Dunkle Gestalten: Gisela Weinhändler und Sabine Brandl (Interview)

 


Michael Schmidt: Herzlichen Glückwunsch! Eure „Dunkle Gestalten: Geschichten aus dem Dorf“ aus dem muc Verlag ist für den VincentPreis 2024 als „Beste Anthologie“ nominiert!

Ganz herzlichen Dank! Wir freuen uns sehr über die Nominierung! Es sind so viele tolle Publikationen im Rennen. Es ist für uns eine Ehre mit dabei zu sein. Danke auch für die Möglichkeit des Interviews und danke an alle die uns unterstützen.

Michael Schmidt: Ihr seid das Herausgeberduo. Stellt euch doch bitte mal vor!


Mein Name ist Sabine Brandl und ich bin 1977 in München geboren. Ich bin als Autorin und Herausgeberin aktiv. Mein Schwerpunkt als Autorin liegt auf dem Schreiben lesbischer Liebesromane, aber ich verfasse auch Kurzgeschichten und Gedichte zu ganz verschiedenen Themen. Mich interessieren Genres wie Thriller, Krimi, Horror und Mystery, deshalb baue ich gerne Elemente daraus in meinen Büchern und kurzen Texten ein und wähle als Herausgeberin gerne Ausschreibungsthemen in diesen Genres. Bisher habe ich sechs Romane veröffentlicht, zuletzt „BeGeistert von dir“ gemeinsam mit der Autorin Julia Dankers. Mein siebter Roman ist derzeit im Lektorat. Als Herausgeberin bin ich aktuell ebenfalls das siebte Mal tätig, derzeit für die Horror-Anthologie „Monster 2.0“, die ich gemeinsam mit dem Autor Alexander Klymchuk auf den Weg bringe.


Mein Name ist Gisela Weinhändler. Ich bin in den 1970er Jahren bei Deggendorf/Niederbayern geboren. Seit 2004 ist München mein Zuhause. Im „richtigen Leben“ bin ich seit 24 Jahren Sozialarbeiterin. Gleichzeitig ist Kultur- und Literaturarbeit meine große Leidenschaft, die mir sehr viel Energie gibt. Sabine und ich kennen uns seit 2003, wir erkannten schnell, dass wir viele Gemeinsamkeiten hatten: Sie schrieb, ich malte und fotografierte. Sabine hatte 2004 die Idee eine Gruppe ins Leben zu rufen, in der sich Leute über ihre eigenen Texte austauschen können. Ich war der Auffassung, dass neben Literatur auch der Austausch über Bilder wichtig sei und habe dann einfach mitgemacht. Aus der Gruppe wurde 2010 ganz „offiziell“ der Künstlerverein Realtraum e.V. - In meiner Rolle als erste Vorsitzende gestalte ich heute regelmäßige Treffen (hier in München – gelegentlich auch online), bei denen Menschen zusammenkommen, um über ihre eigenen literarischen und bildnerischen Werke zu sprechen. Die Sprache und die Literatur sind sowieso etwas, was Menschen verbindet – das hat mich seit jeher fasziniert – u. a. aus diesem Künstlerverein entsprang dann eben auch die Idee einen Verlag zu gründen. Das war 2012. Seit vielen Jahren befasse ich mich mit belletristischen Texten und wollte dann irgendwann auch den Unterschied zwischen „guter“ und „schlechter“ Literatur wissen – und das abseits von dem, was einem „einfach“ gefällt und den eigenen Geschmack trifft. Ich habe mich daher vor ein paar Jahren im Fach Kulturwissenschaften an der FernUni Hagen eingeschrieben und belege dort ausschließlich literaturwissenschaftliche Module. Das macht Spaß, aber ob ich dadurch den Unterschied zwischen „guter“ und „schlechter“ Literatur lerne, muss noch etwas offenbleiben.


Michael Schmidt: „
Dunkle Gestalten: Geschichten aus dem Dorf“. Was darf man sich da vorstellen? Eine Art Regionalkrimi auf Grusel getrimmt? Und wie kam es zu der Idee?

