Dämonenjäger Isaac Kane: Ulrich Gilga im Interview
Das Interview führte Alexander Weisheit für den Vincent Preis.
Alexander Weisheit: Hallo Uli. Ich gratuliere dir recht herzlich zur Nominierung zum Vincent Preis 2024 in der Kategorie ‚Heftromane‘. Schön, dass du dir die Zeit für ein kleines Interview nimmst.
Ulrich Gilga: Hallo Alexander, zunächst einmal vielen Dank für die Möglichkeit, dieses Interview mit dir zu führen. Ich habe deine bisherigen Interviews mit den Autorinnen und Autoren immer mit großer Freude gelesen und hätte nie gedacht, dass ich auch einmal interviewt werde.
Ulrich Gilga: Gerne. Mein Name ist Ulrich Gilga und ich lebe seit meiner Geburt mitten im Ruhrgebiet. Ich bin seit 30 Jahren verheiratet und habe das große Glück, dass meine Frau und ich uns kreativ perfekt ergänzen, denn sie ist Filmemacherin und Autorin. Lesen und Schreiben begleiten mich schon mein ganzes Leben.
Alexander Weisheit: Du bist mit dem Roman ‚DieVampir-Allianz‘ aus deiner Gruselserie Dämonenjäger Isaac Kane nominiert.
Kannst du ein paar Worte zum Inhalt des Romanes sagen?
Ulrich Gilga: Hier muss ich natürlich aufpassen, dass ich nicht zu viele Informationen verrate für diejenigen, die den Band noch nicht gelesen haben. Das Konzept der Serie ist ja eine Verbeugung vor dem klassischen Grusel-Heftroman der 70er und 80er Jahre, und da gehört das Thema Vampire natürlich dazu. Isaac und sein Team werden in eine Fehde hineingezogen, weil bei mir verschiedene Clans unterschiedliche Entwicklungsstufen durchlaufen haben. Es war mir wichtig, hier ein wenig zu experimentieren. Hinzu kommt, dass der Schleier um die Herkunft von Isaac Kane und die doch etwas undurchsichtigen Pläne seines Mentors Ian West seit einigen Bänden Stück für Stück gelüftet wird, was in den Bänden 10 und 11 zu einem Zweiteiler und - das habe ich aus einem Leserbrief übernommen - zu einer Art Staffelfinale führt, bevor es dann mit Band 12 weitergeht.
Alexander Weisheit: ‚DieVampir-Allianz‘ ist bereits Band
7 der Serie um den Dämonenjäger Isaac Kane. Du bist Selfpublisher und bringst
die Serie in eigener Regie raus. Erzähl doch mal bitte, wie das damals begonnen
hat, warum du dich für diesen Weg entschieden und die Geschichten nicht bei
einem Verlag eingereicht hast.
Ulrich Gilga: Wie ich schon sagte, schreibe ich eigentlich mein ganzes Leben lang. Und wie so viele meiner Generation habe ich natürlich Serien wie John Sinclair, Tony Ballard, Larry Brent und viele andere entdeckt. Als mich dann Corona erwischte, war das für meine Kreativität erst einmal der Todesstoß. An Schreiben war für lange Zeit nicht zu denken. Diese Zeit habe ich dann genutzt, um mir das Serienkonzept für "Dämonenjäger Isaac Kane" auszudenken. Ich hoffe, man merkt den Bänden an, dass ich im Hintergrund einiges vorbereitet habe, um alles spannend und interessant zu gestalten. Ich schrieb dann den ersten Band "Die Hand des Werwolfs" und reichte ihn tatsächlich bei BASTEI für den Gespenster-Krimi ein, aber ich kam wohl zur falschen Zeit. Die Verantwortlichkeiten wechselten, und der fünfzigste Geburtstag von John Sinclair überschattete alles. Während ich also wartete, kam mir die Idee, einen Teil von Band 1, der dort nur in Teilen erzählt wird, zu einem Teaser auszubauen, aus dem dann Band 0 - Im Keller des Ghouls - wurde. Und als dieser so weit war, dass ich ihn der Welt zeigen wollte, entschied ich mich, die Serie selbst zu veröffentlichen. Im September 2023 erschien der Teaser und passenderweise am 31. Oktober 2023 habe ich dann Band 1 veröffentlicht.
Alexander Weisheit: Neben der Heftromanserie erscheinen die Geschichten ja auch als Hörbuch. Und es gab sogar bereits einen Gastautor (Michael Blihall), der einen ausgekoppelten Sonderband zur Serie geschrieben hat. Ist das nicht sehr zeitaufwendig, verschiedene Wege und Konzepte für diese eine Serie zu gehen? Anstatt einfach nur eine Romanserie?
