Erik Hauser: Ich bin der nette Typ von nebenan, der heimlich unheimliche Geschichten schreibt. Wenn das herauskommt und die Nachbarn es erfahren – nicht auszudenken!
VP: ODEM DES TODES erschien

EH: Das ist eine merkwürdige Geschichte. Zunächst einmal ist Alisha Bionda mit der Idee an mich herangetreten, einen Beitrag zu einer Anthologie zu liefern, in dem Poe als Held einer Poesken Geschichte auftreten sollte. Der Titel der Antho stand schon fest: ODEM DES TODES. Es gab aber keine Geschichte mit dem Titel in dem Band. Also hab ich mich hingesetzt und überlegt – und der Titel ging mir nicht mehr aus dem Sinn. Am Ende habe ich dann einen viel zu langen Beitrag abgeliefert und verschämt angefragt, ob man den auch noch „Odem des Todes“ betiteln könnte, weil das am besten passe. Alisha hat mir dieses Unterschieben einer Titelstory verziehen und die Geschichte genau so gebracht. Geplant war das aber anfangs nicht ...
VP: Inwieweit hast du dich für diese Geschichte mit dem Leben und Werk Edgar Allan Poes beschäftigt und warum hast du speziell den Tod seines Bruders William Henry Leonard thematisiert (wie übrigens einige andere Kollegen auch)?
EH: Ich war ja lange Jahre Lehrbeauftragter am Anglistischen Seminar der Universität Heidelberg und habe als solcher Poe und die Phantastik in etlichen Seminaren behandelt. Von daher war mir Leben und Werk Poes schon lange vertraut. Die Beziehung zwischen den beiden ungleichen und doch so ähnlichen Brüdern ist offensichtlich nicht nur für mich faszinierend: es liegt ein Hauch des Geheimnisvollen darüber, was das Schicksal des älteren Bruders angeht, und in diese Leerstelle hinein kann man als Autor wunderbar fabulieren.
VP: In ODEM DES TODES erzählst du eigentlich zwei Geschichten. War das von Anfang an deine Absicht?
EH: Ja, nicht alles, was ich tue, ist so völlig das Ergebnis eines Zufalls, wie die Mutation eines einfachen Anthologiebeitrags zur Titelstory. Von Anfang an wollte ich in „Odem des Todes“ zwei Wirklichkeiten haben – die von Edgar Allan und die erdichtete des älteren Bruders Henry -; und beide sollten sich gegenseitig ergänzen bzw. in Frage stellen. Das Spiel mit der Wirklichkeit und die Täuschung war mir eines der Hauptanliegen der Story.
VP: Noch immer gilt Edgar Allan Poe neben Lovecraft als der einflussreichste Horrorautor, dessen Geschichten auch heute noch Bestand haben. Was macht in deinen Augen die Faszination an Poes Werk aus?
EH: Poe war ein unglaublich erfindungsreicher Kopf. Er hat nicht nur die Phantastik von ihren schauerromantischen Anfängen befreit und psychologisiert, er hat auch die moderne Detektivgeschichte erfunden und sogar frühe Science Fiction geschrieben. Eines seiner Markenzeichen war zweifellos die Verbindung von Rationalität und Irrationalität, die in seinen Werken eine prekäre Balance eingehen. Dass er es geschafft hat, zwei an sich widersprüchliche Bereiche so zu vereinigen – das finde ich unglaublich spannend.
VP: Du bist nicht nur Autor, sondern auch

EH: Zur Zeit arbeiten Frank Rainer Scheck und ich an der Fertigstellung des Pendants zu ALS ICH TOT WAR; AUT

VP: Du bist Lehrer in Mannheim und Lehrbeauftragter in Heidelberg. Wissen deine Schüler/Studenten von deiner Tätigkeit als Autor und wie sind denn die Reaktionen?
EH: Ich sitze oft in Freistunden und Pausen in der Schulmensa und tippe meine Geschichten auf meinen Laptop. Auch „Odem des Todes“ ist so entstanden. Die Schüler haben schon mitgekriegt, dass ich irgend so ein Zeug schreibe. Die meisten halten mich aber für einen harmlosen Spinner.
VP: Was dürfen wir als nächstes von dir lesen?

VP: Herzlichen Dank für das Interview und viel Erfolg beim VINCENT 2011.
EH: Ich bedanke mich – für das Interview und die Nominierung zum Vincent-Preis 2011.
Keine Kommentare:
Kommentar posten