Die Wahl des Dorfes als Kulisse war für uns von besonderer Bedeutung – eine bewusste Entscheidung, die nicht nur unsere eigene Verbindung zu solchen Orten widerspiegelt, sondern auch ihre universelle Präsenz hervorhebt. Dörfer gibt es nun mal überall, unabhängig von Regionen oder Grenzen. Wir selbst sind in Dörfern aufgewachsen und kennen den einzigartigen und oft widersprüchlichen Charakter dieser Lebenswelt. Es ist ein Ort, der mit einer scheinbaren Idylle lockt, eine Welt voller Möglichkeiten und farbenfroher Fassaden – aber auch eine, die eine tiefere Dunkelheit verbirgt. Diese Facetten können auf den ersten Blick greifbar sein, wie alte, schwere Eichenholzmöbel, die eine bedrückende Atmosphäre tragen. Oder sie zeigen sich in subtilerer Form: Menschen, die innere Abgründe in sich tragen, oder jene, die sich bewusst gegen das harmonische Gefüge eines Dorfes stellen. Diese unausgesprochenen Geschichten sind es, die uns faszinieren.

Die Idee zu dieser Anthologie? Es war ein Sommerabend in München, ein Balkon hoch über der Stadt, und wir hörten gemeinsam die neuesten Black- und Death-Metal-Alben. Es war Musik, die nicht nur Gespräche beflügelte, sondern auch etwas in uns wachrief. Wir sprachen über Ausschreibungsthemen, über Möglichkeiten und darüber, welche Geschichten uns wirklich antreiben. Und dann, fast beiläufig, lenkte sich unser Gespräch auf Dörfer – auf ihre Bewohner, ihre Atmosphäre, auf all das, was direkt oder indirekt damit verbunden ist. Was als lockerer Gedankenaustausch begann, entwickelte sich schnell zu einer klaren Vision: Wir wollten Geschichten sammeln, die sich mit „dunklen Gestalten“ in den Mikrokosmen eines Dorflebens beschäftigen. Zugleich wollten wir keine Grenzen setzen. Keine starren Genrekonventionen, keine regionalen Vorgaben. Alles war erlaubt, solange die Handlung das Dorf, diesen seltsamen Dreh- und Angelpunkt, auf irgendeine Weise berührte – egal ob durch Zombies, Hexen, Aliens, Psychopath:innen oder Figuren aus der Fantasy und Science-Fiction.

Das Ergebnis hat uns zutiefst bewegt und überwältigt. Über 500 Einsendungen sind bei uns eingegangen –jede auf ihre Weise einzigartig. Die Auswahl war eine Herausforderung, ja, fast eine Art bittersüßer Qual, weil so viele spannende Geschichten auf uns warteten. Am Ende ist „Dunkle Gestalten“ ein Buch geworden, das uns nicht nur stolz macht, sondern uns auch daran erinnert, warum wir diese Arbeit lieben. Es ist weit mehr als eine Sammlung von gruseligen Anekdoten aus dem Dorfleben. Es ist ein Kaleidoskop der menschlichen Seele, das sich mutig mit den Abgründen und Geheimnissen auseinandersetzt, die oft verborgen bleiben. Dunkel, vielseitig und zutiefst mitreißend – dieses Buch zeigt, was passiert, wenn das Alltägliche zur Bühne für das Unheimliche wird.

Michael Schmidt: Wie zufrieden seid ihr mit dem Buch und welche Geschichten ragen raus?

Natürlich freuen wir uns über das Ergebnis der Ausschreibung. Über 500 Texte wurden eingereicht – eine Zahl, die nicht nur beeindruckt, sondern auch berührt. So viel Herzblut, kreative Energie und Mut, sich an einem Wettbewerb zu beteiligen – das ist nicht selbstverständlich. Jeder einzelne Text hatte eine eigene Stimme, eine Geschichte, die erzählt werden wollte, und das spürte man mit jeder Zeile, die wir lasen. Zugegeben, die Vielfalt und Qualität der Beiträge machte die Auswahl nicht gerade leichter. Jede von uns hatte am Ende 70 bis 100 Texte markiert, die uns besonders ans Herz gewachsen waren – kleine Schätze, die für uns unbedingt ins Buch „gehörten“. Am Ende blieben 24 Geschichten, die uns beide gleichermaßen überzeugt hatten und hinter denen wir bis heute mit voller Überzeugung stehen. Da gibt es so direkt keine Geschichten, die herausragen.

Eine Sache hat uns aber besonders tief berührt: Einige der Geschichten stammten von sehr jungen Autor*innen, die erstaunlich reife, originelle und kreative Perspektiven auf Papier brachten. Manche von ihnen wagten sich zum allerersten Mal an einen Wettbewerb oder sogar an das Schreiben der ersten Kurzgeschichte. Wir sind überzeugt, dass diese Leute, wenn sie dran bleiben, in der literarischen Szene weit kommen könnten. Wir hoffen sehr von ihnen noch mehr lesen zu dürfen.

Michael Schmidt: Wird es einen zweiten Band geben?

