Alexander Weisheit (Interview)

 


Michael Schmidt: Hallo Alexander, liebe Grüße nach Köln. Was macht das närrische Treiben?

Alexander Weisheit: Hallo Michael. Am Montag beginnt es wieder hier in Köln. Dann ist der 11.11. und die neue Karnevalssaison wird eröffnet. Alaaf!😀 Ich mag Karneval, höre auch gerne die Musik, aber ich stürze mich nicht so ins Gewühl, wie ich es noch vor zwanzig Jahren gemacht habe 😀 Man wird halt älter und ruhiger 😀

Michael Schmidt: Du hast letztes Jahr eine Vielzahl an AutorInnen für den Vincent Preis interviewt. Diesmal sitzt du auf der anderen Seite. Magst du einen Kaffee oder einen Tee?

Alexander Weisheit: Ich bin Kaffeetrinker. Tee gibt es auch schon mal im kalten Winter, aber morgens einen Kaffee, damit kann ich gut in den Tag starten.
‚Auf der anderen Seite …‘, allein dieser Ausdruck passt doch ganz gut ins phantastische und gruselige Genre. Was sind denn die ganzen Geschichten, als immer wieder mal eine ganz andere Seite des Lebens aufzuzeigen? Aber natürlich meinst Du damit die Seite des Autoren und nicht die des Lesers. Ja, das ist schon ein wirklich tolles Gefühl. Ich glaube, das kann jeder Autor oder jede Autorin nachempfinden, wenn eine Geschichte, die zuerst noch ganz bei dir und in der Entwicklung ist, plötzlich veröffentlicht und von allen, die es wollen, zu lesen ist. Da ist man schon stolz auf sein ‚Baby‘ und freut sich auf die Reaktionen der Leser:innen und auch auf die oft tollen Kommentare. Ja, es ist schon ein kleiner Traum, der mit der Veröffentlichung meines ersten Heftroman in Erfüllung gegangen ist.


Michael Schmidt: Der neue Gespenster-Krimi ist eingeschlagen wie eine Wucht finde ich. Neben alten Hasen und Nachdrucken gibt es eine Reihe von hoffungsvollen Neuautoren. Wie findest du die Reihe?

Alexander Weisheit: Ich finde die Reihe klasse! Früher, wie ich angefangen habe Heftromane zu lesen, bin ich an ‚John Sinclair‘ ‚hängen geblieben‘ und habe nicht groß links und rechts davon geguckt und gelesen. Damals sind ja aus der Gespenster-Krimi Reihe bereits viele große Serien entstanden, wenn ich da nur an ‚John Sinclair‘, ‚Tony Ballard‘ oder auch ‚Der Hexer‘ denke.
Heute ist es ähnlich. Der Gespenster-Krimi ist ideal für neue Autoren sich in der Schreiberei auszuprobieren. Dies hat mir die Möglichkeit gegeben, einen Roman zu veröffentlichen. Als Leser finde ich es es gut, dort alte, ausgewählte Geschichten zu entdecken, aber auch die der neuen Autor:innen zu lesen. Es wird eine Menge Abwechslung geboten. Und wenn wir nicht allzuweit zurücksehen, hat ja auch die tolle Taschenheft Serie ‚Castor Pollux‘ von Michael Schauer und Rafael Marques (Rafael schreibt nur in den Taschenheften, die Romane im Gespenster-Krimi hat Michael Schauer allein geschrieben) im Gespenster-Krimi ihren Anfang genommen und ist dann ausgekoppelt worden. Gerne möchte ich hier auch noch die tolle Subserie von Morgen D. Crow erwähnen, dessen Musgrave Romane für mich einen wirklich tollen Zauber gruseliger Krimi Geschichten verbreiten. Da gibt es auch bereits acht Romane, die dort angesiedelt sind.
Und auch mein Roman ‚Die Formel der Hölle‘, um den es hier geht, gehört zu einer Subserie. Aber dazu gleich mehr.


Michael Schmidt: Als Band 138 erscheint der Roman „Die Formel der Hölle“. Dein erster veröffentlichter Heftroman, soweit ich weiß. Wie fühlt sich das an?

Alexander Weisheit: Ich hatte es oben bereits angeschnitten, es ist einfach ein großartiges Gefühl, einen Roman zu schreiben und dann veröffentlichen zu können. Für mich ist es schwer in Worte zu fassen, was das in einem auslöst. Ich schreibe, weil ich gruselige Geschichten mag. Aber trotzdem mache ich das natürlich nicht nur für mich. Wenn meine Geschichten auch den Leser:innen da draußen gefallen, und entsprechende Rückmeldungen eintrudeln, finde ich, habe ich meinen Job gut gemacht. Was gibt es denn schöneres, als jemandem ein paar glückliche Stunden zu bereiten? Ich freue mich ja selbst auch, wenn ich eine Geschichte lese, die mich fesselt und begeistert. Und so möchte ich es natürlich auch gerne machen.

