Olaf Buchheim vom Buchheim-Verlag zu Gast beim Vincent Preis
Interview mit Vincent Voss
Stell dir einen schlichten,
schwarzen Raum vor, zwei sich gegenüberstehende blutrote Kanapees, einen
schlichten, weiß lackierten Tisch, eine weiße Vase mit einer schwarzen Dahlie
zum Inhalt. Im Hintergrund hören wir etwas Winterliches von Cryo Chamber: https://www.youtube.com/watch?v=pi8HmR1MEOQ
:
VV: Moin Olaf, mehrere Bücher
aus deinem jungen Verlag stehen auf der Nominierungsliste des Vincent Preis. "Der Berater" von Bentley Little und "The Silence" von Tim Lebbon haben die Endrunde erreicht.
Wie findest du das?
OB: Ja, gern. Ich bin schon immer Liebhaber schöner und emotionaler, guter und spannender Geschichten. Und seit Mitte der neunziger Jahre Fan der Bücher von Christopher Golden. Entdeckt hatte ich ihn während meiner Zeit an einer amerikanischen High-School. Ich fand es immer schade, dass er so gut wie nicht übersetzt wurde, habe mir die Bücher anfangs noch von meinen ehemaligen Gasteltern schicken lassen. Ende 2015 schließlich, fast 20 Jahre später, fasste ich mir ein Herz und sprach ihn an, ob er es sich vorstellen könne, mit einem absoluten Neuling in der Branche eines seiner Bücher in Deutsch zu veröffentlichen. Heute sind wir befreundet und ich weiß, dass Chris ein herzensguter Mensch ist. Damals hätte ich kaum mit einer Antwort gerechnet, geschweige mit einer Zusage. Doch die Worte, die mich dann erreichten, waren der Anfang dieser neuen Reise: „I love the idea of being your first experiment 😊“
Die ersten paar Tage konnte ich
vor Freude und Aufregung kaum einen klaren Gedanken fassen. Dann dämmerte mir,
dass dieses Buch – und Chris und ich hatten uns bald auf DER FÄHRMANN geeinigt
– gut werden sollte. Ich wollte das Vertrauen nicht enttäuschen und ich wollte
ein Buch schaffen, auf das wir und Chris stolz sein konnten. Was gar nicht so
leicht war, denn ich hatte damals von der Branche kaum eine Ahnung, war in
vielen Dingen auch naiv. Aber es gelang mir, erfahrene und namhafte Mitstreiter
von meinem Vorhaben zu überzeugen: den aktuellen Stephen King-Übersetzer
Bernhard Kleinschmidt und den Herr der Ringe-Illustrator John Howe. Und Chris
Aussage im Nachhinein, dass DER FÄHRMANN die wohl schönste Ausgabe eines seiner
Bücher sei, hat unsere Arbeit bestätigt und die Richtung unseres Verlages schon
damals ein Stückweit gelegt.
Jeno Gellinek Photography https://www.facebook.com/Jen%C3%B6-Gellinek-Art-Direction-Photography-281906288855853/ |
VV: Also so ein bisschen dort hinein geschlittert. Wie fühlt es sich denn jetzt als Verleger an? Ist die Verantwortung eine andere geworden oder kannst du immer noch ruhig schlafen?
OB: Das deckt sich ziemlich mit dem, was ich selbst mag. Oft lese ich etwas, was mir gut gefällt und ziehe es dann in Betracht für den Verlag. Mittlerweile werden auch viele Vorschläge an mich herangetragen. Dann schaue ich mir einfach an, ob es passt.
VV: Und wenn du dich entschieden
hast, wie geht es dann weiter?
Wir waren uns von Anfang an
sympathisch, hatten bei vielen Dinge ähnliche Einstellungen, und so ergab es
sich irgendwann, dass die beiden uns anboten, unsere Bücher auszuliefern. Als
Leser sieht man vielleicht nicht immer gleich, dass es ein gutes Stück an
Infrastruktur benötigt, um Bücher schnell und wirtschaftlich zu versenden.
Daher beauftragen viele Verlage eine Auslieferung, die diesen Part übernimmt.
Hier wiederrum unterscheidet sich das in Auslieferungen, die auf die
Belieferung des Buchhandels spezialisiert sind und Auslieferungen, die die
Leser direkt beliefern.
Festa betreibt solch eine Direkt-Auslieferung im eigenen Haus und es war eine riesen Hilfe, darauf zurückgreifen zu können, und sich nicht um den Aufbau einer solchen doch ziemlich komplexen Infrastruktur kümmern zu müssen. Und da gehört auch ein funktionierender und an eben diese Infrastrukturen angebundener Onlineshop. Die Listung unserer Bücher im Festa-Shop ermöglicht also den schnellen, zuverlässigen und sogar kostenfreien Versand unserer Bücher bundesweit.