Nein. Wir hätten sicherlich bei so vielen sehr guten Texten einen zweiten oder gar einen dritten Band machen können. Das ist leider auch ein zeitliches und organisatorisches Problem: Wir haben einige andere Projekte, um dir wir uns kümmern wollen.



Michael Schmidt: Der muc Verlag ist mir bisher nicht für Horrorliteratur aufgefallen. Wie kam es zur Verlagswahl und was zeichnet den Verlag aus?

Der muc Verlag konzentriert sich nicht ausschließlich auf Horrorliteratur – und ehrlicherweise war das auch niemals die Hauptintention des Verlags. Das Motto „von dunkel bis bunt – wir lieben Vielfalt“ spiegelt die Philosophie des Verlags wider. Der Verlag will sich einem breiten Spektrum von Themen und Genres widmen. Geschichten kommen aus unterschiedlichen Welten. Ob düstere Dramatik, Science-Fiction oder bunte Unterhaltung – das Portfolio ist ein Ausdruck von Vielfalt. So stehen z. B. aktuell ein Lyrikband und ein erfrischender Unterhaltungsroman mit lesbischen Hauptfiguren neben einem bevorstehenden Projekt, das sich thematisch den klassischen Monstern widmet, im Fokus.

Es gab keine Suche nach dem „richtigen“ Verlag – wir sind der Verlag.

Im Jahr 2012 haben wir den muc Verlag gegründet, aus einem Wunsch heraus, ein Zuhause für Geschichten zu schaffen, die uns bewegen und die in ihrer Individualität besonderen Raum verdienen. Seit der Gründung entwickeln wir uns stetig weiter. Wir machen Fehler und lernen jeden Tag dazu, und gleichzeitig behalten wir unsere Prinzipien fest im Blick – vielleicht ist es genau das, was uns ausmacht: Wir wollen authentisch bleiben. Versprechen, die größer sind als das, was wir leisten können, geben wir nicht. Wir wissen genau, was wir können, und wir wissen genauso, wo unsere Grenzen liegen. Es ist ein Balanceakt zwischen unseren künstlerischen Ambitionen und dem Leben jenseits des Literaturbetriebs.

Im Vergleich zu vielen Verlagen bringen wir deutlich weniger Titel heraus. Jeder Titel, den wir veröffentlichen, ist für uns etwas Besonderes und verdient, mit Zeit und Sorgfalt entwickelt zu werden. Massenproduktion? Nein, das ist nicht unser Weg. Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen – und wir nehmen sie uns gerne. Nur so können wir langfristig weitermachen.



Michael Schmidt: Ihr habt noch mindestens eine weitere Anthologie als Herausgeberinnen zu verantworten. Worum geht es da?

Ja, das stimmt. Unsere Tätigkeit als gemeinsame Herausgeberinnen begann mit der Anthologie „AnXt“, die wir 2022 veröffentlicht haben. Zuvor gab es andere Bücher, die wir jeweils alleine auf den Markt brachten. Gerne stellen wir die beiden gemeinsamen Anthologien kurz vor. Beide Anthologien sind das Ergebnis von öffentlichen Ausschreibungen, die wir initiierten.

„AnXt“ ist ein Abbild menschlicher Schattenseiten. Ein Ort, an dem unterdrückte Ängste und beklemmende Wahrheiten zum Leben erwachen. Darin werden Geschichten von blutrünstigen Vampiren oder mörderischen Psychopathen erzählt, von gigantischen Spinnen oder zutiefst gebrochenen Seelen. In den Geschichten zeigt sich, dass das Erschreckendste nicht das Übernatürliche, sondern der Mensch selbst ist – mit all seinen unausgesprochenen Abgründen, seinen innersten Obsessionen und seinen düsteren Träumen. Schauplätze wie verlassene Höhlen oder einsame Tankstellen sind dabei nur Vehikel, um den Leser*innen eine tiefere Ebene zu zeigen.

Mit „Mensch 3.0“, unserer zweiten Anthologie, erschienen 2023, haben wir uns konsequent in eine völlig neue Richtung gewagt und dabei mit unserer Ausschreibung spannende Fragen zu unserer Zukunft als Menschen gestellt. Diese Veröffentlichung zeigt einen Blick auf eine mögliche Welt, die wir uns gerade erst ansatzweise vorstellen können. Mit ihren 31 Geschichten ist „Mensch 3.0“ ein Werk, das nicht einfach konsumiert werden möchte – es fordert dazu auf, innezuhalten und über das Menschsein nachzudenken. Was bedeutet es, wenn Maschinen uns nicht mehr nur unterstützen, sondern beginnen, soziale Partner*innen zu werden? Wie gehen wir um mit der Idee, einen Teil von uns selbst durch Technologie zu ersetzen? Und wie begegnen wir der ethischen Frage, ob Leben irgendwann zu einer Ware werden könnte – manipuliert, austauschbar und handelbar? Die Geschichten in dieser Anthologie sind mehr als Science-Fiction, sie stellen Fragen, die uns alle berühren und irgendwann auch betreffen werden.