Michael Schmidt: Der Band wird aber als Arthur Winston Band 3 bezeichnet. Klär doch mal einen unbedarften Interessenten wie mich auf.

Alexander Weisheit: Vor einiger Zeit hat mich Chris Steinberger angeschrieben, ob ich mit ihm nicht eine kleine Subserie für den Gespenster-Krimi schreiben möchte. Eigentlich ging es da um eine Weiterführung von Ereignissen, die in seinem John SinclairRoman Band 2280 ‚Hotel zur Hölle‘ begonnen hatten: Ein junger Mann namens Mason Armstrong ist im viktorianischen London um 1885 gestrandet und erlebt mit dem Inspektor Arthur Winston übersinnliche Abenteuer. Chris hat die ersten beiden Abenteuer dazu geschrieben (GK Band 118 ‚Die Lanze des Gellius‘ und GK Band 122 ‚Leichenfresser in London). Ich durfte dann Band 3 schreiben. Übrigens: Chris Steinberger hat mit ‚Leichenfresser in London‘ im letzten Jahr den ersten Platz des Vincent Preis in der Kategorie Heftromane gemacht! Und meine Geschichte ist jetzt der Nachfolger 😊


Michael Schmidt: Kann man den Roman ohne Vorkenntnisse der ersten beiden Bände lesen?

Alexander Weisheit: Die Gespenster-Krimis sollen immer in sich abgeschlossen sein. So haben wir es auch gehalten. Es spielen natürlich die selben Protagonisten mit und wir weisen auch auf die vorangegangenen Romane hin, aber es gibt immer einen gelösten Fall. Trotzdem arbeiten wir auch den Hintergrund der Serie immer etwas aus.

Michael Schmidt: Worum geht es in dem Roman?

Alexander Weisheit: Da unsere Romane im viktorianischen London spielen, habe ich mir überlegt, welche Geschichten da gut hineinpassen. Da ist mir unter anderem 'Doktor Jekyll und Mister Hyde’ eingefallen. Eine Story, die sehr gut in die Zeit passt. Und daran ist meine Story auch angelehnt. Ein angesehener Arzt forscht an einem Mittel, um kranken Menschen zu helfen. Ein dämonischer Einfluss verändert das Mittel, welches ihn nach mehreren Selbstversuchen zeitweise in eine unkontrollierbare Bestie verwandelt. Inspektor Winston und sein Schützling Mason Armstrong nehmen die Spur auf, um dem Grauen Einhalt zu gebieten …


Michael Schmidt: Manchmal hat man ja Bedenken, sich an neue Autoren heranzutrauen. Wie würdest du einem potenziellen Leser „Die Formel der Hölle“ schmackhaft machen? Mit welchen Vorbildern kann man den Roman am besten vergleichen?

Alexander Weisheit: Ich finde die Vorstellung, eine alte Idee aufzugreifen und eine neue Geschichte drumherum zu basteln, gut. Da weiß man, um was es im groben geht, wird aber vielleicht neugierig darauf, was es denn da anderes zu erzählen gibt. Das ist mit dem ‚Jekyll und Hyde Motiv‘ ja gegeben. Vielleicht hilft es dem ein oder anderen dabei, mit diesem Wissen nach meinem Roman zu greifen und ihn zu lesen. Das würde mich sehr freuen.

Michael Schmidt: Ist dieser dritte Band das Ende dieser Subserie oder kommt da noch mehr?

Alexander Weisheit: Nein, damit ist nicht Schluss. Ich glaube, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass Chris Steinberger bereits den vierten Band eingereicht hat. Ein Datum zur Veröffentlichung gibt es noch nicht. Deshalb kann ich dazu nichts sagen. Auch ich habe noch weitere Ideen, Geschichten in diesem Universum zu schreiben. Leider ist meine Freizeit zum Schreiben sehr begrenzt, sodass ich nach und nach einige Projekte abarbeite und mich dann wieder ans Schreiben begebe.



Michael Schmidt: Hast du weitere Romane in Arbeit oder gar schon fertig geschrieben?

Alexander Weisheit: Romane sind zur Zeit nicht in Arbeit, aber in der Planung. Ich schreibe mir Notizen und Gedanken auf, die ich in meine nächste Geschichte bringen will. Aber ich habe zwei Kurzgeschichten fertig gestellt. Die eine soll im nächsten Jahr in einer Anthologie der ‚Kurzfilmschmiede‘ (www.kurzfilmschmiede.de) erscheinen. Dazu gibt es noch keinen festen Termin. Die zweite ist noch bis Ende November in dem ‚zweiten, anonymen, chancengleichen Fantastik-Kurzgeschichtenwettbewerb‘ von Axel Aldenhoven (www.axelschreibt.de) zu finden. Da ich nicht verraten darf, welche der Geschichten von mir ist, ist es natürlich schwer, etwas darüber zu erzählen. Ab Anfang Dezember, wenn der Wettbewerb zu Ende ist, werden die Geschichten online mit den Namen der Autor:innen versehen. Dann könnt ihr sie finden. Aber auch jetzt lohnt sich ein Blick auf diesen liebevoll gestalteten Wettbewerb. Wer da Interesse hat, sollte sich die Geschichten zum Lesen auf der HomePage ansehen oder auf dem YouTube Kanal anhören, denn dort sind alle Geschichten eingelesen zu finden. Mit euren Kommentaren zu den Geschichten wird dann später eine Geschichte als Sieger auserkoren.

Michael Schmidt: Alle beklagen, dass die Phantastik einen schweren Stand hat. Aber der John Sinclair Con platzte aus allen Nähten. Wie würdest du die deutschsprachige Heftromanszene sehen, speziell die Gruselromane?

Alexander Weisheit: Es ist eine andere Zeit, als in den 80ern und 90ern. Da war Grusel irgendwie ‚in‘. Heutzutage denke ich, dass die große Verknüpfung der Fans durch Social Media dazu beiträgt, dass Genre wieder ‚groß‘ zu machen. Man ist so gut vernetzt, dass man jederzeit über die Geschichten reden oder schreiben kann. Ob in den Gruppen über Facebook oder dem ‚Gruselroman-Forum’ (www.gruselromanforum.de). So ist alles viel präsenter und einfacher zu ‚überschauen‘. Man sieht ja, dass sich alte Serien wie ‚John Sinclair‘, ‚Professor Zamora‘ oder auch das Genre-Mix ‚Maddrax‘ auf dem Markt halten können und immer noch genug Leser:innen zu haben scheinen. Auch der Gespenster-Krimi wurde ja wieder neu aufgelegt, weil es die Nachfrage wohl gibt. Neben den Serien aus den Verlagen gibt es aber auch einige Selbstpublisher, die ihre Serien selbst auflegen, durch Facebook, Insta und Co. gut in Kontakt mit den Fans stehen und so eine große Reichweite dafür haben. Das scheint auch gut zu klappen. Als Beispiel dazu fällt mir die Serie ‚Dämonenjäger Isaac Kane‘ von Ulrich Gilga ein (www.schreibwerkstatt-gilga.de). Eine wirklich tolle und atmosphärische Serie.
Ich glaube Grusel ist zwar eine Art ‚Nische‘, wenn man diese mit Krimi oder Western vergleicht, aber trotzdem gut verbreitet und hat eine große Community.


Michael Schmidt: Was liest du selbst wenn du nicht gerade eigene Geschichten entwirfst?

Alexander Weisheit: Mein Lesespektrum geht so zwischen Grusel und Fantasy hin und her. Stephen King und Wolfgang Hohlbein gehören schon seit der Schulzeit zu meinen Favoriten. Natürlich ist ‚John Sinclair‘ ebenso seit gut vierzig Jahren mein ständiger Begleiter. Zwischendurch darf es dann auch mal ein ‚Isaac Kane‘ sein, oder auch ‚Die Erben Abaddons‘ von Thomas Lohwasser, Vanessa Kaiser und Thomas Karg. Dann hat mich das ‚Zeit-Epos‘ von Axel Aldenhoven sehr begeistert, sowie die Fantasy-Reihe ‚Die Phileasson-Saga‘ von Bernhard Hennen und Robert Corvus. Von Robert Corvus lese ich zur Zeit die vier-wöchentlich erscheinende Fantasy-Serie ‚Die Vagabunden‘. Sehr zu empfehlen, wie ich finde! Klasse! Wie immer gibt es so viele gute Bücher und leider so wenig Zeit, diese zu lesen …

Michael Schmidt: Noch ein Wort an die Meute dort draußen!

Alexander Weisheit: Ich hoffe, mein Roman verbreitet große Freude, oder hat sie verbreitet. Denn er ist ja bereits Anfang 2024 erschienen und offiziell nur noch als eBook zu bekommen. Obwohl ich noch ein paar zusätzlich gekaufte Romane hier bei mir habe, die ich gerne signiert verkaufe. Meldet euch doch bei mir 😁
Und wenn er euch gefallen hat, freue ich mich darüber, zu den ausgewählten Heftromanen in die Endrunde des Vincent-Preises zu kommen. Das wäre wirklich unglaublich! Es sind diesmal wieder so viele gute Romane dabei, wo ich mich selbst nicht entscheiden könnte, wen ich wählen würde …

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