Marc Gore zu Gast beim Vincent Preis

Interview mit Vincent Voss


Stell dir einen schlichten, schwarzen Raum vor, zwei sich gegenüberstehende blutrote Kanapees, einen schlichten, weiß lackierten Tisch, eine weiße Vase mit einer schwarzen Dahlie zum Inhalt. Im Hintergrund hören wir Congreed : https://www.youtube.com/watch?v=laALQvDvDfk&pbjreload=10

 

VV: Moin Marc, herzlich Willkommen hier beim Vincent Preis. Schön, dass du da bist. Was möchtest du trinken?

MG: Howdy Man, what about an ORGASM-Cocktail?


VV: Deine Erzählungen aus „Cronology Part 1: 1998 - 2011“ aus dem Torsten Low Verlag  haben es bis in die Endrunde des Vincent Preis´ für die beste Storysammlung geschafft.  Wie fühlt sich das an?

MG: Ist das erste Mal, dass etwas von meinem Geschreibsel bis dorthin gekommen ist. Zu viele Leute machen ja lieber einen Bogen um mich.

 VV: Du hast, so wird ersichtlich eine derbe lange Schreibpause eingelegt. Warum? 

MG: Das Interesse am Schreiben hat sich ziemlich verflüchtigt. Hielt mehr Ausschau nach Möglichkeiten zum Gründen einer Death Metal-Band oder nach Mitwirkung in Horrorfilmen. Letzteres hat ja zumindest in den letzten Jahren geklappt.

VV: Ausnahmslos alle Geschichten spielen in den Staaten und dort vornehmlich im Süden. Zumindest lese ich das so. Warum eigentlich?

MG: Die meisten richtig krassen sleazy Filme kommen aus den Staaten. Staubige Highways, Serienkiller, großkalibrige Straßenkreuzer und abgesägte Schrotflinten passen am Besten in das Land der Sterne auf der Flagge. Was Europa betrifft, bereise ich viel Andalusien und weitere medierrane Gegenden. Ich bin generell für den Süden geboren. Lange heiße Sommer, manchmal von lauem Frühling unterbrochen, so stelle ich mir das perfekte Wohlfühlklima vor. Man darf nicht vergessen, dass unsere Mittelmeerländer richtig schön radikale Polizei-Gangster-und Splattermovie fanbriziert haben. Poliziottesco… Das Wort werde ich wohl nie richtig aussprechen können, nur schreiben... mit Stars wie Henry Silva oder Tomas Milian etwa, dann natürlich die Horrorsachen der ganzen Fuclis und D‘Amatos, aber auch raffinierte Gialli von Dario Argento. Wenn dieser abgefuckte Virus es wieder zulässt, stehen bei mir ein paar griechische Inseln zum Bereisen an.

VV: Ich finde die einleitenden Worte zu jeder Geschichte toll. Deine Geschichten verstehe ich alle als Reminiszenzen zu Slasher- und Splatterfilmen aus den 80/90ern, oder? 

MG: Yeah, wie eben auch schon genannt.

 VV: Warum wolltest du denn eine Visualisierung dieser Art in einen Text bannen? Ich frage das, weil ich weiß, wie das unsichtbare Grauen im Text gut bei mir wirkt, frage mich aber,  was der Effekt ist Splatter zu verschriftlichen und wie du da rangegangen bist?

 MG: In der Schule früher, als erste Stories im Deutschunterrricht entstanden, hatte ich immer die derbsten Horror-und Actionstreifen vor Augen. Weil mit die Möglichkeiten fehlten, auf einem Regiestuhl Platz zu nehmen, hab ich sozusagen die eigenen B-Movies am Reißbrett konstruiert.

