Nicole Renner (Interview)


Michael Schmidt: Hallo Nicole, du bist mit Verlorene Seelen aus Bad Toys 2 für den Vincent Preis 2019 nominiert. Herzlichen Glückwunsch!


Nicole Renner: Hallo Michael. Ja, ganz herzlichen Dank. 🌹🖤 Ich kann immer noch nicht fassen, dass meine Story aus so vielen tollen Geschichten, von so lieben und talentierten Kollegen in die Endrunde gewählt wurde. Ich kleines Licht… als blutiger Anfänger… 😂 Es kam so überraschend für mich und jetzt bin ich ganz schön nervös. 🙈😁
 

Michael Schmidt: Die meisten gestern bei der Verkündung kannten dich nicht. Stell dich doch mal vor!

Nicole Renner: Sehr gerne und vielen Dank für diese Möglichkeit. Ich heiße auch im realen Leben Nicole Renner, bin 1980 in Essen geboren und lebe mit meinem Lebensgefährten, 2 Psycho-Katzen und einer Vogelspinne in meiner Gruft in Dinslaken. Also eine waschechte Ruhrpott-Schnauze. 🤪😂 Nach dem Abi 1999 schloss ich erfolgreich die Lehre zur Arzthelferin ab und arbeitet nun bereits seit 2002 als leitende Kraft in einer Doppel-Hausarztpraxis. Schon als junger Teenager war ich fasziniert von Horror, Blut und Splatter. Alles was düster und morbide ist, zieht mich total in den Bann. Die Lust am schreiben kam sehr spontan 2018 mit einer Award-Ausschreibung, den ich mit meiner ersten Kurzgeschichte "Blutige Lust" nebst 6 weiteren tollen Autoren gewann. Schreiben ist für mich ein toller Ausgleich zur stressigen Arbeitswelt geworden. Auf weitere Werke darf man durchaus gespannt sein. 😁

Michael Schmidt: Worum geht es in Verlorene Seelen und was macht das Besondere dieser Geschichte aus?

Nicole Renner: Das Grundthema dieser Anthologie ist »Drogen und Alkohol«. In meiner Geschichte begleitet ihr Sandra, Marco und Jens. Drei junge Menschen, die sich in der Schule als Teenager kennen lernen. Alle drei haben eine Gemeinsamkeit: Eine düstere Kindheit mit Gewalt, Alkohol- und Drogenexzessen der Eltern und sexuellem Missbrauch durch die Väter. Sie wollen gemeinsam mit dieser Vergangenheit abschließen, rutschen aber unbewusst in den gleichen Sumpf ab, dem sie entkommen wollten, bis es kein Entrinnen mehr gibt. Was ihnen so passiert, welche Schicksalsschläge sie treffen und wie das Ganze ausgeht, das müsst ihr selbst lesen. 😉
Ich denke, dass dies auch das Besondere an der Geschichte ist. Es ist kein fiktiver Horror, sondern einer, der tagtäglich um uns herum geschieht. Jeder der Kinder hat kennt glaube ich die Angst, dass diese in solch einen Sumpf abrutschen könnten, egal wie behütet sie aufwachsen. Vielleicht fühlt sich auch der ein oder andere Leser in seine ausschweifende Jugend versetzt und ist froh, dass sein Leben eine andere Abzweigung genommen hat.  🙈🤪

Michael Schmidt: Bad Toys 2 ist auch nominiert. Wie fandest du das Buch und hast du neben deiner eigenen Geschichte weitere Favoriten?

Nicole Renner: Ich bemerke in letzter Zeit immer häufiger, dass ich Anthologien sehr mag, da sie immer wieder eine tolle Mischung verschiedener Schreibstile und kranker Geschichten von tollen Autorenkollegen umfassen. Dadurch, dass mein Job viel Zeit in Anspruch nimmt, komme ich nicht mehr so viel zum Lesen wie ich gerne würde. Da kommt bei mir persönlich das Sprichwort »In der Kürze liegt die Würze« sehr zu tragen, denn ich kann dann immer mal wieder eine spannende Geschichte lesen, die in sich geschlossen ist, ohne zu viel Zeit zu benötigen. Ich mag Bad Toys 2 sehr. Jede einzelne Geschichte daraus ist für sich wirklich klasse. Favoriten habe ich hier nicht, da ich ausnahmslos alle Autorenkollegen, die hier versammelt sind persönlich, wie auch deren Schreibstil und Geschichten sehr, sehr gerne habe. Bei dem Aufgebot kann man eigentlich blind drauf loslegen und ist immer sehr gut unterhalten.

 Michael Schmidt: Du hast bei EldurHammer Boox und Redrum veröffentlicht. Ist das alles Horror oder was schreibst du so?

Nicole Renner: Ja, derzeit beschränkt sich meine Schreiberei erst einmal auf Horror (mit einem Fünkchen Erotik, wie in »Blutige Lust«), da auch privat mein Interessenschwerpunkt hier verankert ist. Was jedoch noch kommt, wird die Zeit mit sich bringen. Ich habe mich da nicht festgelegt. Die Story »Jason, Jack’s Erbe« in der demnächst erscheinenden Anthologie »Abartige Geschichten – Baker Street« beispielsweise ist dystopisch angehaucht. Also kann es sein, dass es mich demnächst auch in die Bereiche Dystopie, Erotik oder auch Fantasy ziehen wird.

