Interview mit Andreas Gruber

Vincent Preis: Hallo Andreas, der Horrorgemeinde solltest du kein Unbekannter sein. Trotzdem, stell dich doch mal kurz vor. Wer steckt hinter dem Namen Andreas Gruber.

Andreas Gruber: tja, was soll ich da erzählen? Ich bin glücklich verheiratet – aber meine Frau, die arme Seele, muss all meine Texte probelesen, obwohl sie am liebsten typische Frauenromane liest. Wir leben mit vier Katzen im Haus in einem kleinen Ort, in einer Sackgasse in der Nähe des Waldrands. Sehr idyllisch. Da ich nur halbtags in einer Wiener Pharmafirma arbeite, verbringe ich meine Feizeit daheim im „Schreibbüro“, wo ich neue böse Stories aushecke.



Vincent Preis: Fangen wir in der Vergangenheit an. Bester Autor 2008 und Bester Roman mit „Das Eulentor“ (Blitz Verlag).

Andreas Gruber: Ja, das war eine Riesenüberraschung für mich – allein wenn man sich ansieht, wie viele Titel da allein für die Nominierungsrunde aufgelistet waren. Da merkt man erst, wie groß die deutschsprachige Horror-Szene tatsächlich ist, wie viele Kleinverlage, Anthologien, Fanzines und Autoren es gibt. Die beiden Urkunden – mit dem übrigens fantastischen Design – zieren neben anderen Preisen und Veröffentlichungen mein Buchregal, worauf ich sehr stolz bin. Vor allem weil ich ein großer Vincent Price Fan bin, den ich – gerade wegen seines mimischen over-acting, großartig finde.

Vincent Preis: „Das Eulentor“ ist ein Abenteuerroman mit Horrorelementen. Wie kam es zu dem Roman?

Andreas Gruber: Eines Tages blätterte ich die bunte Wochenend-Beilage einer Tageszeitung durch und sah einen Querschnitt der Erde. Spontan kam mir die Idee, was wäre, wenn es einen Schacht gäbe, der quer durch die Erde führt? Wer hätte ihn gebaut? Welche physikalischen Abnormitäten würden entstehen? Wohin würde er führen? Wie könnte man ihn erforschen und würde die Tiefe die Forscher in den Wahnsinn treiben? Ich besuchte meinen mittlerweile ergrauten Physikprofessor aus der Schule und konfrontierte ihn mit einer Menge Fragen, bei denen er ins Schwitzen geriet. Nach einer Woche intensiver Recherchen hatte er die entsprechenden Antworten für mich. Kurt Kobler half mir bei den technischen Erläuterungen. Dann suchte ich noch das passende Setting für den Roman, die Insel Spitzbergen im Jahr 1912, erschuf eine Handvoll verwegener Abenteurer, die den Schacht entdeckten und erforschen sollten und fand schließlich mit Alisha Bionda und Jörg Kaegelmann eine Herausgeberin und einen Verleger, die mir im Blitz-Verlag ein passende Veröffentlichungsmöglichkeit boten.

Vincent Preis: Der Roman spielt im Eis und erinnert ein wenig an „Das Ding aus einer anderen Welt“. Gab es Vorbilder?

Andreas Gruber: Eben diesen Film von John Carpenter, der zu meinen Lieblingsfilmen zählt. Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“, Poes „Gordon Pym“ und ein Sachbuch über Shackletons Expeditionen ins Eis, die spannender geschildert sind als jeder Roman. Mich faszinieren allgemein Geschichten, die im Eis spielen, beispielsweise Matt Reillys „Ice Station“, auch wenn das ein actiongeladener High-Tech Pagturner ist, der in der Gegenwart spielt.

Vincent Preis: „Das Eulentor“ erschien bei Blitz. Andere Romane bei Festa. Wann erfolgt der nächste Schritt und Andreas Gruber erscheint bei den großen Publikumsverlagen?

Andreas Gruber: Im April 2010 erschien im Club Bertelsmann, in Österreich bei Donauland und in der Schweiz bei Robinbook, mein neuester Psychothriller „Rachesommer“ mit 416 Seiten als Hardcover Premiere-Titel. Der Roman ist im Moment auf den Bestsellerlisten und verkauft sich wie die Hölle. Hier ist das Cover.

Nächstes Jahr, am 14. Februar 2011, erscheint der Thriller bei Goldmann als Taschenbuch. Unglaublicherweise gibt es jetzt schon ein Cover dafür.

Vincent Preis: Zur Gegenwart. „Die scharfe Kante des Geodreiecks“ ist der eigentliche Grund für das Interview. Worum handelt die Geschichte?

Andreas Gruber: Die Story handelt vom paranoiden Wahnsinn, von dem der Protagonist erfasst wird, als er in der Zahl 3 eine Verschwörung entdeckt. Die Geschichte schildert die verschiedensten Text- und Mathematik-Spielereien, die man mit dieser Zahl anstellen kann. Ja, und am Schluss gibt’s dann natürlich eine Pointe. Da die Anthologie „Rose Noire“, in der die Story veröffentlich wurde, auf nur 100 Exemplare limitiert wurde, und die Story sehr kurz ist, haben Michael Preissl und ich uns entschieden, dass man sie auf unseren Homepages online lesen kann.

Vincent Preis: Der Voodoo Press Verlag ist neu, sozusagen druckfrisch. „Rose Noire“ das erste Buch. Wie kam es dazu, dass du dort deine Geschichte veröffentlichst?

Andreas Gruber: Der Voodoo Press Verlag ist in Möllersdorf in Niederösterreich beheimatet. Das ist gerade mal dreißig Minuten mit dem Auto von mir entfernt. Eigentlich kurios – ein österreichischer Horror-Verlag, wo sich doch fast die gesamte Verlagsszene in Deutschland abspielt, sieht man mal von Ueberreuter und Otherworld ab. Tja, und eines Tages kam eine E-mail von Michael Preissl, der mich fragte, ob ich nicht eine Story für seine erste Anthologie schreiben wolle. Was für eine Frage? Wir Ösis müssen natürlich zusammenhalten.

Vincent Preis: Nominierungen sind schön, die aktuelle Arbeit beschäftigt einen zumeist mehr. Woran arbeitest du im Moment?

Andreas Gruber: An zwei Romanprojekten, die im Moment zur Prüfung beim Club Bertelsmann und bei Goldmann liegen. Wie „Rachesommer“ sind es Psychothriller – einer ist zu einem Fünftel fertig, der andere zu zwei Drittel. Und dann habe ich noch jede Menge fertige bzw. halb ausgegorene Exposés in der Schublade liegen, an denen ich stets weiterarbeite, sobald ich eine neue Idee habe.

Vincent Preis: Sind irgendwelche Veröffentlichungen in nächster Zeit geplant? Vielleicht auch Horrorgeschichten?

Andreas Gruber: Im Herbst/Winter 2010 wird eine neue Storysammlung im Berliner Shayol-Verlag erscheinen, bei dem bereits meine ersten beiden Collections „Der fünfte Erzengel“ und „Die letzte Fahrt der Enora Time“ herausgekommen sind. Der Titel wird „Ghost Writer“ lauten und beinhaltet zwanzig Horror-Kurzgeschichten, ein Vorwort sowie eine kurze autobiografische Vignette zu jedem Text. Auch hier gibt es schon einen Coverentwurf, den man sich ansehen kann.

Vincent Preis: Wir danken dir für das interessante Gespräch.

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