Alan Demore - “Wald der Gehenkten”
Doktor Barnes drehte sich um. Seine Augen hinter den Brillengläsern wurden groß, denn er konnte nicht begreifen was er sah. Der tote Waldarbeiter hatte sich vom Boden erhoben und blieb wankend stehen. Es war ein schrecklicher Anblick. Die rechte Gesichtshälfte des Mannes war völlig weggerissen. Hautfetzen und Sehnen hingen herab, von welchen sich dicke Blutstropfen lösten.
Paperback, ca. 70 Seiten, Euro 4,95
Deutsche Erstveröffentlichung.
Hier der Link zur Hörprobe: http://www.alan-demore.de/?page_id=170
Leseprobe:
Die MacCullen Brüder waren verhasst
unter den Bewohnern des nahen Dorfes. Dabei hatten sich diese nie etwas
zu Schulden kommen lassen.
Es lag einzig und allein an ihrer
Neigung dem gleichen Geschlecht gegenüber. Noch nie hatten sich die drei
Brüder für Frauen interessiert. Sie liebten Männer und machten aus
dieser Sache auch keinen Hehl.
Dafür hasste man sie. Man dichtete ihnen sogar ein Bündnis mit der Hölle an. Bezeichnete sie als Hexer.
Nein, so etwas durfte es nicht geben.
Kein Mann durfte einen anderen lieben, geschweige denn diesen sexuell
begehren. Da mussten dunkle Mächte ihre Hand im Spiel haben.
„Solche abartigen Gelüste können nicht
vergeben werden. Diese Art Menschen müssen geläutert und das Unreine aus
ihnen vertrieben werden. Denn sie sind vom rechten Pfade abgekommen“.
Diese mahnenden Worte des Pfarrers
stießen bei den Bewohnern von Ballham keineswegs auf taube Ohren. Man
versammelte sich, schmiedete Pläne, dem Treiben der MacCullen Brüder
Einhalt zu gebieten.
Und schon sehr bald stand fest, was
geschehen musste. Man wollte die drei Brüder nicht mehr in der
Dorfgemeinschaft haben. Entweder man vertrieb sie, oder aber, man
entledigte sich ihrer auf andere Weise.
„Sucht und tötet sie“, meinte schließlich das Oberhaupt des Dorfes. Keiner hatte etwas dagegen einzuwenden.
Ja, Hamish, Fraser und Angus sollten
sterben. Denn ansonsten bestand die Gefahr, dass auch andere deren
Neigungen erlagen. Oder vielleicht sogar von diesem bösen, unheilvollen
Virus infiziert wurden.
So bildete sich in einer finsteren Nacht der Mob.
Man vertrieb die drei Brüder schließlich
aus ihrem Haus und steckte das Gebäude anschließend in Brand. Dieser
verfluchte Ort, an welchem die MacCullens ihre dämonischen Orgien
feierten, musste dem Erdboden gleichgemacht werden. Die drei Brüder
wurden geschlagen, getreten, ausgepeitscht und es gelang ihnen mit
letzter Kraft in den nahen Wald flüchten.
Den ganzen nächsten Tag über konnten sie ihren Häschern ausweichen, diese quasi immer wieder umgehen.
Das Waldgebiet war riesig. Es bot genügend Verstecke, welche Hamish, Fraser und Angus auch ausnutzen.
Aber dennoch wurden sie entdeckt.
Jetzt konnte sie nichts mehr retten. Sie waren umzingelt. Unzählige Schwertspitzen zitterten über ihren Köpfen.
Einer der Männer schritt aus dem Kreis hervor und trat mit aller Kraft in den Unterkörper des jungen Hamish.
„Das ist für dich. Nun wird sich dort nie wieder etwas regen“.
Hamish wimmerte vor Schmerzen. Doch
keiner seiner Brüder konnte ihm helfen. Denn diese wurden plötzlich
ebenfalls Opfer unzähliger Tritte. Der Mob ließ seiner Wut freien Lauf.
Minutenlang trat man auf die am Boden liegenden Männer ein. Knochen
brachen, Blut spritzte.
Die schrecklichen Schreie der drei Brüder verloren sich im Wald. Doch niemand kam ihnen zu Hilfe.
„Genug. Hört auf. Die sollen noch mitbekommen wenn wir sie aufhängen. Los, packt sie“.
Brutal wurden die, vor Schmerzen jammernden Männer in die Höhe gezerrt. Sie konnten sich kaum auf den Beinen halten.
Ein bärtiger, wildaussehender Kerl spie
dem jungen Angus hasserfüllt mitten ins Gesicht. Dann schlug er zweimal
mit der Faust zu.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen