Heike Schrapper (Interview)

 

Michael Schmidt: Hallo Heike, stell dich doch bitte mal vor!

Heike Schrapper: Hallo, ich heiße Heike Schrapper, wohne mit meinem Partner Tom Daut und unseren beiden Katzen im Sauerland und bin – außer Autorin – Lehrerin für Deutsch, Englisch und Kunst an einem Berufskolleg.

Michael Schmidt: Hallo Heike, herzlichen Glückwunsch. Deine Sammlung 7 Leben 13 Tode ist für den Vincent Preis 2020/21 als BesteStorysammlung nominiert!

Heike Schrapper: Danke! Ja, wow, sehr cool! Noch besser wäre es natürlich, womöglich noch auf einem vorderen Platz zu landen ...

Michael Schmidt: Warum sollte das nicht klappen. Ich bin gespannt. Ich las was von Verrückte, Verzweifelte, Verstorbene. Auf was darf sich der Leser bei 7 Leben 13 Tode freuen?

Heike Schrapper: Zum Beispiel auf besonders menschenfreundliche Maden, nicht so menschenfreundliche Geister, einen blutrünstigen Sonnenschirm, Abenteuer im Jenseits/der Vergangenheit/der Zukunft, den ein oder anderen Mord, ein bisschen düstere Philosophie und einen sehr geschmackvollen Zombieporno.

Michael Schmidt: Wow! Sind die Geschichten in der Sammlung exklusiv verfasst oder hast du vorhandenes gesammelt?

Heike Schrapper: Beides. Von den 21 Geschichten im Buch wurden 11 schon in diversen Anthologien veröffentlicht, 10 erscheinen hier zum ersten Mal. Wichtig war mir, dass es einen roten Faden gibt: Es sind durchweg unheimliche, Grusel- oder Horror-Geschichten mit mal mehr, mal weniger übernatürlichen Elementen und gerne einer Dosis schwarzem Humor. 

Michael Schmidt: Wie würdest du deine Geschichten generell charakterisieren? Was macht dich als Autor aus?

Heike Schrapper: Grundsätzlich bin ich nicht so die „Happy End“-Schreiberin. Die Überlebenschancen meiner Protagonisten sind eher mau. Neben dem vorhin schon erwähnten schwarzen Humor mag ich es, wenn Geschichten unvorhergesehene Wendungen haben, besonders am Ende. Daher versuche ich, die Leser/innen zu überraschen, Klischees zu vermeiden und etwas Unerwartetes zu „liefern“.

Michael Schmidt: 7 Leben 13 Tode erschien bei Edition RoterDrache. Warum genau da und was macht den Verlag so besonders?

Heike Schrapper: Der Verleger! Holger Kliemannel ist immer für seine Autor/inn/en da, unterstützt uns sehr vertrauensvoll, wo es nur geht, und lässt viel kreative Freiheit. Aber auch als Leserin schätze ich den Verlag. Die Bücher sind toll aufgemacht und sehr vielfältig: Es gibt Romane, Sachbücher, Bilderbücher …  

Michael Schmidt: Schreibst du generell Kurzgeschichten oder auch Romane?

Heike Schrapper: Ich schreibe tatsächlich ausschließlich Kurzgeschichten. Das liegt zum einen an meiner Ungeduld und zum anderen daran, dass mir noch nie eine Geschichte eingefallen ist, die auf mehr als 25 Seiten erzählt werden musste. Manchmal reichen sogar zwei!  

Michael Schmidt: Woran schreibst du im Moment?

Heike Schrapper: Im Moment schreibe ich „Grauenvolle Märchen“. Das ist – wie der Name schon sagt – eine Märchensammlung, die durch ihren Stil wirken soll, als wäre sie schon uralt. Inhaltlich sind die Texte sehr düster, manchmal schwarzhumorig und sollen das Un- und Unterbewusste ansprechen.    

Michael Schmidt: Welche deiner Geschichten würdest du den Lesern besonders ans Herz legen und warum?

Heike Schrapper: Oh, das ist schwierig. Je nach Stimmung können das ganz unterschiedliche Geschichten sein. Aber ich glaube, „Der Prinz und sein Monster“ hat eine wichtige und positive Botschaft, die hoffentlich viele Leser/innen anspricht. Deshalb ist es auch die letzte Geschichte im Buch. Die anderen sind eher … weniger optimistisch.  

Michael Schmidt: Du bist zusammen mit Tom Daut auf vielen Cons aktiv. Genießt du das Bad in der Menge?

Heike Schrapper: Auf Cons genieße ich besonders das Wiedersehen mit den vielen befreundeten Autor/inn/en und Verleger/inne/n und das Feedback der Leser/innen. Besonders schön finde ich, abends noch mit möglichst vielen Leuten essen bzw. trinken zu gehen. Dort werden immer tolle neue Projekte geboren. Natürlich lese ich auch gerne meine Geschichten vor und versuche immer, dazu noch kleine „Spezialeffekte“ zu bieten.

Michael Schmidt: Was liest du selbst so?


Heike Schrapper: Meine Lieblingsautoren sind eigentlich alle Briten: Oscar Wilde, Ben Elton, Charles Higson, Danny King ... Von Danny King durfte ich sogar drei Romane ins Deutsche übersetzen, zum Beispiel „Das Haus der Monster“, der 2017 den fünften Platz beim Vincent Preis erreicht hat. Mein absolutes Lieblingsbuch ist „Manners“ von Robert Newman (erschienen 1998). Ansonsten liebe ich deutsche Balladen. Darunter gibt es auch eine Menge coole Gruselgeschichten; viel mehr als nur den „Erlkönig“. Im Moment lese ich „Nightmares and Dreamscapes“ von Stephen King, das ist eine Kurzgeschichtensammlung, die 1996 erschienen ist, und die ich neulich gebraucht auf einem Flohmarkt gekauft habe. Der Mann versteht es wirklich, Atmosphäre zu erzeugen.

Michael Schmidt: Wie würdest du die deutschsprachige Phantastikszene charakterisieren?

Heike Schrapper: Hmm … bisher habe ich sie als eine sympathische große Familie kennengelernt. Literarisch kann ich mir kein Urteil erlauben, dafür habe ich zu wenig deutsche Phantastik gelesen.

Michael Schmidt: Noch ein Wort an die Meute dort draußen!

Heike Schrapper: Dann teile ich mal den nützlichsten Gedanken mit euch, den ich bisher hatte: „Probleme kommen von selber, aber Sorgen muss man sich machen.“ Seit mir das aufgefallen ist, lebe ich wirklich ein unbeschwerteres Leben.

 

 

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