Festa betreibt solch eine Direkt-Auslieferung im eigenen Haus und es war eine riesen Hilfe, darauf zurückgreifen zu können, und sich nicht um den Aufbau einer solchen doch ziemlich komplexen Infrastruktur kümmern zu müssen. Und da gehört auch ein funktionierender und an eben diese Infrastrukturen angebundener Onlineshop. Die Listung unserer Bücher im Festa-Shop ermöglicht also den schnellen, zuverlässigen und sogar kostenfreien Versand unserer Bücher bundesweit.
VV: Wow! Das kann ja gar kein
Zufall sein! Und sehr cool vom FESTA-Verlag. Deine Bücher sind nicht über den
stationären Buchhandel zu beziehen. Warum?
VV: Ich habe 2018 auf der
Leipziger Buchmesse von Tim Lebbon „The Silence“ erstanden und jetzt kürzlich
gelesen und ich muss sagen, zum einen hat mir das Buch sehr, sehr gut gefallen.
Extrem spannend mit authentischen Figuren und einer rasanten Handlung. Doch das
Buch ist ja auch optisch wie haptisch allererste Sahne. Warum machst du das?
Ich meine, birgt das nicht auch ein Risiko, dass du bei hohen Preisen gehst?
OB: Vielen Dank – es
freut mich, das zu hören. Ja, ein Risiko ist natürlich damit verbunden. Aber
deine Frage beantwortest du im Grunde direkt selbst. Den Spaß, den du an dem
Buch hast, den habe ich auch an schön gemachten Büchern, und dazu zählt eben
auch die Optik und die Haptik – die Verpackung. So mag ich Bücher selbst am
liebsten. Und deswegen machen wir sowas. Klar ist die Produktion dann deutlich aufwändiger
und folglich auch kostenintensiver. Aber dafür ist es dann ein Buch, dass
Freude bereitet und dass man immer mal wieder gern in die Hand nimmt.
OB: Ja, ich hatte es bei der
Frage weiter oben schon angedeutet. Innen wie außen wollen wir Bücher machen,
die den Leser überzeugen. Bei der Übersetzung schauen wir bei der Auswahl der
passenden Übersetzerin / des passenden Übersetzers vorab auf die Art des Textes
und den Stil des Autors. Und danach werden alle Übersetzungen lektoriert und
korrekturgelesen. Was das Lektorat und Korrektorat angeht, haben wir
mittlerweile ein festes, eingespieltes Team. So weiß meine Lektorin Claudia
Pietschmann mittlerweile sehr gut, wie ich die Dinge sehe und bevorzuge, sodass
die Arbeit effektiv und eingespielt abläuft.
OB: Kaum. Ich lese mittlerweile
gezielter in Richtung möglicher Bücher für den Verlag. Aber wir sind ja ein
ziemlich kleiner Verlag und mit circa zehn Publikationen im Jahr bleibt genug
Zeit, weiterhin nur zum Vergnügen zu lesen. Aktuell bin ich zum Beispiel mitten
in Band 4 der DUNKLE TURM-Reihe.
VV: Du bist hauptberuflich noch
in der Werbung aktiv. Also hast du noch einen sogenannten Brotjob, oder? Wie
machst du das dann alles?
OB: Ja, das stimmt. Wir
erstellen Broschüren oder Werbegrafiken für hauptsächlich gewerbliche Kunden
und betreiben dahingehend noch eine eigene Stickerei und Textilveredelung.
Die Arbeit im Verlag ist meine
Leidenschaft. Das zählt für mich eigentlich gar nicht als Arbeit. Aber
natürlich ist es so, dass mir meine Frau bei vielen Dingen den Rücken freihält.
– schmunzelt – und unser Mitarbeiter hat tatsächlich mittlerweile mehr zu tun,
als früher noch, da ich doch auch tagsüber immer öfter immer lieber am neuen
Buch arbeite. Ansonsten können wir zum Glück auf einen verlässlichen Pool an
Freiberuflern zurückgreifen, die in vielen Bereichen sehr professionell und
qualitativ hochwertig Aufgaben erledigen – sei es im bereits erwähnten
Lektorat, aber auch im Buchsatz.
VV: Hauptberuflich Verleger wäre
eine Option?
OB: Auf jeden Fall 😊
VV: Wie sieht denn ein
stinknormaler Arbeitstag als Verleger aus?
