Interview mit Alisha Bionda
Vincent Preis: Liebe Alisha, herzlichen Glückwunsch zunächst zur Nominierung deiner Anthologie ADVOCATUS DIABOLI für den Vincent Preis 2010.
Alisha Bionda: Danke.
VP: Zunächst fällt die thematische Klammer auf, innerhalb der sich die AutorInnen bewegen sollten. Ein „Vorstellungsgespäch“ mit Satan persönlich für einen Platz in der Hölle sollte in jeder der Geschichten geschildert werden. Woher kam die Idee zu diesem ungewöhnlichen Thema?
AB: Da ich ja meist mehr als eine Anthologie im Jahr herausgebe – oder sage ich es so: herausgegeben habe – muss ich mich natürlich immer wieder ein wenig neu erfinden. Ich hatte die Idee dazu nachts am Strand. An Ideen mangelt es mir eh nicht – um alle sie alle umzusetzen, bräuchte ich ein Heer engagierter Verleger.
VP: Inwieweit haben dich die AutorInnen dann doch mit der Bandbreite der Geschichten überrascht, obwohl das Korsett ja eng geschnürt war?
AB: Na ja, so eng geschnürt war es de facto nicht. Denn wie die reine Themenvorgabe umgesetzt wurde, blieb den Autoren frei überlassen. Und daher hatte ich diese Bandbreite auch erwartet. Ich spreche aber auch aus dem Grund zu 90% meine Autoren gezielt an. Ich kenne die meisten sehr gut und daher weiß ich in etwa wie sie vorgehen und was ich von ihnen erwarten kann. Und picke mir da meist gezielt Autoren heraus, die sehr unterschiedliche Stile und Plotbildungen haben.
VP: Das zweite was auffällt ist die grandiose Ausstattung des Buchs. Du bist ohnehin für schön gestaltete und bebilderte Veröffentlichungen bekannt, doch ADVOCATUS DIABOLI legt hier nochmal eine Schippe drauf (Hardcover, Papierqualität, die großartig-filigranen Szenentrenner). War es von Anfang an geplant, dass ADVOCATUS DIABOLI eine solch edle Form bekommt?
AB: Vielen Dank erst einmal. Ja, ich bemühe mich – nicht nur meine Anthos, sondern auch alle Titel meiner herausgegebenen Reihen, neben dem Inhaltlichen auch optisch ansprechend zu gestalten. Ob das immer wahrgenommen und honoriert wird, wage ich immer mehr zu bezweifeln. Oft will es mir scheinen, dass die Leser wirklich mehr auf 08/15 Massenware reflektieren.
Da werden oft nur rein die Preise verglichen und nicht die unterschiedlichen Aufmachungen bedacht, die ja oft die 1 oder 2 Euro zusätzlich sehr wohl rechtfertigen.
Und ja, die Ausstattung war einer der Gründe warum ich mit der „Edition Roter Drache“ zusammengearbeitet habe. Ich hoffe, dass das in dem Fall honoriert wird.
Das ist wirklich mit Abstand meine schönste Anthologie, die ich herausgegeben habe. Das sage ich in aller Bescheidenheit.
VP: ADVOCATUS DIABOLI erscheint in der EDITION ROTER DRACHE, ein Verlag, der weniger für Belletristik und eher als „Fachverlag für okkulte und akademische Literatur“ bekannt ist. Wie kann denn die Zusammenarbeit zustande?
AB: Wie alle anderen auch: Ich habe den Verleger kontaktiert. Wir kamen ins Gespräch und beschlossen, einen Versuch in Richtung „Unterhaltung“ zu starten. Ob es weitere gibt, hängt vom Erfolg dieser Anthologie ab.
VP: Es vergeht kaum ein Monat, in dem keine Veröffentlichung aus der Bionda-Werkstatt erscheint. Was erwartet denn den (Phantastik-)Leser im Allgemeinen und den Horror-Leser im Besondern in nächster Zeit aus deiner Werkstatt?
AB: Im Grunde ändert sich bei mir seit Anfang 2011 einiges, besonders durch die Gründung meiner Agentur, aber auch durch neue Zusammenarbeiten auf Großverlagsebene. Daher kann ich dazu nichts sagen, was einen Nährwert hätte. Da rate ich jedem Interessierten immer an, lieber regelmäßig einen Blick auf meine Website zu werfen. In der VORSCHAU findet man dort immer alle Titel, die eine Verlagsheimat gefunden und schon ein festes Erscheinungsdatum haben.
