Interview mit Max Pechmann
Vincent Preis: Hallo Max. Stell dich unseren
Lesern einmal vor.
Max Pechmann: Hallo zusammen. Ich bin Jahrgang
73 und verheiratet, habe in Heidelberg Soziologie studiert und später auch in
diesem Fach promoviert. Zurzeit versuche ich, im Bereich Filmsoziologie zu
habilitieren. Regelmäßig schreibe ich Filmessays für das Magazin
„Phantastisch!“ und seit Mai 2012 bringe ich das e-Magazin „Film und Buch“
heraus. Seit wenigen Jahren versuche ich
mich auch als Schriftsteller. Bisher erschienen drei Romane. Einer als Hörbuch
mit dem Titel „Celeste – Das Geisterschiff“, das auf einem wahren und bis heute
nicht gelösten Zwischenfall auf dem
„Unglücksschiff“ Mary Celeste basiert. Dann der Heftroman „Zeitkabinett“ (der
jetzt in dem Sammelband „Mephistos Rache“ neu aufgelegt wurde) und der Thriller
„Der Andere“. Im Herbst wird es noch einen Horrorthriller im Sieben Verlag
geben und demnächst ein weiteres Hörbuch im Action Verlag.
Vincent Preis: Was hast du mit Algernon
Blackwood gemeinsam?
Max Pechmann: Ja, das ist ganz witzig. Algernon
Blackwood besuchte dieselbe Schule wie ich. Klarerweise einige Jahrzehnte
früher. Und zwar in Königsfeld im Schwarzwald. Das finde ich deswegen witzig,
da Blackwood zu meinen literarischen Vorbildern zählt. Leider verzichtet die
Schule bis heute auf eine Blackwood-Gedenktafel.
Vincent Preis: Dein Roman „Der Andere“ erscheint
im Verlag AAVAA. Kannst du den Verlag kurz vorstellen und erklären, warum dein
Roman gerade dort erscheint?
Max Pechmann: AAVAA ist ein Kleinverlag, der
Romane unterschiedlicher Genres herausbringt und sich dabei vor allem auf junge
Autoren konzentriert. Vor kurzem hat dort auch der Krimiautor Willi Voss
veröffentlicht. Durch Rezensionen bin ich auf den Verlag aufmerksam geworden. Da
zuvor ein anderer Verlag das Manuskript abgelehnt hat, wollte ich mal schauen,
was die von meinem Manuskript halten. Die Zusammenarbeit fand ich sehr
angenehm.
Vincent Preis: Worum geht es in dem Roman „Der
Andere“?
Max Pechmann: Es geht um den Schriftsteller Jo
Peterson und dessen Frau Laura, deren Leben sich auf einmal in einen Alptraum
verwandelt. Jos erster Roman wurde ein unerwarteter Bestseller und eigentlich
geht es beiden ganz gut. Dann aber wird völlig unerwartet Jos Literaturagent
brutal ermordet. Jo wird verdächtigt, die Tat begangen zu haben. Gleichzeitig
erhält Laura obszöne Briefe, die von einem anonymen Absender stammen und von
Mal zu Mal abartiger werden. Während die Polizei weiterhin Jo verdächtigt, geschieht
ein weiterer Mord…
Vincent Preis: Was unterscheidet „Der Andere“
von anderen Horrorromanen?
Max Pechmann: Im Grunde genommen ist „Der
Andere“ ein ziemlich bösartiger Roman. Er beginnt zwar recht harmlos, entwickelt
dann aber eine immer bedrohlichere Atmosphäre. Die Protagonisten sind dem
Unheimlichen völlig ausgeliefert. Besonders, da sie nicht wissen, wer ihnen da
„ans Bein pinkelt“ (um diese Redewendung einmal zu verwenden) und schon gar
nicht, aus welchem Grund. Jo und Laura stehen dem Unerklärlichen hilflos
gegenüber, was ihre Situation noch unerträglicher macht. Während in vielen
anderen Horrorromanen das Böse plastisch dargestellt wird, ist es in „Der
Andere“ nicht klar, wer überhaupt hinter den unheimlichen Attacken steckt und
wieso dies alles geschieht. Der Leser begegnet einem subtilen Grauen, das sich
im Lauf der Handlung intensiviert.
Vincent Preis: Was hat es mit deiner Onlineserie
„Prähuman“ auf sich. Worum geht es da und wo kann man sie beziehen?