Enorm gefreut hat uns, dass wir mit Mensch 3.0 2023 bei der BuCon den Goldenen Stephan für die beste Anthologie erhalten haben. Danke nochmals für alle, die damals für das Buch gestimmt haben.


Michael Schmidt: Schreibt ihr auch selbst?

Ich (Gisela) sehe meinen Schwerpunkt nicht im Schreiben, sondern im Organisieren und Planen. Vor ein paar Jahren schrieb ich aber einen gesellschaftskritischen Text und ein Gedicht, beide Texte wurden dann Teil einer Anthologie – für mich ein kleiner Moment des Stolzes, der mir gezeigt hat, dass das Schreiben eine tiefgehende Ausdrucksmöglichkeit für das ist, was mich bewegt. Verraten möchte ich, dass ich eine Idee für einen Roman in mir trage. Doch ein Buch ist so viel mehr als nur eine Idee, und ich habe bis jetzt noch keinen einzigen Satz konkret zu Papier gebracht.


Ich (Sabine) Ja. Mein Schwerpunkt liegt im Schreiben von Romanen mit lesbischen Hauptfiguren, davon sind aktuell sechs veröffentlicht, der siebte ist im Lektorat beim Main Verlag. Ich spiele aber, wie eingangs erwähnt, gerne mit den Genregrenzen und verwende Elemente aus den Bereichen Thriller, Krimi, Horror und Mystery. Im Vordergrund stehen bei mir stets die Charaktere und deren Entwicklung und Beziehung zueinander. Hin und wieder riskiere ich auch gerne einen Blick in menschliche (Un-)Tiefen und Abgründe. So habe ich schon einige Horror- und Krimi-Kurzgeschichten verfasst und veröffentlicht. Auch in meinen letzten vier Romanen kommt es neben romantischer Annäherung der weiblichen Hauptfiguren auch zu Spuk, mysteriösen Erscheinungen und seltsamen, beunruhigend realistischen Albträumen. Zudem geht es um rätselhafte Todesfälle aus der Vergangenheit, denen die Protagonistinnen in der Gegenwart nachspüren müssen. Dabei gibt´s auch einige schaurige Gänsehaut- und WTF-Momente. Aber hauptsächlich sind meine Romane humorvoll - und trotz tiefsinniger Anteile, gewisser Hürden und Problemen für die Hauptfiguren sowie düsterer Gruselsituationen - mit einer Leichtigkeit geschrieben, bei der sich die Leser*innen (fast immer) wohlfühlen können. Begriffe wie „cosy“ und „ghostly“ treffen es wohl ganz gut. Na gut. bei meinem Ostsee-Psycho-Krimi „Das Rätsel um Cecile“ geht es bisweilen etwas härter zu, aber auch hier gibt es nach einigen Twists und Überraschungsmomenten ein versöhnliches Ende und was fürs Herz. Wer weiß – vielleicht schreibe ich irgendwann mal einen richtig schaurigen und bösen Thriller? Aber zunächst ist Cosy-Crime bzw. Liebesroman mit Geist angesagt.

 


Michael Schmidt: Als Herausgeber sondiert man auch den Markt. Wie würdet ihr die deutschsprachige Phantastikszene beschreiben?

Aus unserer Perspektive ist es nicht einfach, diese Frage zu beantworten – das hat viel damit zu tun, dass wir nicht fest in der Phantastikszene verwurzelt sind. Wir bewegen uns mit unseren Büchern und Projekten in ganz verschiedenen Szenen, so z.B. auch in der Lyrik-Szene oder der queeren Literaturszene – überall gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. Wir sondieren den Markt nicht systematisch. Vielmehr folgen wir unserer Intuition und ganz klar dem, was uns Spaß macht – und lassen uns von dem leiten, was uns gerade inspiriert. Freilich denken wir an die Zukunft und überlegen, wie wir mit dem muc Verlag weiter bestehen können. Eine Strategie braucht es da in jedem Fall. Im Grunde bleiben wir trotzdem bei dem, wo wir meinen, dass das für uns beide passt. Dieses Vorgehen schenkt uns eine besondere Freiheit. 

