Interview mit Lars Maria Maly

Vincent Preis: Hallo Lars, stelle dich doch mal kurz vor. Wer steckt hinter dem Namen Lars Maria Maly.


Lars Maria Maly: Hinter dem Namen Lars Maria Maly versteckt sich ein kleiner dicker Mann, der es nicht geschafft hat mit 27 Jahren als Berühmtheit das Zeitliche zu segnen und somit als jung verstorbenes Schriftstellergenie in die Analen der Geschichte einzugehen.

Nun bin ich 28. Es ist zu spät. Der Wille war schwach und das Fleisch verdorben.

Außerdem bin ich bekennender komischer Kauz, überzeugter Misanthrop mit einem unausstehlichen Hang zur Philanthropie, geplagt von dem unbändigen Wunsch nach einem Gottkomplex, der so viel besser zu meiner Schöpfungssucht passen würde als die Schmach, angestrebte Perfektion nie auch nur in Ansätzen zu erreichen. Kurzum: Ich bin ein durchschnittlicher, hoffentlich aufstrebender Kunsthandwerker.



Vincent Preis: Dein Roman „Der Fluch des dunklen Mondes“, erschienen bei Eloy Ediction, wurde für den Vincent Preis nominiert. Worum geht es in diesem Roman?



Lars Maria Maly: Es geht um Leid, um Wahnsinn und um Fanatismus: Seit jeher stand die Göttin Lilith als dunkler Mond am Himmel, doch als sie eines Tages plötzlich verschwand, stellte die Kirche ihre Anbetung unter Strafe. Nur eine Handvoll Menschen setzen sich über das Verbot hinweg und arbeiteten im Verborgenen auf die Rückkehr der Göttin hin. Chiron war einer von ihnen - vertrieben aus einem geheimen Tempel machte er sich auf die Suche nach einem Weg, seiner Göttin die Rückkehr an den Himmel zu ermöglichen.



Vincent Preis: Hatte der Roman irgendwelche Vorbilder?



Lars Maria Maly: Nein.



Vincent Preis: Der Roman ist meines Wissens dein erster Text dieser Länge. Wie waren deine Erfahrungen damit und worin liegt der Unterschied zur Kurzgeschichte?



Lars Maria Maly: Es handelt sich bei „Der Fluch des dunklen Mondes“ um eine Novelle. Nach meinem Empfinden ist das Schreiben einer Novelle sehr viel mehr mit dem Schreiben von Kurzgeschichten zu vergleichen als mit dem Schreiben von Romanen, an das ich mich derzeit langsam herantaste. Die Unterschiede einer Novelle zu einer Kurzgeschichte sind marginal. Man muss ein wenig mehr planen, aber nicht zu viel. Es dauert ein wenig länger, aber nicht zu lange usw. .

Das Schöne an dieser leider aussterbenden Textgattung ist, dass sie nicht wie eine Kurzgeschichte schon nach wenigen Minuten vorbei ist, aber man sie trotzdem bequem in einem Rutsch lesen kann.



Vincent Preis: Auch das Titelbild ist von dir. Wie kam es dazu und nach welchen Kriterien hast du das Motiv ausgewählt? Wie ist generell deine Vorhergehensweise beim Erstellen von Grafiken?



Lars Maria Maly: Ein generelles Vorgehen gibt es kaum. Es geht darum, sowohl Inhalt als auch Stimmung der zu illustrierenden Geschichte einzufangen und bildhaft festzuhalten. Da gehört es ab und an auch zu meiner Arbeit, die Augen zu schließen, den Motor der Fantasie anzuwerfen und mich mit wild assoziierten Traumbildern bombardieren zu lassen, um Inspirationen zu sammeln. Gerne auch im Schlaf.



Vincent Preis: Wo siehst du eher deinen Schwerpunkt. In den Geschichten oder der Illustration?



Lars Maria Maly: Weder noch. Das wechselt sich phasenweise ab, hält sich aber insgesamt die Waage. Das Schreiben ist für mich vielleicht ein kleines Stück mehr Herzensangelegenheit als das Illustrieren, gleichwohl empfinde ich es aber auch als wesentlich komplexer und fordernder, während Malen entspannter ist.



