Das Team des Vincent Preises: Nina Horvath

 

Nina Horvath lebt in Oberösterreich und ist eine passionierte Schreiberin von Kurzgeschichten, die sie auch regelmäßig veröffentlicht. Außerdem war sie selbst (Mit)herausgeberin von Anthologien. 2012 gewann sie den Deutschen Phantastik Preis. Vor allem ist sie aber passionierter Phantastik-Fan und ist neben ihrer Tätigkeit im Internet und in Printmedien auch regelmäßig auf Conventions unterwegs. 2015 war dabei ein besonderes Jahr, da sie als Gewinnerin des TransAtlantic Fan Funds über einen Monat lang in Nordamerika unterwegs war, um das europäischen Science-Fiction-Fandom zu repräsentieren. 





Warum wolltest Du den Vincent Preis überhaupt übernehmen?

Übernehmen … das klingt so feindlich. Im Grunde genommen war es so, der Preis war zwar immer noch beliebt und es gab auch viele, die helfen wollten, ihn zu erhalten, aber die richtige Verantwortung hat jeder gescheut, ich ja erst auch. Ich habe mir dann aber doch ein Herz gefasst, vor allem, da ich dieses Jahr in keinen Interessenkonflikt mit eigenen Werken gerate und einmal pausierte Projekte eben schwer wieder zu starten sind. Ich wollte also versuchen, diesen interessanten Literaturpreis ins nächste Jahr rüberzuretten. Er soll auch weiterhin Horrorschaffende anspornen!


So, jetzt bist Du ja für den Vincent Preis eingesprungen. Wie schaut das aus mit der Erfahrung? Warst du bisher als Helferin beim Vincent Preis unterwegs oder hast du bei anderen Literaturpreisen mitgemischt?

Nein, Helferin beim Vincent war ich nie. Aber ich bin tief in der Phantastikszene verwurzelt. Grundsätzlich weiß ich bei nennenswerten Phantastikpreisen, wie sie funktionieren. Dieses Jahr habe ich beispielsweise ein Nominierungsformular für den Kurd-Laßwitz-Preis ausgefüllt, da darf anders als beim Vincent nicht jeder mitwählen. Ich war auch schon selbst oft nominiert und habe auch schon gewonnen – beispielsweise den Vincent Preis als Herausgeberin oder den Deutschen Phantastik für die beste Kurzgeschichte. Ein besonderes Erlebnis war es auch, als ich 2015 einige Hugo Awards auf der großen Bühne der Worldcon in Spokane – das ist in US-Staat Washington – offiziell an die Gewinner übergeben durfte. Das ist übrigens eine ziemlich lange Geschichte, wie ich zu der Ehre gekommen bin. Außerdem bin ich seit einigen Jahren immer wieder als sogenannter delegate bei den ESFS-Awards für mein Land im Einsatz gewesen. Das kann man sich so ein bisschen wie eine Science-Fiction-Variante des Eurovision vorstellen. Da treten alle europäischen Länder mit ihren besten Werken – in mehreren Kategorien – gegeneinander an und ich manage das für Österreich. Für so ein kleines Land schlagen wir uns übrigens sehr gut. Binnen vier Jahren hatten wir Österreicher zwei Mal einen Grand Master Award, das ist schon was!


Jetzt steht deine Mailadresse ja an mehreren Stellen im Blog – haben sich denn da viele gemeldet?

Ja, als die Nominierungsrunde gestartet ist, haben mich täglich mehrere Personen angeschrieben. Meistens ging es darum, Werke in den Listen eintragen zu lassen. Zusätzlich haben wir noch Kommentare im Blog und im Phantastik-Forum. Das ist aber inzwischen eher wenig, kann aber jederzeit wieder in die Höhe schießen.


Was sind denn die häufigsten Missverständnisse bezüglich des Vincent Preises?

Es heißt Vincent Preis 2020 – für 2020 erschienene Werke. Er wird bekanntermaßen aber 2021 verliehen. Das sorgt leider immer wieder für Verwirrung. Ich glaube aber, dass eine Namensänderung das auch eher verschlimmern als verbessern würde.

Das aber mit Abstand häufigste Missverständnis ist, die Listen zum Vincent Preis mit Nominierungen zu verwechseln. Das wird auch gerne mal so auf Facebook stolz verkündet, dass man nominiert wäre. Aber die Listen sind lediglich ein Hilfsmittel, um den Leserinnen und Lesern aufzuzeigen, was es überhaupt gibt, vielleicht auch einen Aha-Effekt hervorzurufen, dass man das doch gelesen hat oder vielleicht auch denkt: „Oh, mein Lieblingsautor hat ein neues Buch, das hol ich mir mal!“. Wer tatsächlich etwas nominieren will, muss aber ein Formular ausfüllen und es per Mail einreichen. Die genauen Regeln stehen da auch drinnen, das Lesen der zweiten Seite klärt über das Meiste auf, ansonsten bitte ein Mail an mich!