VV: Ich habe nicht alle der genannten Filme gesehen, finde aber dennoch, dass du an das Thema sehr kreativ rangehst und es bisweilen bizarr erweiterst. Also, in einigen Geschichten humorig einen Tick drüber. Gerade, was die Rednecks angeht. Wie kommen dir da die Ideen für die Figuren? Wie zum Beispiel in deiner Geschichte „“The Terror of Alabama“? Die fand ich übrigens sehr geil …

MG: Kennst du den Charakter Trap Jaw von MASTERS OF THE UNIVERSE? Natürlich waren alle meine Buddies in den 80ern im totalen He Man-und Skeletor-Fieber. Und Trap Jaw war ja so einer mit einem mechanischem Kampfarm, wo man verschiedene Werkzeuge und Waffen drüber stuplen konnte. Dazu noch der künstliche Unterkiefer, und damit als Vorlage entstand halt der Tools in der Story. Der andere ist ja bloß ein mutierter Affenmensch, der zu blöd ist, die Alte in seinem Käfig auch richtig zu pimpern und sich dann lieber einen runter holt. Das ist schon ein Schenkelkopfer, der auch auf der Leinwand gut funktionieren könnte.

 

VV: Jepp, der Affenmensch war derbe geil. Ich finde bei einigen Geschichten wiederholen sich die stereotypen Figuren, d.h. starke Kerle, schwache Frauen. Ist das den Filmvorbildern geschuldet oder steckt da ne Aussage hinter?

 

MG: Hinter meinen Stories steckt keine tiefere Aussage. Just bloody Entertainment. Aber es gibt ja auch stärkere Frauen in der einen oder anderen Szene.

 


VV: Was fasziniert dich an dem Rape&Revenge-Setting ?

MG: Gehört nicht zu meinen Lieblingssubgenres. Der eine oder andere Film diente als Vorlage für NEVADA SLUT TORTURERS. Das beste Material aus der Richtung ist der gute alte „Muttertag“.

 VV: „Bloodsucking Whore“ war für mich meine herausragende Geschichte in diesem Band. Bemerkenswert sind deine Bandbeschreibungen, bzw. deine Einblicke in den Death-Metal. Kein Spruch, das hat Musik erlebbar werden lassen. Und auch Nancy kommt als starke Frau mit dunkler Vergangenheit sehr gut rüber. Beinahe auch ne Lovestory. Bist du viel in der Death-Metal-Szene unterwegs? Wie kam es zu der Geschichte?

 MG: Na, da ist ja schon mal ein Beispiel für eine Tough Lady, die ich schon mal in meinen Stories angesprochen hatte. Fuck, ich bewege mich ja in der Metalwelt ja nun schon seit 30 Jahren intensiv. Das fing ja mit Kreator und Sodom an und ging dann weiter mit den amerikanischen Death Metal Acts. Als das „Legion“-Album von Deicde heraus kam, hab ich es mir aufgrund eines Tipps einer meiner Schulhofkumpane zugelegt, und dann war es um mich geschehen. Zu „Bloodsucking Whores“ kam es halt, weil mich schon die 80er Jahre Streifen inspirierten, die das Thema Horror mit Metalmusik verbanden. Das waren ja überwiegend diese typischen Hairspraybands, also warum nicht mal das Genre mit dem fiesen Death Metal- Millieu verbinden?

 VV: „Creature in the cellar“ ist auch noch einmal ganz anders, finde ich. Fast wie ein modernes, trauriges Märchen. Interpretier ich da richtig, dass sie deshalb auch den Abschluss bildet?

 MG: Das war nur reiner Zufall. Ich musste ja irgendwann den Schlussstrich ziehen, ungefähr so in der Mitte der vorhandenen Stories, so dass die zweite Hälfte nun im Nachfolgeband verarbeitet werden kann.

VV: Wie viel von dir steckt in deinen Geschichten? Also, versteckte Aussagen, Haltung, etc. da ist ja doch immer, zumindest bei mir, was dabei …


 MG: In mir steckt viel von der Musik drin, die in den Stories erwähnt wird.