Ulrich Gilga: Zum Hörbuch bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Ich selbst habe keinen Bezug zu Hörbüchern und auch Hörspiele funktionieren bei mir oft nicht, was ich schade finde. Aber meine Fantasie funktioniert am besten, wenn ich etwas lese. Als mich aber Lukas Speitling damals fragte, ob ich nicht Interesse hätte, "Isaac Kane" als Hörbuch herauszubringen, habe ich nicht lange gezögert, weil ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die ihre Geschichten gerne hören.
Die Idee, Gastautorinnen und -autoren als Teil des Kosmos
einzuladen, hatte ich schon sehr früh. Die vierzig Jahre, die zwischen Band 0
und Band 1 liegen, bieten viele Möglichkeiten, interessante Geschichten zu
entwickeln. Außerdem bin ich ein Fan davon, Vorgeschichten aus der
Vergangenheit einzubauen, wie man an den Bänden 2 (Die Rückkehr des Gehenkten)
und 4 (Hotel der Alpträume) sehen konnte. Ich kannte Michaels Geschichten, die
mir gefielen, und wir tauschten uns schnell aus. Grundsätzlich habe ich ihm so
viele Freiheiten wie möglich gelassen, nur sollte er in seinem Band keine
Ereignisse schaffen, die eventuell einen größeren Einfluss auf die Serie haben
könnten, und ich denke, das hat er sehr gut hinbekommen. Die Kritiken sind auch
sehr gut.
Das hat natürlich seinen Preis. Man muss eine Menge Zeit
investieren, um das alles zu koordinieren, zu organisieren, die Fans zu
informieren und so weiter. Bei Hörbüchern ist das einfacher, weil ich die
gesprochenen Texte nur einmal überprüfen muss - bei einem Gastband ist der
Aufwand natürlich größer. Ein Grund, warum das nicht zur Regel werden kann,
aber wenn sich die Möglichkeit ergibt und ich interessante Ideen bekomme, bin
ich immer offen dafür.
Alexander Weisheit: Es gehört ja zum Selfpubilshing eine
Menge dazu, bis ein fertiger Roman erscheinen kann. Neben Recherche und
Schreiberei gehört ja auch ein Cover und die Vermarktung mit Werbung und
Fan-Kontakt dazu. Kannst du uns einen kleinen Einblick geben, wie du so ein
Konzept zu einem Roman aufbaust? Machst du die Cover zum Beispiel auch selbst?
Ulrich Gilga: Beginnen wir mit den Bildern, wohl wissend, dass dies ein kritisches Thema ist. Seit einiger Zeit experimentiere ich mit Tools wie Midjourney. Ähnlich wie A.F. Morland oder zum Teil auch Jason Dark lasse ich mich gerne von einem Bild inspirieren, um mir eine Geschichte dazu auszudenken. Vieles von dem, was in die Serie einfließt, habe ich also vorher selbst als Inspirationsgrafik erstellt. Auf meinen Social-Media-Kanälen (Facebook und Instagram) poste ich auch immer wieder Inspirationen aus den Bänden und seit ich mich entschlossen habe, die Romane auch als Hardcover herauszubringen, finden sich dort auch einige Bilder wieder.
Natürlich kenne ich die kritische Diskussion um KI-Bilder,
aber allein aus finanziellen Gründen gab es keine andere Möglichkeit, als die
Serie mit eben den Covern zu starten, die ich selbst erstellt und zumindest im
Nachhinein noch bearbeitet habe. Inzwischen bin ich auch im Austausch mit
Torsten Perne, der bereits drei Cover für die Serie entworfen hat und sicher
noch weitere entwickeln wird. Auch hier mag ich es, grafische Inspirationen zu
kreieren, die ich dann an Torsten weitergeben kann. So ist zum Beispiel das
Cover für Band 10 (Der Tod des Jägers) auf diese Weise entstanden, während
meine Idee für Michael Blihalls Sonderband eine ganz andere war als die, die
dann als Torstens Version auf dem Cover gelandet ist (und die ja auch dieses
Jahr für den Vincent-Preis nominiert ist).
Interessant ist vielleicht, dass ich schon relativ früh
Kontakt zu Thomas Greiwe hatte, der jetzt als Covergestalter auch für BASTEI
tätig ist, mir aber schon sehr früh eine tolle Grafik von Isaac Kanes
Hauptwaffe geliefert hat, die jetzt in jedem Band zu sehen ist.
Alexander Weisheit: Unter den Nominierten bist du der
einzige Selfpublisher in der Kategorie ‚Heftromane‘, während die anderen
Geschichten über den Bastei Verlag herausgegeben wurden. Ist man da besonders
stolz drauf, weil ja Leser:innen entschieden haben, welche Romane ihnen
gefallen.