Oft hat man dann ja doch nicht so viel von den Neuerscheinungen in dem Bereich gelesen. Macht es für Leser Sinn, dennoch abzustimmen?

Auf jeden Fall! Klar, eine Jury müsste doch alles zumindest antesten, aber das kann man von Lesern, die sich die Bücher ja auch kaufen müssen, nicht erwarten. Wenn jemand also beispielsweise einen Roman gelesen hat und sonst nichts und den preiswürdig findet, dann ist okay, eben nur dieses Buch zu nominieren. Wenn möglichst viele das machen, haben wir danach trotzdem ein repräsentatives Ergebnis.


Schlagen die Leser auch mal etwas vor, das, wie man so unschön sagt, für den Vincent Preis nicht relevant ist? Macht Ihr denn Qualitätskontrollen?

Der Vincent Preis ist ein Publikumspreis, erlaubt ist, was gefällt. Und zwar keiner elitären Jury, sondern eben Leuten, die gerne Horror lesen. Das kann natürlich eine Geschichte über jemanden sein, der in düsterer Stimmung tiefsinnigen Gedanken nachhängt und wo sich das Grauen auf leisen Sohlen in die Handlung schleicht – oder auch ein einziges Zombiekettensägenmassaker. Horror hat viele Fassetten und letztendlich soll die Mehrheit entscheiden, was sie am Siegertreppchen sehen will!

Was wir allerdings möglichst nachprüfen, ist vor allem das Ersterscheinungsjahr, das muss eben für den aktuellen Vincent Preis 2020 ist – 2021 ist erst nächstes Jahr dran. Und die Sache mit dem Genre. Natürlich sind klare Genrezuordnungen schwierig, aber so wie eine Schwalbe noch lange keinen Sommer macht, ist es nicht Sinn der Sache, jeden Krimi mit einer Leiche, jede Dystopie und jede High-Fantasy mit einem düsteren Bösewicht mit rein zu nehmen. Es ist nun mal ein Horrorpreis. 


Und sollen Euch Autoren und Verlage Bücher schicken?

Nun, alle Teammitglieder sind natürlich Büchernarren. Nein zu sagen fällt bei entsprechenden Angeboten natürlich schwer – und ja, die gab es schon –, aber für Verlage ist es wohl vernünftiger, Freiexemplare an engagierte Rezensenten zu verschicken. Der Vincent ist nämlich ein Publikumspreis, es zählt nicht, was unser Team über ein Werk denkt, sondern ob es die Leserinnen und Leser begeistert. Wir selbst haben da nur wenig zu sagen – ein Wahlformular pro Person, das nicht mehr und nicht weniger zählt als von allen anderen auch.


Und braucht ihr noch Hilfe?

Wir sind jetzt ein fünfköpfiges Team, haben die Aufgaben sinnvoll verteilt und zu jedem Thema gibt es auch mehrere Meinungen anzuhören. Jetzt noch ein neues Teammitglied einzuführen, das würde für mehr Unruhe sorgen, als es Nutzen bringt, vor allem da wir schon fast am Ende der Nominierungsrunde angelangt sind. Man kann sich allerdings jetzt schon Gedanken machen, wie es nächstes Jahr aussieht. Das Team wird nämlich sicher nicht zur Gänze dabeibleiben und beim freiwilligen Melden hat sich niemand für die nächsten zehn Jahre verpflichtet! Und speziell, falls sich wer Änderungen wünscht - nur zu! Es ist vieles möglich, es muss halt jemand selbst in die Hand nehmen. Bei gewissen Ideen fällt halt sehr viel Organisationsarbeit an, das muss einem bewusst sein, 


Apropos Ende … welche Termine sollten die Wählerinnen und Wähler denn im Auge behalten?

Da ist natürlich zuallererst mal schon der nächste Samstag, der 6. März, an dem die Nominierungsrunde endet. Timo und ich werden die Stimmen möglichst rasch auszählen. Anschließend können dann die bestplatzierten Werke oder im Fall des Lebenswerkes, Personen, in der Endrunde gewählt werden. Diese ist am 10. April vorbei, die Preisverleihung findet am virtuellen MarburgCon am 24. April statt. Selbstverständlich gilt das Jahr 2021 für alle diese Datumsangaben.


Und was wünscht Dir jetzt erst mal für den Vincent Preis?

Momentan einfach mal, dass die Nominierungsrunde zu einem guten Abschluss kommt. Ich denke da Schritt für Schritt und das Auszählen wird bestimmt langwierig, da bin ich ohnehin mal beschäftigt. Am Ende sollte die Preisverleihung aber ein Highlight für die ganze Horrorszene werden!

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