VV: Hast du mal daran gedacht, dich an einen Roman zu setzen?

MG: Eigentlich nicht. So weit reichen die Ideen auch nicht. Kurze knackige Stories, die schnell auf den Punkt kommen.

VV: Wie bist du eigentlich mit „Horror“ sozialisiert worden?

 

MG: Ein gleichaltriger Nachbarsjunge damals hat von seiner Mom oft die besten Videos vorgesetzt bekommen, und ich was Dauergast… Das war das kultige VHS-Boom, der Videothekenzeitalter der 80er. Und wir Kids voll drin.

 VV: Kenn ich! Du bist auch Schauspieler, richtig? Warte, lass mich raten? Horror mit viel Blut? Erzähl doch mal bitte davon …

 MG: Ja, das erste Mal stand ich für die Leute der Psycho Productions vor der Kamera für den spaßigen „König der Kannibalen“. Bisher ergab sich meistens tatsächlich Extremhorror, wie zuletzt „Nocta“ von den Psychos. Allerdings hatte ich auch Auftritte in reinen Monsterslapsticks wie „Moormonster 2“ und in einem Mysterythriller namens „Sonata del Corvo“, beide von den bayrischen Brandlgeschwistern.

VV: Braucht es das Übersinnliche für dich? Man könnte ja so auch in den Thriller-Bereich gehen, oder?

MG: Ich habe ja einige Serienkillerformate geschrieben. Da war ja schon keine Fantasy mehr drin. Abgesehen von Alpträumen wie etwa in ORGIASTIC, wo es dann auch wieder surreal zugehen konnte.


VV: Was war denn das Gruseligste, das dir selbst passiert ist?

MG: Ein Schulhof voller Schlagerfuzzis, whoaaaargh!

VV: Lach! Glaubst du, es gibt so etwas? Das Übersinnliche? Karma?

MG: Ich bin totaler Atheist.

VV: Marc, was steht denn für die Zukunft an? Auf was dürfen sich deine LeserInnen freuen?

 
MG: Einige weitere Stories in Anthologien. Die „Fleisch“-Reihe sei schon herzlich empfohlen.

VV: Yeah! Vielen Dank,  dass du da warst und viel Erfolg für die Endrunde!

MG: Thanks Man!




Bullets (Wie aus der Pistole geschossen …)

 



VV: Pizza oder Burger?

MG: Schwierig zu sagen. Beides Grundnahrungsmittel. Ich lebe generell für Schnitzel, Steaks, Burger und Burritos. Ich grille fast täglich oder suche den Mejicano meines Vertrauen auf. Hier in Delmenhorst das „El Mariachi“, der einzige Mexikaner hier, wenn man nicht extra nach Bremen zotteln will. Feinste Tex/Mex-Küche. Beste Burritos und Burger.

VV: Heftigster Horrorfilm für dich?

MG: Schwer zu sagen.

VV: Warum?

MG: Sorry, muss ich passen...

VV: Bestes Konzert und warum?

MG: Deicide mit Cannibal Corpse zusammen in Hamburg so 2000. Gleich beide am selben Abend auf einer Stage.

VV: Dracula oder Frankenstein?

MG: Dracula

VV: Deine Waffe bei einer Z-Invasion wäre …?

MG: Am Besten eine schöne Repetierflinte.

VV: Schreiben ist für mich …?

MG: Eine gute Gelegenheit zum Abreagieren.

VV: Katze oder Hund?

MG: Beides. Zu meinem Leben passt aber eher Katze, die kann sich auch mit sich selbst beschäftigen.

VV: Diese Frage nervt??

MG: So lang mir niemand mit Schwanzvergleich kommt oder so was, lässt sich ziemlich alles aushalten.

VV: Rob Zombie oder John Carpenter?

MG: Im Großen und Ganzen John Carpenter.

VV: Deine letzten Worte?

 
MG: Stay sick, Folks!

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