Weiteres, was zwar schon in Arbeit ist aber noch nicht zu 100% fix, findet sich in IN PLANUNG. Gleiches gilt für meine herausgegeben Reihen. Die Rubrik wurde gerade neu gestaltet und ist nun auch übersichtlicher.
Auch in den NEWS dort weise ich immer auf Neues und Interessantes hin.
Aber im Gros kann man wohl sagen, dass ich mich natürlich ab jetzt als einer der Hauptpfeiler meiner Arbeit um die Agentur kümmern werde. Das heißt nicht, dass es nicht auch Anthos, Reihen und den ein oder anderen Roman von mir geben wird. Aber ich verlagere gerade meine Prioritäten und weiß selbst noch nicht in Gänze welche genauen Auswirkungen das schlussendlich haben wird. Das bleibt in den nächsten 1-2 Jahren abzuwarten. Auch ich bin ja einer Entwicklung unterworfen – wie jeder, bestenfalls.
Aber es wird z.B. ein neues Fiction-Reihen-Projekt geben – auch als Novum bei mir – mal mit farbigen Innengrafiken. Um eines zu nennen. Andere Projekte werden eventuell ein wenig nach hinten verschoben. In das nächste Jahr hinein – zugunsten der Agenturarbeit, aber auch des Qualitätsanspruchs dieser Projekte in spe.
VP: Als bester Roman 2010 ist auch Harald A. Weisens Debütroman BEGEGNUNG MIT SKINNER nominiert, der den Auftaktband der von Dir herausgegebenen SCREAM-Reihe darstellt. Wie wurdest du denn auf den Autor aufmerksam und was hat dich an dem Roman überzeugt?
AB: Über die Nominierung freue ich mich sehr, weil ich finde, dass es dieser Roman verdient hätte auch zu platzieren, unabhängig in wessen Reihe er erschienen ist. Aufmerksam wurde ich auf den Autor durchs Internet und wie immer – wie das so meine Art ist – habe ich ihn kontaktiert und ihm angeboten in einer Antho (DARK LADIES, Fabylon) mitzuwirken. Seine Story damals hat mir sofort gezeigt, welches Talent in ihm schlummert. Und er war einer meiner Wunschkandidaten für den Auftaktband der SCREAM-Reihe. Er hat dann in der Umsetzung meine Vorstellungen noch weit übertroffen. Ich bin ja eher eine Verfechterin der fein ausgearbeiteten Nuancen – auch im Düsteren Phantastik/Horrorbereich – Plakativer Horror ist nicht so die Schwierigkeit, das können viele Autoren – aber dieses feine düstere Gespinst auf gleich hohem Niveau, in sprachlicher Dichte und DAS in Romanlänge, kann noch lange nicht jeder – Harald A. Weissen KANN!
Daher wird es auch einen weiteren Roman von ihm in der Reihe geben.
Was er auch noch kann, ist „erzählen“, im klassischen Sinne der alten Fabulierer. Er ist daher für mich einer der deutschsprachigen Newcomer-Autoren mit dem größten Potential und ich hoffe, die Leser würdigen das.
VP: Hast du noch einige Worte, die du den Phantastik- und Horrorfans mit auf den Weg geben möchtest?
AB: Ich tue mich schwer damit anderen Worten mit auf den Weg zu geben, weil jeder ohne Einflüstern anderer seinen eigenen gehen soll. Daher möchte ich mehr einen Wunsch an Verleger und Leser richten: Den deutschsprachigen Phantastik- und Horrorautoren erheblich mehr eine Publikationsmöglichkeit zu geben. Gegenüber den Autoren „über dem großen Teich“. Wir haben so viele Talente, die viele US-Autoren locker in den Schatten stellen würden, gäbe man ihnen endlich mal eine reelle Chance. So dümpeln sie leider oft herum, was ich in mehrfacher Sicht sehr bedenklich finde.
VP: Danke für das Interview, Alisha, und viel Erfolg beim Vincent Preis 2010.
