen und da bot sich Zamorra an. Davor hatten
wir auch schon einen gemeinsamen Cotton-Heftroman und ein Cotton-Taschenbuch
verfasst, das war in der Ägide von Peter Thanisch, der die Nachfolge von Rainer
Delfs antrat, und mit dem wir uns beide
prima verstanden.
Michael Schmidt: Dann dauerte es bis Band 893…
Manfred Weinland: Ja, daran wiederum ist Susanne Picard
„schuld“, die mir alle thematischen Freiheiten für einen Wiedereinstieg gab,
und das reizte mich dann doch zu einer Zeit, als ich sonst eigentlich nur
Maddrax oder neue Ren Dhark-Abenteuer schrieb. Es wurde sogar ein Doppelband,
und nachdem ich mich „warmgeschrieben“ hatte, folgte bald darauf einer meiner
persönlichen all time favorites: „Die Anstalt“. Nach und nach steigerte ich
meinen Ausstoß für die Serie, aber ich finde auch das Kollegenteam insgesamt
formidabel. Besonders Thilo (Schwichtenberg) identifiziert sich dermaßen mit PZ
und hat sich so toll reingefunden in die Romanarbeit, dass ich nur staunen
kann, welch tolle Romane er speziell zum „Höllenstrang“ beisteuert. Auch
Christian (Humberg) ist eine Bank. Bei ihm bewundere ich, auf wie vielen
verschiedenen Hochzeiten er tanzt und immer sehr gute bis hervorragende Werke
abliefert.
Michael Schmidt: Aktuell bist du einer der Stammautoren. Wie kam es dazu und was bringst du in die Serie ein?
Manfred Weinland: Ich glaube, im neuen Jahrtausend lernte
ich PZ ganz anders zu schätzen, als ich das in meinen Anfängen in den 1980ern
konnte. Damals war mir gar nicht so richtig bewusst, was für eine Inspiration
für anspruchsvolle, originelle Ideen das Zammyversum ist. Werner Giesa hat aus
einer guten Vorlage – vor allem von Susanne Wiemer – einen Variantenreichtum
kreiert, der seinesgleichen sucht; diese Durchmischung von Elementen aus Crime,
Horror, Fantasy und SF ist schon etwas Einmaliges. Maddrax mit seinem
Endzeitfeeling kommt dem nahe, aber das Szenario ist ja nach dem fiktiven
Kometeneinschlag ein völlig anderes.
Wobei es ja so ganz klar gar nicht ist, auf welcher
Multiversum-Erde Zamorra eigentlich spielt. In der Serie wurde London zerlegt (mir
fällt gerade nicht ein, welcher böse Autor dieses Sakrileg beging und dabei
auch noch die Queen meuchelte) … Aber das ist eine andere Geschichte und soll
hier nicht vertieft werden. ;)
Michael Schmidt: Früher, also bei Band 182, warst du der Frischling. Jetzt bist du der alte Hase, hast Vampira und Bad Earth „verbrochen“, kannst auf eine lange und erfolgreiche Autorenkarriere zurückblicken. Was würdest du deinem Alter Ego von 1981 zurufen?
Manfred Weinland: Hm, vermutlich: „Du wirst
Fehlentscheidungen treffen und manches sicher auch bereuen, aber wenn du am
Ende so zufrieden mit dir und deinem Leben bist, wie der „Rufer“, hast du
zumindest nicht alles falsch gemacht!“
Michael Schmidt: Hat sich die Szene, das Schreiben, das Veröffentlichen in den zurückliegenden 40 Jahren sehr verändert und was sind die Konstanten seitdem?
Manfred Weinland: Das kann man so sagen. Wobei sie sich ja
schon immer verändert hat. Was der Leser als Konstante wahrnimmt – das
pünktliche Erscheinen seiner Lieblingslektüre etwa –, kann aus Autorensicht
schon hier und da mal etwas kritischer beäugt werden. Aber vielleicht auch nur,
wenn man die „alten Zeiten“ kennt und erlebt hat. Professor Zamorra ist mit
Sicherheit die Konstante, die mir als Erstes einfällt, wenn ich an mein eigenes
Schriftstellern zurückdenke. Und ich hoffe sehr, dass mich die „langlebigste
Horror-Serie der Welt“ (so der Slogan, der auf den Heften prangt) überlebt,
ohne dass ich selbst dafür allzu früh ins Gras beißen muss.
Michael Schmidt: Welchen Zamorra Band schreibst du gerade und kannst du uns einen kleinen Ausblick geben?
Manfred Weinland: Ich arbeite gerade an einem Mehrteiler,
dessen erster Band den Titel „Das Ende einer Ära“ trägt. Kann sein, dass es
darin der einen oder anderen beliebten Figur an den Kragen geht. Könnte aber
auch noch um einiges dramatischer werden … Parallel schreibe ich – zu meiner
eigenen Entspannung – an einem abgeschlossenen PZ-Roman namens „Homunkulus“,
der, wenn alles nach Plan läuft, noch vor dem Mehrteiler erscheint.
Michael Schmidt: Allgegenwärtig sind die Kassandrarufe, die das Ende des Heftromans verkünden. Trotzdem gibt es jede Woche neue Romane und immer wieder neue Serien. Wie siehst du die Zukunft des Heftromans?
Manfred Weinland: Ich fühle mich nicht dazu berufen, eine
Prognose abzugeben, wie es mit den Romanheften weitergeht. Aktuell sind ja
wieder ein paar mehr Titel am Kiosk und es gibt auch die eBook-Verwertung, aber
unterm Strich sieht es wohl nach wie vor nicht rosig aus. Die allgemein schwindende
Lesebereitschaft macht sicher nicht nur dem Markt der Romanhefte zu schaffen,
das geht durch alle Printmedien.
Michael Schmidt: Viele waren damals unglücklich, dass Vampira/Das Volk der Nacht nicht mehr fortgesetzt wurde. Gibt es noch eine Resthoffnung, dass die Serie irgendwann weitergesponnen wird?
Manfred Weinland: Nein, das zu versprechen wäre unseriös.
Vampira ist ja auch in sich abgeschlossen, sowohl in der Ur- als auch in der
Nachauflage. Die Figur Lilith Eden könnte aber tatsächlich demnächst ein
Revival erleben, und zwar innerhalb der PZ-Serie; zumindest wurde dies schon
mal angedacht. Wir werden sehen, wie weit Idee und Ausführung gedeihen.
Manfred Weinland: Ich grüße alle herzlich – egal, ob sie
nun mit mir und meiner Schreibe etwas anfangen können oder nicht. Gerade zeigt
uns das Leben, was wirklich zählt … und das sind nicht Allmachtsphantasien, die auf dem Rücken Unschuldiger
ausgetragen werden!
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