OB: Horror ist eines von ganz
wenigen – wenn nicht das einzige – Genre, dass es ermöglicht, die komplette
Bandbreite menschlicher Emotionen und Ängste und Hoffnung abzubilden, sei es
mit übersteigertem Bösen, sei es mit übernatürlichen Elementen, sei es mit
alltäglichen Horrorszenarien. Und ist es nicht genau das, was man beim Lesen
einer Geschichte (mit)erleben möchte? Die Emotionen der Protagonisten - ihre
Angst, Freude, Lust…?
VV: Gibt es für dich das
Übersinnliche?
VV: Was ist dein unheimlichstes
Erlebnis?
OB: Das ist nur wenige Jahre
her, wir saßen im Sommer bis spät abends auf der Terrasse einer Freundin. Der
Himmel war klar, und plötzlich erschien über Baumwipfeln im Südosten ein
Leuchten. Viel zu groß und viel zu langsam für einen Satelliten. Zu schnell für
den Mond. Vor allem hatte es keine geradlinige Bahn, auch nicht das typische
Flackern von Flugzeugpositionslichtern. Und es wurde größer, schien immer näher
auf uns zuzukommen.
Ungelogen. Für einen scheinbar ewig andauernden Moment schauten wir ungläubig diesem Licht nach und hatten keinerlei Erklärung für die Erscheinung…. bis es zum Glück plötzlich abstürzte und erlosch und wir etwas peinlich berührt – dass wir uns haben so irreführen lassen – bemerkten, dass es nur eine dieser chinesischen Laternen war.
Ungelogen. Für einen scheinbar ewig andauernden Moment schauten wir ungläubig diesem Licht nach und hatten keinerlei Erklärung für die Erscheinung…. bis es zum Glück plötzlich abstürzte und erlosch und wir etwas peinlich berührt – dass wir uns haben so irreführen lassen – bemerkten, dass es nur eine dieser chinesischen Laternen war.
VV: Okay, wir wechseln mal das
Thema. Eigentlich wollte ich dich ja auf der Leipziger Buchmesse mal wieder
besuchen kommen. Aber die ist ja abgesagt worden. Hast du das erwartet? Was
bedeutet das für dich?
OB: Die letzten paar Tage vor
der Absage hatte ich es tatsächlich schon vermutet. Es wäre schön gewesen, wenn
die Absage eher hätte erfolgen können. Das hätte wohl viel Aufwand und Kosten
einsparen können. Aber wir kommen damit klar. Schade war es für uns vor allem,
weil auch wir uns darauf gefreut hatten, viele bekannte Gesichter, die man
sonst nur selten sieht, wieder zu treffen. Uns mit Autoren, Kollegen und Lesern
auszutauschen. Nicht zuletzt hätten wir ja sogar Christopher Golden und Daniele
Serra zu Gast gehabt, was nun leider auch ins Wasser fallen musste. Leider, aber absolut nachvollziehbar und
richtig.
VV: Wo siehst du denn deinen
Verlag in fünf Jahren?
OB: An demselben Ort voller
Leidenschaft und Freude am Genre, wie derzeit. Gern natürlich mit vielen neuen
Büchern von vielen neuen Autoren.
VV: Magst du den Lesenden verraten, auf was sie sich als nächstes freuen dürfen?
VV: Okay, Olaf, das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Natürlich drücke ich dir die Daumen, dass eines deiner Werke nominiert wird.
OB: Was würde mich freuen. Vielen Dank auch dir für das Interview.
Bullets (Wie aus der Pistole geschossen …)
VV: Bentley Little ist ein …
OB: begnadeter Schriftsteller mit den strangesten Ideen.
VV: Zombies oder Vampire?
OB: Transsilvanien
VV: Warum?
OB: herrliche Landschaft
VV: Welches Buch hättest du unheimlich gerne verlegt?
OB: THE GREEN MILE
VV: Nebel oder Sturm?
OB: Nebel
OB: THE GREEN MILE
VV: Nebel oder Sturm?
OB: Nebel
VV: Haunted
House oder Slasher?
OB: Haunted House
VV: Warum?
OB: Atmosphäre
VV: Du darfst dir eine Superheldeneigenschaft aussuchen. Welche wäre das?
OB: Das Shining
OB: Das Shining
VV: Ein Autor, eine Autorin, mit dem oder der du gerne zusammenarbeiten würdest?
VV: Welche drei Tipps gibt es von dir, um eine Zombieapokalypse zu überleben?
OB: Halte dir einen Hund, baue
dir ein abschottbares Versteck und lass dich nicht zu Dummheiten verführen.
VV: Welches „Monster“ findest du
literarisch unterbewertet?
OB: Dr. Quietus
VV: Und welches überbewertet?
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