AB: Ich habe zu danken.
Links:
Alisha Bionda
Agentur Ashera
Edition Roter Drache
Alisha Bionda: Danke.
VP: Zunächst fällt die thematische Klammer auf, innerhalb der sich die AutorInnen bewegen sollten. Ein „Vorstellungsgespäch“ mit Satan persönlich für einen Platz in der Hölle sollte in jeder der Geschichten geschildert werden. Woher kam die Idee zu diesem ungewöhnlichen Thema?
AB: Da ich ja meist mehr als eine Anthologie im Jahr herausgebe – oder sage ich es so: herausgegeben habe – muss ich mich natürlich immer wieder ein wenig neu erfinden. Ich hatte die Idee dazu nachts am Strand. An Ideen mangelt es mir eh nicht – um alle sie alle umzusetzen, bräuchte ich ein Heer engagierter Verleger.
VP: Inwieweit haben dich die AutorInnen dann doch mit der Bandbreite der Geschichten überrascht, obwohl das Korsett ja eng geschnürt war?
AB: Na ja, so eng geschnürt war es de facto nicht. Denn wie die reine Themenvorgabe umgesetzt wurde, blieb den Autoren frei überlassen. Und daher hatte ich diese Bandbreite auch erwartet. Ich spreche aber auch aus dem Grund zu 90% meine Autoren gezielt an. Ich kenne die meisten sehr gut und daher weiß ich in etwa wie sie vorgehen und was ich von ihnen erwarten kann. Und picke mir da meist gezielt Autoren heraus, die sehr unterschiedliche Stile und Plotbildungen haben.
VP: Das zweite was auffällt ist die grandiose Ausstattung des Buchs. Du bist ohnehin für schön gestaltete und bebilderte Veröffentlichungen bekannt, doch ADVOCATUS DIABOLI legt hier nochmal eine Schippe drauf (Hardcover, Papierqualität, die großartig-filigranen Szenentrenner). War es von Anfang an geplant, dass ADVOCATUS DIABOLI eine solch edle Form bekommt?
AB: Vielen Dank erst einmal. Ja, ich bemühe mich – nicht nur meine Anthos, sondern auch alle Titel meiner herausgegebenen Reihen, neben dem Inhaltlichen auch optisch ansprechend zu gestalten. Ob das immer wahrgenommen und honoriert wird, wage ich immer mehr zu bezweifeln. Oft will es mir scheinen, dass die Leser wirklich mehr auf 08/15 Massenware reflektieren.
Da werden oft nur rein die Preise verglichen und nicht die unterschiedlichen Aufmachungen bedacht, die ja oft die 1 oder 2 Euro zusätzlich sehr wohl rechtfertigen.
Und ja, die Ausstattung war einer der Gründe warum ich mit der „Edition Roter Drache“ zusammengearbeitet habe. Ich hoffe, dass das in dem Fall honoriert wird.
Das ist wirklich mit Abstand meine schönste Anthologie, die ich herausgegeben habe. Das sage ich in aller Bescheidenheit.
VP: ADVOCATUS DIABOLI erscheint in der EDITION ROTER DRACHE, ein Verlag, der weniger für Belletristik und eher als „Fachverlag für okkulte und akademische Literatur“ bekannt ist. Wie kann denn die Zusammenarbeit zustande?
AB: Wie alle anderen auch: Ich habe den Verleger kontaktiert. Wir kamen ins Gespräch und beschlossen, einen Versuch in Richtung „Unterhaltung“ zu starten. Ob es weitere gibt, hängt vom Erfolg dieser Anthologie ab.
VP: Es vergeht kaum ein Monat, in dem keine Veröffentlichung aus der Bionda-Werkstatt erscheint. Was erwartet denn den (Phantastik-)Leser im Allgemeinen und den Horror-Leser im Besondern in nächster Zeit aus deiner Werkstatt?
AB: Im Grunde ändert sich bei mir seit Anfang 2011 einiges, besonders durch die Gründung meiner Agentur, aber auch durch neue Zusammenarbeiten auf Großverlagsebene. Daher kann ich dazu nichts sagen, was einen Nährwert hätte. Da rate ich jedem Interessierten immer an, lieber regelmäßig einen Blick auf meine Website zu werfen. In der VORSCHAU findet man dort immer alle Titel, die eine Verlagsheimat gefunden und schon ein festes Erscheinungsdatum haben.
