Die Schauerliste Oktober 2019

An dieser Stelle wollen wir regelmäßig beachtenswerte Werke des Genres Horror und unheimliche Phantastik präsentieren. Diese Schauerliste hat keine Vorgaben, es werden Neuerscheinungen ebenso wie Klassiker, aber auch Youngtimer, also Geschichten, die weder alt noch neu sind, berücksichtigt. 
Auch ist es völlig egal, ob es sich um lange oder kurze Romane oder Storysammlungen handelt. Renommierte Verlage, Autoren und Kritiker nennen uns ihre Favoriten, und wir geben ihnen hier eine Plattform. 
Die Schauerliste Oktober weist auf fünf interessante Neuerscheinungen der letzten beiden Jahres hin.


Andreas Laufhütte - Das ewige Spiel (Eldur Verlag, 2019)
Mein Name ist David Riemschneider. Ich bin 48 Jahre alt, 1,85 Meter groß, und ich habe einen Hirntumor.
Mit diesen Worten beginnt eine zunächst gewöhnlich anmutende Schicksalsgeschichte, die aber im weiteren Verlauf zunehmend groteskere Züge annimmt, insbesondere, was die Halluzinationen des Icherzählers angeht.
Und irgendwann stellt einer der behandelnden Ärzte die Frage aller Fragen: Was, wenn das gar keine Halluzinationen sind?
Ist dann aber stattdessen das ganze bisherige Leben Davids eine Einbildung, inklusive seiner über alles geliebten Frau? Die nächtlichen Schreie, die er während seines Klinikaufenthaltes aus einem Nachbarzimmer hört, sagen ihm etwas anderes.





Michael Mikolajczak - Engel (Luzifer, 2019)
Stimmen bevölkern Vincents Kopf, flüstern ihm zu, wie er in der Welt des gewalttätigen Vaters und der religiösen Mutter überleben kann. Die Stimme des Künstlers ist besonders stark in Vincent, sie beginnt seine Hände zu führen, treibt Vincent an, Kunst zu schaffen. Der Tod wird zu Vincents künstlerischer Obsession. Aus Tierknochen baut er bizarre Plastiken des Todes, folgt dabei der Stimme des Künstlers in seinem Kopf.
Vincents Mutter erkrankt. Im religiösen Wahn verspricht sie auf dem Totenbett, ihrem Sohn einen Engel zu schicken.
Vom Tod der Mutter traumatisiert, wartet Vincent auf das Erscheinen des Engels. Er hofft auf ein Wesen, das ihn von seiner Einsamkeit und seinen seelischen Narben befreit, auf einen Engel der Gnade und der Liebe.
Vincent wartet lange und vergeblich und beschließt, sich einen Engel zu erschaffen. Er wird zum Knochendieb, zum Tiermörder, zum Leichenschänder, zum Mörder. Besessen von seinem Wunsch nach Erlösung und angetrieben von der Stimme des Künstlers, baut Vincent aus seiner knöchernen Beute einen Engel, nennt diesen zärtlich „seine Adlerfrau“.
Vincent sehnt sich nach einem menschlichen Ebenbild seines leblosen Engels. Besessen von dem Gedanken einer fleischgewordenen Adlerfrau beginnt er eine verzweifelte Suche.

Oliver Sumami - Alles über Frau Dohle (2018)
Alles über Frau Dohle erzählt die unglaubliche Geschichte von Maria Holtzmacher, die aber geradezu unerträglich spießig beginnt. Maria führt ein eher langweiliges, ereignisloses Leben als Ehefrau eines cholerischen, reichen Unternehmers mit Hang zum Alkoholismus und Mutter von Katharina und Tom. Eines Tages rettet sie eine junge Dohle vor einer Katze. Das verletzte Jungtier überlebt, doch es lernt nie zu fliegen, und so lebt Herr Klostermayer, wie sie den Vogel tauft, fortan bei ihr und verleiht ihr den Spitznamen Frau Dohle.
Alles ändert sich, als Marias exzentrischer Sohn Tom, ein begabter Künstler, bei einem Autounfall ums Leben kommt. Als sie in seinem Haus, das voll von Toms Kunstwerken ist, nach dem Rechten sehen will, entdeckt sie in einem versteckten Raum ein fast verhungertes Mädchen in einem Käfig. Soll Tom, ihr zwar eigensinniger, aber sensibler, ganz sicher harmloser Sohn, etwa ein psychopathischer Entführer und Vergewaltiger gewesen sein? Für Maria Holtzmacher und ihre Familie beginnt ein Albtraum aus Medienschlammschlacht, Shitstorm und Spießrutenlauf, doch trotz aller Widrigkeiten steht für Maria fest: Ihr Sohn war unschuldig, und sie wird es beweisen.

Markus Kastenholz (Hrsg.) - Malleus Daemonium 
( Hammer Boox, 2019)
Steht ihr auf klassischen Horror, der auf leisen Sohlen kommt? Dafür gibt es „Malleus Daemonium“. Hier werden eher die leiseren Töne des Gruselns angeschlagen. In fünf spannenden Novellen: John Patchs Leiche – Andreas Laufhütte Kummergestalt – Erik R. Andara Darkham: Blue – Markus Kastenholz Die verfluchte Hochalm – René Deter Totennacht – Torsten Scheib Mit einem Vorwort von Faye Hell Titelbild von Azrael ap Cwandera

Christian von Aster (Hrsg.) - Boschs Vermächtnis: Geschichten aus dem Garten der Lüste (Edition Roter Drache, 2018)
Der Garten der Lüste. Eines der mysteriösesten Bilder der Kunstgeschichte. Dunkel, sonderbar und geheimnisvoll.
Im Rahmen dieser Sammlung wagen 32 Autoren zwischen Phantastik und Historie das zu bergen, was Meister Bosch womöglich in seinem Tryptichon verborgen hat: Geschichten zwischen Schrecken und Wahrheit, Glaube und Ketzerei, die vom 15. Jahrhundert bis in die heutige Zeit reichen und dabei so verschieden sind wie das Paradies und Hölle. 32 Interpretationen abgründiger Kreaturen und Symbole. Geschichten, die den Leser staunen, schaudern, vielleicht gar schmunzeln, aber gewiss nicht gleichgültig lassen.




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