Michael Schmidt: Hast du bisher nur Kurzgeschichten veröffentlicht und wie stehst du zum Roman?

Nicole Renner: So ist es. Bisher sind es nur Kurzgeschichten. Auch die nächsten Veröffentlichungen werden Kurzgeschichten sein. Da ich das Schreiben nicht geplant hatte und mit einer Kurzgeschichte hineingerutscht bin, fühle ich mich bei dieser Art Storys sehr wohl. Zudem kommt bei meinem Full-Time-Job der Zeitmangel hinzu. Derzeit habe tatsächlich zwei Plots für Romane in Petto. Ich sag mal so…. alles zu seiner Zeit. 😁 

Michael Schmidt: Wie viele Kurzgeschichten gibt es von dir und hast du persönliche Lieblinge und wenn ja, stell sie uns doch mal vor!

Nicole Renner: Also, momentan sind es vier Kurzgeschichten.
                        - Blutige Lust in Badass Fiction (Redrum)
                        - Verlorene Seelen in Bad Toys 2 (Redrum)
                        - Ein wahres Schnäppchen in Old School Horror 2 (Eldur)
- Jason, Jack’s Erbe in Abartige Geschichten – Baker Street (HammerBoox, erscheint   
  demnächst)

Einen persönlichen Liebling habe ich nicht, ich mag alle meine Geschichten und Protas. Dieses Jahr werden sich ca. 4-5 Geschichten hinzugesellen.
  
Michael Schmidt: Woran arbeitest du gerade?

Nicole Renner: Momentan schreibe ich an drei weiteren Kurzgeschichten für HammerBoox und zweien für den Blutwut-Verlag. Weiter wird aber noch nichts verraten. 😁

Michael Schmidt: Wieviele der Werke auf der Nominierungsliste des Vincent Preis 2019 kennst du?

Nicole Renner: 😂 Welche Rubrik meinst du genau? 😂  Wie gesagt, leider komme ich nicht wirklich häufig zum Lesen. Ein paar von ihnen habe ich bereits gelesen, vorwiegend im Anthologie-Bereich, aber leider viel zu wenige. Einige habe ich hier auf meinem Sub liegen und sie schreien mich regelmäßig an. Wiederum viele kenne ich vom Namen und durch Beschreibungen, Klappentexten und Rezensionen, und ein paar wiederum sagen mir leider noch gar nichts. (Schande über mein Haupt) 🙈

Michael Schmidt: Wie würdest du ganz allgemein die deutschsprachige Horrorszene beschreiben und gibt es AutorInnen, die du besonders schätzt?

Nicole Renner: Ich finde die deutschsprachige Horrorszene ist in den letzten 2-3 Jahren sehr nach vorne geprescht. Im positiven Sinne. Meiner Meinung nach steht sie der englischen/amerikanischen in nichts mehr nach. Was auch an den mutigen Verlagen liegt, die sich endlich auch an Tabuthemen und »Hardcore«-Storys herantrauen und diesen eine tolle Plattform bieten. Ich als eingefleischter Horrofreak sage hier ganz klar ein riesengroßes Dankeschön dafür an all die mutigen Verlage, die sich auch mal über die »Wohlfühl-Grenze« hinaus trauen und dadurch im Mainstream auch manchmal anecken. 🖤🌹
Lieblingsautoren/innen möchte ich jetzt hier nicht namentlich aufzählen, da das nur nach hinten losgehen kann und ich sicherlich jede Menge liebe, talentierte und megatolle Kollegen/innen vergessen würde. Jedoch gibt es hier schon viele Autoren, die sich als »Ikonen« des deutschsprachigen Horrors herauskristallisieren. Die als Vorreiter diese Szene in Zusammenarbeit mit Verlagen oder auch im Selfpublishing diese definitiv weit vorangetrieben haben. Dafür möchte ich auch mal Danke sagen.  🖤🌹
Und gerade in der jetzigen Zeit zeigt sich ein ganz herzlicher, toller Zusammenhalt in dieser Szene. Das möchte ich hier auch nochmal gesondert erwähnen. Egal ob Autor/in, Verlag, Blog oder Leser/in, alle unterstützen sich gegenseitig und stellen Großes auf die Beine. Danke!  🖤🌹

Michael Schmidt: Was liest du selbst so?

Nicole Renner: Wenn ich dazu komme natürlich im Lieblingsgenre Horror, je extremer, desto besser. 🤪😂 Aber auch gerne Dystopien, oder auch fesselnde Thriller und ab und zu darf es auch mal ein bisschen Fantasy oder Science-Fiction sein. Es muss mich einfach abholen und mit sich reißen, dann ist mir eigentlich egal, welchem Genre es gerade zugeschrieben ist.

Michael Schmidt: Noch ein Wort an die Meute dort draußen!

Nicole Renner: Stay freaky, dark and bloody. Lest weiterhin Bücher und lasst eurer Phantasie freien Lauf. Gebt es an die nächsten Generationen weiter, auf dass das Lesen nicht ausstirbt. Unterstützt diese, unsere kleine Horrorszene mit ihren Autoren/innen, damit sie weiterhin wächst und gedeiht.
Wenn ihr noch etwas von mir wissen wollt oder einfach mal quatschen, traut euch gerne mich anzuschreiben. Ich beiße nur, wenn es erwünscht ist. 😉
Bis dahin. Wir lesen uns.
Bloody Kisses
Eure Nicole




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