Vincent Preis: Was bedeutet für dich das Horror Genre und bist du auch in anderen Richtungen aktiv?



Lars Maria Maly: Ich empfinde Horror nicht als Genre. Für mich ist Horror lediglich das Gefühl des Grauens, das Texte verschiedenster Genres gewollt oder ungewollt hervorrufen können. Ich selber schreibe heutzutage neben Kinder- und Jugendphantastik mit Vorliebe phantastische Grotesken und versuche aber durchaus eben jenes Gefühl des Grauens darin heraufzubeschwören. Ich grusel mich selber gerne. Wenn man atemlos im Bett liegt, die Decke bis zur Nase ins Gesicht gezogen und mit den Augen die Dunkelheit des Zimmers nach der Ursache für das unheimliche Knarren des Parkettbodens durchkämmt ... es gibt wenige Momente in denen man sich lebendiger fühlt (wenn man wie ich zu viel Angst vor Extremsportarten hat).



Vincent Preis: Du bist auch Kunsthandwerker. Was hat es damit auf sich?



Lars Maria Maly: Schreiben und Illustrieren sind in meinen Augen Kunsthandwerke. Dass ich mich selber als Kunsthandwerker und nicht als Künstler bezeichne und sehe, liegt daran, dass ich mich deutlich von dem aktuellen oligarchischen und von Kritikern gelenkten Kunstmarkt abgrenzen will. Außerdem weigere ich mich anzuerkennen, dass Kunst von der Beherrschung eines Handwerks getrennt werden kann, wie es aber spätestens seit dem Dadaismus praktiziert wird. Das was volkstümlich gerne als „Moderne abstrakte Kunst“ zusammengefasst wird, halte ich zu mindestens 99% für eine billige Masche. Kunst ist für mich die Vollendung eines Handwerks (z.B. eben Malen oder Schreiben) und Kunsthandwerker sind für mich jene, welche dieses hohe Ziel anstreben.

Neben Illustrieren und Schreiben bin ich noch in weiteren Bereichen (Puppenbau, Modeschmuck, Plastiken etc.) tätig und werde unter der Adresse www.Monster-Toys.com in nächster Zeit einen Onlineshop eröffnen. Vorher gilt es leider noch einige bürokratische Hürden zu überwinden.



Vincent Preis: Neben deinem Roman gibt es zwei veröffentlichte Kurzgeschichten in „Creatures“ und „Rose Noir“. Worum geht es da und wie würdest du deinen Stil beschreiben?



Lars Maria Maly: Ich bin um einen bildhaften und atmosphärisch dichten Stil bemüht und immer auf der Suche nach Möglichkeiten, ein Gewebe aus Grauen und Furcht zu spinnen, ohne dabei auf billige Effekthascherei zu setzen. Was in den älteren Geschichten aus „Creatures“ und „Rose Noir“ vielleicht schon zwischen den Zeilen spürbar ist, ein grotesker, sehr trockener und schwarzer Humor, ist etwas, das ich in neueren Geschichten weiterentwickelt habe und versuche, deutlicher zu Tage treten zu lassen. Absurdes und Groteskes auf die Spitze treiben, ohne dabei Atmosphäre und teils auch zarte Emotion zu überschatten, das ist ein Ziel von mir.



Vincent Preis: Wann lesen wir wieder etwas aus deiner Feder oder können uns an deinen Bildern erfreuen?



Lars Maria Maly: Das ist schwer zu sagen, nicht zuletzt, weil Termine für Anthologien und Bücher, wenn sie überhaupt erscheinen, meist doch weit hinter ihrem eigentlichen Zeitplan hinterherhinken und jede Nennung von genauen Daten einem Schuss ins Blaue gleich käme. Geschichten wird es in nächster Zeit von mir nicht allzu viele zu lesen geben, leider. Im Voodoo Press Verlag z. B. wird nach und nach aber das ein oder andere Buch mit einem Cover von mir erscheinen, und wenn die schon erwähnten bürokratischen Hürden genommen sind, wird die Liste meiner Veröffentlichungen in allen Bereichen hoffentlich schnell länger werden.

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