Ulrich Gilga: Ein klares JA! Als Fan des Verlages, der seit Jahren die Publikationen liest, in einer Kategorie zu landen, ist eine besondere Ehre. Und angesichts der Konkurrenz rechne ich nicht damit, hier zu gewinnen, aber allein dabei zu sein, ist schon etwas Besonderes.
Alexander Weisheit: Wie ist deine Verbindung zum VincentPreis? Welchen Stellenwert hat er für dich als Autor?
Ulrich Gilga: Ich verfolge den Vincent-Preis seit Jahren und lasse mich auch von den Nominierungen zu neuem Lesestoff inspirieren. Leider fristet die Phantastik in Deutschland ein gewisses Nischendasein, wenn man von den großen Namen des Genres absieht, die vor allem aus den USA oder Großbritannien kommen. Und was es für mich bedeutet, hier nominiert zu sein, habe ich oben schon geschrieben.
Alexander Weisheit: Wie und wann bist du zum Horror Genre gekommen? Und wie dazu, selbst zu schreiben?
Ulrich Gilga: Wie viele meiner Generation habe ich mit Karl May und Jules Verne angefangen. Und schon in der Grundschule begann ich, mir eigene Geschichten in deren Welten auszudenken. Über Verne kam ich dann zu anderen Autoren, die sich mit phantastischen Themen beschäftigten. Die Liebe zum Horror kam dann durch die ZDF-Serie "Der phantastische Film". Das wurde schnell mein Genre.
Alexander Weisheit: Bist du hauptberuflich Autor oder schreibst du neben einem Brotjob?
Ulrich Gilga: Natürlich würde ich gerne vom Schreiben leben, aber das ist nur möglich, weil ich einen "Brotjob" habe, der mir aber auch viel Spaß macht. Ich bin in einem großen deutschen Konzern in leitender Funktion tätig, wobei Kreativität und die Arbeit mit Menschen im Vordergrund stehen.
Ulrich Gilga: Kurzgeschichten waren schon immer meine Leidenschaft. Meine erste Veröffentlichung ist in der alten zweiten Zweitauflage von John Sinclair in Band 92 zu finden, und ich habe sie geschrieben, als ich zwölf Jahre alt war. Momentan arbeite ich an der Fertigstellung einer Kurzgeschichtensammlung, für die mir noch ein oder zwei Geschichten fehlen. Außerdem habe ich sehr detaillierte Konzepte in der Schublade - eines für einen Horror-Thriller und eines, das eher in Richtung Spionage und Verschwörung geht. Aber wenn ich diese Bücher schreibe, werde ich wirklich versuchen, sie bei einem Verlag unterzubringen, während ich die Kurzgeschichtensammlung selbst veröffentlichen werde. Wer ein bisschen auf meinem Facebook-Profil stöbert, wird etwas darüber finden.
Alexander Weisheit: Was machst du neben deinem Job und der Schreiberei in deiner Freizeit? Wie kannst du entspannen?
Ulrich Gilga: Viel Freizeit bleibt nicht. Lesen stand bei mir immer an erster Stelle, früher auch Kino (heute abgelöst durch Streaming, was aber weniger an den Kinos liegt als an der Art und Weise, wie sich manche Leute im Kino verhalten).
Alexander Weisheit: Woran arbeitest du zur Zeit? Auf was können wir uns in Zukunft freuen?
Ulrich Gilga: Bei Isaac Kane ist die Planung bis etwa Band 20 erfolgt, aber so flexibel, dass ich auch Bände verschieben kann. Die drei oben genannten Bücher laufen immer parallel, ansonsten würde ich gerne versuchen, doch noch einen Beitrag zum Gespenster-Krimi zu schreiben. Und ein Konzept für einen Jerry Cotton hätte ich auch noch...
Alexander Weisheit: Gibt es noch etwas, was du deinen Leser:innen mitteilen magst?
Ulrich Gilga: Ich würde mich über noch mehr Feedback freuen - nicht nur auf Social Media. Die meisten von uns Autorinnen und Autoren haben ja ihre eigenen Kontaktseiten und der Austausch mit den Fans ist immer gut. Deshalb habe ich bei Isaac Kane von Anfang an auch eine klassische Leserseite eingerichtet, die aber immer mehr unter mangelnden Beiträgen leidet. Also - wir brauchen euren Input. Positives, Kritisches, Ideen etc.
Alexander Weisheit: Vielen Dank für das Interview, lieber Uli. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und Spaß für deine schriftstellerische Zukunft. Vielleicht sehen wir uns ja auf dem Marburg-Con.
Ulrich Gilga: Danke für die Gelegenheit, Alexander. Es war mir ein Vergnügen und eine Ehre. Und wenn nichts Dramatisches passiert, sehen wir uns in Marburg!
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