Interview mit J.C. Prüfer

Vincent Preis: Hallo JC, stell dich der Horrorgemeinde doch mal vor. Wer steckt hinter dem Namen J.C. Prüfer?

Jan-Christoph Prüfer: Ich heiße Jan-Christoph Prüfer, lebe im westfälischen Minden und arbeite als Journalist. 32 Jahre alt, mag große Hunde, jogge gern und viel.



Vincent Preis: „Die Schokolade des Herrn Bost“ ist als „Beste Kurzgeschichte“ für den Vincent Preis nominiert worden. Was bedeutet dir diese Nominierung?

Jan-Christoph Prüfer: Als ich ein Kind war, gab es im ZDF immer Samstag nachts den „Phantastischen Film“, mit so einem ganz urigen Intro, ein in LSD-Farben gezeichneter Horrortrip, unterlegt mit Orgelmusik. Das war damals, als man den Fernseher noch anmachen konnte, ohne sofort in allen Regenbogenfarben kotzen zu müssen. Besonders beeindruckt haben mich die Vincent-Price-Filme, die Edgar-Allan-Poe-Adaptionen von Roger Corman mit Price in der Hauptrolle, das „Theater des Grauens“ und „Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes“. Vincent Price ist für mich so ein Eckpfeiler, der hat meine Liebe zu diesem Genre mitgeformt. Wenn da jemand einen „Vincent Preis“ ausschreibt, bedeutet das für mich, dass da Leute hinterstecken, die wahrscheinlich mein Trauma teilen. Und von denen dann signalisiert zu bekommen, „Hey, wir finden das cool, was du machst“, das ist schon ein echt tolles Gefühl, völlig egal, ob ich das Ding nun gewinne oder nicht.

Vincent Preis: Worum geht es in „Die Schokolade des Herrn Bost“?

Jan-Christoph Prüfer: Die Hauptfigur ist ein Provinzjournalist, der unverhofft die Gelegenheit zu einem Interview mit Herrn Bost bekommt. Herr Bost hat so eine Art Tante-Emma-Laden, und er stellt selbst Schokolade her, nach der die Leute verrückt sind. Nicht nur im übertragenden Sinne, da prügeln sich angesehene Bürger um die letzte noch vorrätige Tafel und Ähnliches. Der Journalist hofft, Herrn Bost die hochgeheime Rezeptur aus der Nase ziehen zu können. Das gelingt ihm auch, und da es sich um eine Horrorgeschichte handelt, ist dieses Geheimnis von entsprechend unangenehmer Natur für alle Beteiligten.

Vincent Preis: Wie kam es, dass die Geschichte in „Metamorphosen“ erschien und wie gefällt dir das Buch?

Jan-Christoph Prüfer: Man sieht „Metamorphosen“ an, dass die Macher es ernst meinen und hinter dem Produkt stehen, um es mal in Wirtschaftssprech auszudrücken. Als Autor ohne Rang und Namen hat man ja nicht immer nur Glück bei solchen Ausschreibungen, da versandet viel bei Leuten, die vielleicht wollen aber nicht so recht können. Da war „Metamorphosen“ schon ein Glücksfall für mich. Meine Beteiligung kam eher zufällig zustande. Im Internet über die Ausschreibung gestolpert, schönes Thema, mitgemacht und da bin ich.

Vincent Preis: Für mich persönlich war der Name JC Prüfer neu. Welche Veröffentlichungen kannst du vorweisen?

Jan-Christoph Prüfer: Schulaufsätze nicht mitgezählt? Ehrlich gesagt habe ich da ein bisschen den Überblick verloren, aber das waren eigentlich alles so Underground-Sachen, Kurzgeschichten in Zeitschriften und Anthologien wie „Metamorphosen“. „Timbo“, fällt mir noch ein, in „Gequälte Seelen“, herausgegeben von Bernd Rothe und Astrid Pfister, und „Schwingen aus Stein“ in Michael Sonntags „Dämonenreiche“. Meine Geschichte „Der Abschiedsbrief“ ist in der Zeitschrift „Caligo“ erschienen. Ansonsten bin ich recht aktiv auf kurzgeschichten.de, dem besten Forum aller Zeiten.

Vincent Preis: Hast du Vorbilder?

Jan-Christoph Prüfer: Stephen King. Ja, sorry, überraschender habe ich's leider nicht. Onkel Steves Geschichten begleiten mich jetzt mein halbes Leben lang, und ich habe sie noch immer nicht über. Außerdem mag ich den Menschen, oder das, was man von ihm erahnen kann, durch seine Essays, Vorworte, Interviews und so weiter. Neil Gaiman. Die „Sandman“-Comics gehören zum besten, was ich je gelesen habe. Paul Auster. Dieser hypnotisierende Stil ist so unglaublich. Ich denke, der kann dreihundert Seiten über einen Typen schreiben, der auf den Bus wartet, und du kannst das Buch nicht mehr zur Seite legen, nachdem du den ersten Satz gelesen hast. Ansonsten gibt es natürlich immer so Kurzzeitvorbilder. Vor ein paar Wochen habe ich zwei Romane von Chuck Palahniuk gelesen, und dessen Ton musste ich dann auch sofort eine Kurzgechichte lang nachahmen.

Vincent Preis: Was bedeutet dir das Horrorgenre?

Jan-Christoph Prüfer: Viele meiner Lieblingsbücher haben nichts mit Horror zu tun. Die enthalten nicht einmal ansatzweise phantastische Elemente, sondern handeln von Menschen im Hier und Jetzt, von Taxifahrern, die ihre Miete nicht zahlen können, oder alleinerziehenden Vätern, die in der schwierigen Zeit der Pubertät um die Gunst ihrer Söhne kämpfen. Und diese Geschichten finde ich nicht weniger spannend als alles, was das Horrorgenre zu bieten hat. Trotzdem sitze ich hier an einem Tisch, auf dem außer ein paar leeren Kugelschreibern zwei DVDs liegen, nämlich „Bride of Re-Animator“ und „The Wolf Man“, das Original von 1941. Geschichten mit Vampiren, Werwölfen, Zombies, das ist für mich immer ein bisschen, wie nach Hause kommen. Da schließt sich ein Kreis. Ich kann und möchte mir nicht vorstellen, dass sich das mal ändern wird.

Vincent Preis: Was dürfen wir in nächster Zukunft von JC Prüfer erwarten?

Jan-Christoph Prüfer: Rockstar werde ich wohl nicht mehr, und für diese Enttäuschung werde ich mich rächen, indem ich ein paar echt fiese Horrorstorys schreibe.

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