Max Pechmann: „Prähuman“ ist eine kostenlose
Online-Serie, die seit Ende 2009 auf www.geisterspiegel.de
erscheint. Sie ist eine Mischung aus Phantastik und Abenteuer. Es geht um den
Grenzwissenschaftler Frederic Tubb und seine beiden Mitarbeiter Maki Asakawa
und Hans Schmeißer. Das Team kommt durch einen seltsamen Zwischenfall in
Kambodscha auf die Spur einer Hyperzivilisation, die vor den Menschen die Erde
beherrschte und, Gerüchten zufolge, noch immer irgendwo im Erdinneren
existieren soll. Auf ihrer Suche nach weiteren Hinweisen zu dieser
geheimnisvollen Zivilisation geraten Tubb, Maki und Hans in allerhand bizarre
Abenteuer, die sie rund um die Welt führen. Dabei kommen auch Witz und
Selbstironie nicht zu kurz. Bisher sind 11 Bände erschienen. Weitere Bände sind
in Arbeit. Ich versuche, jeden Band stilistisch anders zu konzipieren. So ist
z.B. „Frederic Tubb funkt SOS“ ein Actionroman, während man z.B. „Und sie gibt
es doch!“ eher als phantastischen Abenteuerroman bezeichnen könnte. Hintergrundinfos
zur Serie gibt es auch auf http://www.praehuman.wordpress.com.
Vincent Preis: Du bist Herausgeber des Magazins
„Film und Buch“. Wo gibt es das?
Max Pechmann: „Film und Buch“ ist ein e-Magazin,
das es zum kostenlosen Download auf dem Film und Buch-Blog (http://www.filmundbuch.wordpress.com) gibt. Zugleich
erscheint es auf Beam-ebooks und auf Amrun. Das Magazin erscheint dreimal
jährlich und beinhaltet Artikel zu Filmen, Autoren, Regisseuren usw. In Ausgabe
5 gibt es zum ersten Mal auch Interviews. Zum einen mit dem bekannten
amerikanischen Horrorregisseur Larry Fessenden, zum anderen mit dem Verleger
Michael Kirchschlager. – Aber das ist
noch nicht alles. Auf dem Film und Buch-Blog erscheinen ca. einmal wöchentlich
weitere (kürzere) Artikel über verschiedene Themen, die mit Film und Buch zu
tun haben. Obwohl wir sämtliche Genres berücksichtigen, liegt ein Schwerpunkt
auf Phantastik.
Vincent Preis: Du veröffentlichst ja auch in
phantastisch! und ich denke, du kennst ein wenig die deutsche Phantastik Szene.
Wie siehst du sie? Welche Stärken hat sie und was fehlt ihr noch?
Max Pechmann: Ich denke, zurzeit ist in der
deutschen Phantastikszene Experimentieren angesagt. Dies liegt meiner Meinung
nach an den Veränderungen am Buchmarkt. Zum einen kann nun jeder selbst
veröffentlichen, zum anderen werden zurzeit viele Kleinverlage gegründet, in
denen versucht wird, originelle Konzepte umzusetzen. Nun kommt es darauf an,
wie sich das Ganze weiterentwickelt. Entweder es geht in die Hose oder es formt
sich daraus im Laufe der Zeit eine neue deutsche phantastische Literatur. Gelegentlich
findet man Diskussionen darüber, dass deutsche Romane in Deutschland zu spielen
haben und nicht in den USA oder sonst wo. Eine solche Perspektive ist falsch,
da sie von vornherein jegliche Kreativität einschränkt und zu nichts anderem
als Schablonendenken führt. Es geht darum, gute und spannende Geschichten zu schreiben
und um nichts anderes. Und die Möglichkeiten dafür sind besser denn je.
Vincent Preis: Gibt es literarische Vorbilder?
Max Pechmann: Jede Menge. Vor allem Klassiker. Zum
einen den oben erwähnten Algernon Blackwood. Besonders seine Darstellung des
Unheimlichen (wie etwa in „Die Weiden“ oder in „Wendigo“) hat für mich großen
Vorbildcharakter. Dann noch John Wyndham, Guy de Maupassaunt („Der Horla“), Hugh
B. Cave und Robert Louis Stevenson, um nur
ein paar zu nennen.
Vincent Preis: Wenn du den Lesern des Vincent
Preis Blog drei Leseempfehlungen mit auf den Weg geben würdest. Welche wären
das?
Max Pechmann: Da würden mir sofort drei Bücher
einfallen, an die ich mich immer wieder gerne erinnere: Sarban „Der
Puppenmacher“, Peter Straub „Geisterstunde“ und Shirley Jackson „Spuk in Hill
House“.
Vincent Preis: Ein letztes Wort an die Menschen
dort draußen…
Max Pechmann: Die Lage ist hoffnungslos, aber
nicht ernst.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen