Interview mit Patrick Grieser

Vincent Preis: Lieber Patrick, herzliche Glückwünsche zunächst für die Nominierung von DUNWICH – EIN REISEFÜHRER als Beste Anthologie 2010.
Hat dich der Erfolgt von ARKHAM – EIN REISEFÜHRER dazu veranlasst, auch einen DUNWICH-REISEFÜHRER zu veröffentlichen oder war es von Anfang an geplant alle „Lovecraft-Cities“ zu bedenken?

Patrick Grieser: Es gab schon im Vorfeld Überlegungen mehrere Reiseführer auf den Markt zu bringen. Die Entscheidung habe ich aber von den Verkaufszahlen abhängig gemacht. Damals herrschte die allgemeine Auffassung, dass sich Anthologien am Markt nicht verkaufen würden. Viele Anthologie-Projekte floppten. Ich denke, dass wir mit dem Arkham-Reiseführer das Gegenteil bewiesen haben. Der Arkham-Reiseführer wird heute noch zu sehr beachtlichen Geldsummen auf Ebay versteigert. Das Buch ist nach wie vor sehr begehrt und stellt ein Sammlerstück dar. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden Dunwich und Innsmouth in der Edition Arkham herauszubringen. Durch die Limitierung auf nur 99 Exemplare haben Lovecraft-Leser echte Sammlerstücke in ihrem Regal stehen.


VP: Nachdem in ARKHAM ausschließlich deutsche Autoren enthalten waren, sind in DUNWICH mit Jason Brannon und Thomas Riley auch internationale Autoren enthalten. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

PG: Die Arkham-Anthologie enthält mit „Träume im Hexenhaus“ auch eine längere Kurzgeschichte von H. P. Lovecraft, sodass nicht nur deutschsprachige Autoren vertreten sind. Jason Brannon habe ich durch seine Novelle „Die Kirche der toten Zungen“ kennengelernt, die ich damals übersetzt habe. Er hat mich angefragt, ob auch Interesse an einer Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Thomas Riley bestehe, der in den Staaten bereits in mehreren Horror-Anthologien vertreten sei. Ich habe mir mehrere Geschichten von ihm angesehen und danach sofort mit ihm Kontakt aufgenommen.

VP: In 2011 wird außerdem INNSMOUTH – EIN REISEFÜHRER erscheinen. Diesmal keine Originalanthologie, sondern die Übersetzung der preisgekrönten Sammlung SHADOWS OVER INNSMOUTH (Hrsg. Stephen Jones). Was bedeutet mehr Arbeit? Eine Anthologie mit neuen Texten zusammenzustellen oder eine bestehende übersetzen zu lassen?

PG: Eine komplett neue und eigenständige Anthologie ins Leben zu rufen, erfordert sehr viel Zeit und Arbeit. Das fängt schon damit an, ein möglichst gutes Konzept zu entwickeln, das den Leser anspricht. Die Auswahl an guten Beiträgen ist das A und O. Die Koordination und Abstimmung mit den Autoren, Lektoren usw. gestaltet sich dabei nicht immer leicht.

VP: Wie entstand die Idee, die Anthologien als Reiseführer anzulegen?

PG: Den Gedanken eine eigene Lovecraft-Anthologie zu verwirklichen, trage ich schon seit Langem mit mir herum. Während meiner Schulzeit kam ich durch das Computerspiel „Shadows of the Comet“ mit dem Lovecraft-Kosmos das erste Mal in Berührung. Danach habe ich fast alle Kurzgeschichten von Lovecraft verschlungen. Mir kam es darauf an, etwas Neues und Originelles zu schaffen. Alle Autoren sollten sich an ein und demselben Schauplatz kreativ „austoben“ können.
VP: Kannst du uns verraten, was den Horror-Fan zukünftig im Basilisk-Verlag erwartet und wie es in der Edition Arkham weitergeht?

PG: Demnächst erscheint als Hardcover mein Horror-Roman „Der Primus“. Der Roman ist vermutlich neben dem „Hüter des Taermons“ mein bislang umfangreichstes Werk. Die Arbeiten sind fast abgeschlossen, es müssen noch 3 – 4 Kapitel geschrieben werden. Leider bin ich sehr stark mit meiner Dissertation ausgelastet, die ich im Sommer abgeben möchte, sodass die Schreibarbeiten vorerst ruhen. Außerdem wäre da noch der neue Horror-Roman von Jason Brannon zu nennen, den er gerade fertig gestellt hat und den ich sehr gerne im Basilisk Verlag veröffentlichen möchte. In der Edition Arkham wird es noch die ein oder andere kleine Überraschung geben …

VP: Sind weitere Reiseführer geplant? z.B. Kingsport?

PG: Es wird einen weiteren Innsmouth-Reiseführer geben und als Abschluss möchte ich den Lesern noch einen Kingsport-Reiseführer anbieten. Der Kingsport-Reiseführer wird bislang unveröffentlichte Kurzgeschichten von amerikanischen Schriftstellern enthalten, die bereits Interesse signalisiert haben an der Anthologie mitzuwirken.

VP: Woher rührt – deiner Meinung nach – das ungebrochene Interesse an H.P. Lovecrafts Geschichten und Mythen?

PG: Lovecraft ist es mit seinen Geschichten gelungen, ein sehr komplexes und beängstigendes Universum zu kreieren. Man sieht wie viel Mühe und Zeit Lovecraft in seine fiktiven Welten gesteckt hat. Der Mann hat mit viel Herzblut gearbeitet. Der Mensch sieht sich Kräften gegenüber, die ihn winzig und unbedeutend erscheinen lassen. Der Mensch steht nicht im Mittelpunkt der kosmischen Schöpfung. Obwohl er den ungleichen Kampf gegen die fremden Gewalten aufnimmt, ist sein Bemühen fast immer zum Scheitern verurteilt. Das fasziniert mich …

VP: Herzlichen Dank für das Interview und viel Glück beim Vincent 2010.

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