Interview Vincent Voss VP 2024

Das Gespräch führte Elmar Huber.



Vincent Preis: Moin Vincent, du bist bereits ein alter Hase, in Sachen Vincent Preis und regelmäßig mit Kurzgeschichten und Romanen auf den Short-Lists vertreten. Für das Jahr 2023 sogar in beiden Kategorien gleichzeitig und mehrfach

Überhaupt hast du einen unfassbaren Output an Kurzgeschichten und Romanen. Wie gestaltet sich dein „Schreib-Alltag“? Hast du eine Schreibroutine? 


Vincent Voss: Es ist schön, dass es nach einem unglaublichen Output aussieht. Ich empfinde es gegenteilig. Ich komme viel zu selten zum Schreiben. Nach der Leipziger Buchmesse nehme ich aber wieder sehr viel Aufwind mit und diszipliniere mich sehr. Immer, wenn irgendwie eine Zeitinsel ist, schreibe ich jetzt. 





VP: Lass uns doch für den VP 2023 mit deiner Kurzgeschichte „Die Verschwörung der Mähroboter“ beginnen. Die Story hat mich doch sehr an die belebten Maschinen eines Stephen King erinnert – zum Beispiel an „Rhea M.“, den Blutdurst in „Der Mangler“ und ein wenig auch „Der Rasenmäher-Mann“ –. Ist „Die Verschwörung der Mähroboter“ deine Hommage an dieses spezielle Motiv des King of Horror?


VV: Nö. Ich habe in der Zwielicht-Reihe gemerkt, dass ich dort vermehrt literarische Ängste zu Technik aufarbeite. Wahrscheinlich ist „Frankenstein“ aus einem ähnlichen Motiv heraus entstanden und King hat immer schon sehr sensible Antennen für gesellschaftliche Sollbruchstellen gehabt. „Trucks“ würde mir in der Aufzählung noch fehlen. Von daher ist es nicht direkt eine Hommage, aber darf gerne so gelesen werden. 


VP: Gibt es den Q-11-11 (ein Grill, der nahezu vollautomatisch und wunschgemäß Fleisch brät und würzt) eigentlich wirklich?


VV: *lacht* Nein, den gibt es so nicht, aber ich finde die Tendenz, alles im Detail technisch lösen zu wollen, führt dazu, dass es ihn bald geben wird. Ich habe noch so einen alten Holzkohlegrill im Garten. Der scheint mir nicht so bedrohlich …



VP: In der Romankategorie bist du heuer gleich zweimal vertreten. Eigentlich sind beim VP  Doppelungen ausgeschlossen aber die Ko-Autorenschaft mit Constantin Dupien macht es möglich. Worum geht es in eurem Roman „Ruf der Dunkelheit“ und wie kam es zu der Zusammenarbeit?


VV: Constantin trat mit der Idee an mich heran, ein gemeinsames Projekt zu beginnen. Ich kenne ihn durch die Mängelexemplare, ein deutschsprachiges Anthologieprojekt, bei dem er als Herausgeber arbeitet. Er arbeitet sehr gewissenhaft, ist extrem nett, also habe ich darüber nachgedacht. Nun ja, er kann auch sehr beharrlich sein und schließlich haben wir uns zusammen hingesetzt und einen Roman geschrieben. Am einfachsten schien uns, dass jeder jeweils aus einer Perspektive heraus schreibt und so hat Constantin aus der Sicht eines deutschen Soldaten und ich aus der Sicht eines britischen Soldaten das Grauen in den Schützengräben im ersten Weltkrieg beschrieben. Wie aktuell das ist und wie gut das funktioniert habe ich richtig krass auf einer gemeinsamen Lesung gemerkt. Eigentlich müssten wir das Teil mal vertonen …



VP: Außerdem ist „Der Fliegenmann“ nominiert. Der Titel lässt an den legendären Mottenmann denken, doch es geht um etwas anderes, oder?


VV: Es ist ein psychologischer Horror-Roman im Gewand eines Exorzismus-Sujets. Ich habe mir überlegt, wie kann etwas Böses eine Familie entzweien? Das Böse passt hier natürlich ausgesprochen gut, wenn man einen lieben und liebevollen Menschen umsessen lässt. Wunder dich nicht, so heißt es in der katholischen Fachsprache. Es war hart, sehr hart, diesen Roman zu schreiben. Ich finde ihn, was den Grad des Horrors angeht, am gruseligsten bisher.  




VP: Nach „Im Eis“ ist „Der Fliegenmann“ der zweite Roman, in dem Amelie Fischer eine Rolle spielt. Werden wir die  Ethnologie-Professorin noch öfter treffen?


VV: Tja, das hängt ja auch immer davon ab, wie sehr die Lesenden eine wiederkehrende Hauptfigur mögen. Augenblicklich schreibe ich wieder an einem Roman mit Amelie und sie macht mir unglaublich Spaß und entwickelt, so wie sich auch langsam die Welt und die Geschichte, wie sie mit „Im Eis“ begann, langsam weiter entwickelt. 


VP: Vielen lieben Dank für das Interview


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