Veranstaltungen wie Messen, Foren oder andere Netzwerke, die es uns erlauben könnten, tiefer in die Phantastikszene einzutauchen, sind bislang nicht Teil unseres täglichen Lebens. Das ist keine bewusste Entscheidung gegen diese Welten, sondern eher eine Frage der Zeit – Zeit, die wir einfach nicht haben.

Unsere Verbindung zur Phantastikszene spielt sich ausschließlich auf Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Instagram ab. Dort entdecken wir Werke, die Menschen dahinter und können dadurch Einblick gewinnen. Gelegentlich kommt es auch zu persönlichen Begegnungen – uns hat es z. B. 2024 sehr gefreut, als wir erstmals auf Thomas Karg getroffen sind, er ist ja in der Phantastikszene fest mit im Boot und (zurecht) sehr erfolgreich. Vor gut 15 Jahren hatten wir tatsächlich noch einen besseren Überblick über die Szene bzw. haben da einiges mitbekommen, so z. B. auch, dass es den Vincent Preis gibt oder auch, dass es einige Literaturforen gibt, die sich ausschließlich mit Phantastik befassen. Bei der erwähnten Künstlergruppe (Realtraum e.V) waren ab 2008 Leute dabei, die sich literarisch schwerpunktmäßig der Phantastik, dem Horror oder Science-Fiction widmeten. 2011 hat dann ein Mitglied unseres Vereins zusammen mit anderen einen eigenen Verein aus der Taufe gehoben, nämlich »Die Phantasten« – der Verein hat dann 2011 gleich auch die mucCon (für phantastische Literatur) veranstaltet. Wir hatten da einen Stand, allerdings noch nicht als Herausgeberinnen oder Verlag, sondern als Vertreterinnen des Realtraum. Wir lernten da auch Tina und Torsten Low kennen, die da ja bereits seit ein paar Jährchen die Phantastische Bücherszene aufmischten. Wir erinnern uns gerne an die Begegnung und finden es schade, dass die mucCon nur wenige Male stattfand. Da hätte langfristig etwas sehr Tolles daraus werden können.

Zurück zur Phantastik-Szene: Es beeindruckt uns zutiefst, wenn wir sehen, wie kreativ und leidenschaftlich viele Autor*innen, Verlage und andere Akteur*innen ihre Projekte vorantreiben. Das zu sehen ist sehr inspirierend und verdient größte Anerkennung. Wir möchten uns daher keinesfalls anmaßen, pauschale Urteile zur Szene zu treffen. Es gibt so viele Expert*innen, die sich seit Jahren mit dem Genre beschäftigen und unschätzbares Wissen besitzen, das uns ganz klar fehlt. Es gibt eine enorme Qualität und Vielfalt von Veröffentlichungen in diesem Bereich. Dabei fasziniert uns besonders der Selfpublishing-Sektor. Ohne Frage gibt es hier und da gestalterische Details, die optimiert werden könnten, aber inhaltlich stehen viele dieser Werke denen großer Verlage oft um nichts nach. Im Gegenteil: Die meisten dieser Bücher erreichen eine erzählerische und gestalterische Qualität, die größere Maßstäbe setzt und zu den besten Vergleichswerken aus dem Buchhandel aufschließen kann. Hervorheben möchten wir da wirklich auch die Leute, die mit im Rennen beim Vincent Preis sind. Es sind großartige Bücher.

Wenn wir jedoch über diese Fülle nachdenken, über die schiere Masse an Erscheinungen, die jedes Jahr ihren Weg auf den Markt findet, spüren wir eine Ehrfurcht und fragen uns: „Wie machen die das bloß? Können wir da – als Herausgeberinnen und Verlag – überhaupt mithalten?“

Die Phantastikszene als Ganzes bleibt für uns eher ein offenes Feld, das wir mit neugierigen Augen betrachten.

Michael Schmidt: Was lest ihr selbst?

Ich (Gisela) lese derzeit „Flussgefährtinnen“ von Brigitte Pons, „Zeitalter der Erkenntnis“ von Eric Kandel, „Die deutsche Kurzgeschichte“ von Leonie Marx und ansonsten Exposés, die beim muc Verlag eintreffen.

Ich (Sabine) lese aktuell hauptsächlich die Texte, die für unsere Ausschreibung „Monster 2.0“ eingereicht wurden. Nebenher lese ich den Krimi „Mord im Altmühltal“ von Martin Meyer.

Michael Schmidt: Noch ein Wort an die Meute dort draußen!

Habt Spaß bei dem, was ihr tut und seid freundlich zueinander.

Kommentare

Beliebte Posts