Weiteres, was zwar schon in Arbeit ist aber noch nicht zu 100% fix, findet sich in IN PLANUNG. Gleiches gilt für meine herausgegeben Reihen. Die Rubrik wurde gerade neu gestaltet und ist nun auch übersichtlicher.
Auch in den NEWS dort weise ich immer auf Neues und Interessantes hin.
Aber im Gros kann man wohl sagen, dass ich mich natürlich ab jetzt als einer der Hauptpfeiler meiner Arbeit um die Agentur kümmern werde. Das heißt nicht, dass es nicht auch Anthos, Reihen und den ein oder anderen Roman von mir geben wird. Aber ich verlagere gerade meine Prioritäten und weiß selbst noch nicht in Gänze welche genauen Auswirkungen das schlussendlich haben wird. Das bleibt in den nächsten 1-2 Jahren abzuwarten. Auch ich bin ja einer Entwicklung unterworfen – wie jeder, bestenfalls.
Aber es wird z.B. ein neues Fiction-Reihen-Projekt geben – auch als Novum bei mir – mal mit farbigen Innengrafiken. Um eines zu nennen. Andere Projekte werden eventuell ein wenig nach hinten verschoben. In das nächste Jahr hinein – zugunsten der Agenturarbeit, aber auch des Qualitätsanspruchs dieser Projekte in spe.
VP: Als bester Roman 2010 ist auch Harald A. Weisens Debütroman BEGEGNUNG MIT SKINNER nominiert, der den Auftaktband der von Dir herausgegebenen SCREAM-Reihe darstellt. Wie wurdest du denn auf den Autor aufmerksam und was hat dich an dem Roman überzeugt?
AB: Über die Nominierung freue ich mich sehr, weil ich finde, dass es dieser Roman verdient hätte auch zu platzieren, unabhängig in wessen Reihe er erschienen ist. Aufmerksam wurde ich auf den Autor durchs Internet und wie immer – wie das so meine Art ist – habe ich ihn kontaktiert und ihm angeboten in einer Antho (DARK LADIES, Fabylon) mitzuwirken. Seine Story damals hat mir sofort gezeigt, welches Talent in ihm schlummert. Und er war einer meiner Wunschkandidaten für den Auftaktband der SCREAM-Reihe. Er hat dann in der Umsetzung meine Vorstellungen noch weit übertroffen. Ich bin ja eher eine Verfechterin der fein ausgearbeiteten Nuancen – auch im Düsteren Phantastik/Horrorbereich – Plakativer Horror ist nicht so die Schwierigkeit, das können viele Autoren – aber dieses feine düstere Gespinst auf gleich hohem Niveau, in sprachlicher Dichte und DAS in Romanlänge, kann noch lange nicht jeder – Harald A. Weissen KANN!
Daher wird es auch einen weiteren Roman von ihm in der Reihe geben.
Was er auch noch kann, ist „erzählen“, im klassischen Sinne der alten Fabulierer. Er ist daher für mich einer der deutschsprachigen Newcomer-Autoren mit dem größten Potential und ich hoffe, die Leser würdigen das.
VP: Hast du noch einige Worte, die du den Phantastik- und Horrorfans mit auf den Weg geben möchtest?
AB: Ich tue mich schwer damit anderen Worten mit auf den Weg zu geben, weil jeder ohne Einflüstern anderer seinen eigenen gehen soll. Daher möchte ich mehr einen Wunsch an Verleger und Leser richten: Den deutschsprachigen Phantastik- und Horrorautoren erheblich mehr eine Publikationsmöglichkeit zu geben. Gegenüber den Autoren „über dem großen Teich“. Wir haben so viele Talente, die viele US-Autoren locker in den Schatten stellen würden, gäbe man ihnen endlich mal eine reelle Chance. So dümpeln sie leider oft herum, was ich in mehrfacher Sicht sehr bedenklich finde.
VP: Danke für das Interview, Alisha, und viel Erfolg beim Vincent Preis 2010.
AB: Ich habe zu danken.
Links:
Alisha Bionda
Agentur Ashera
Edition Roter Drache
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